Ein paar verrückte Wochen liegen hinter uns. Und unser wohnmobiles Leben hat sich dadurch durchaus entscheidend verändert. Aber der Reihe nach.
Auf zum Caravan Salon
Bereits in Dänemark kam erstmals der Gedanke auf, ob ein neues MoMo für uns interessant sein könnte. Als wir in Faldsled den Eura Activa One 570HS von Theo und Pauline vorgeführt bekamen, wurden uns die Einschränkungen des MoMos noch mal deutlich vor Augen geführt: Heckgarage? Kennen wir nicht. Unser kleines Staufach im Heckboden und der von außen zugängliche Kleiderschrank sind alles, was wir vorzuweisen haben und wir haben durchaus eine gewisse Meisterschaft im platzsparenden Packen entwickelt.
Extrem spektakulär fanden wir vor allem die Rundsitzgruppe im Heck. Fenster auf allen drei Seiten! Ein großer Tisch! Platz zum Hinlümmeln für Regentage!
Und auch der geräumige „Flur“, wo man problemlos aneinander vorbeigehen kann, wenn der eine an der Küchenzeile steht, hatte es uns angetan. Wir hatten also eine Idee, was wir uns auf dem Caravan Salon unbedingt noch einmal anschauen wollten.
Oman oder Eura?
Auf dem Caravan Salon haben wir uns dann, wie schon im vergangenen Jahr, spontan in den Oman von Burow-Reisemobile verliebt. Die Optik gefällt uns, Herr Burow ist wirklich ein leidenschaftlicher Tüftler und mit dem Doppelkabinen-Ford-Ranger wäre jetzt auch das Platzproblem, was wir letztes Jahr noch gesehen haben, etwas reduziert. Wir sind spontan begeistert und überlegen wirklich, ob wir das machen sollen. Letztendlich entscheiden wir uns aber dagegen, da er sich gewichtsmäßig immer an der Grenze zur maximalen Zuladung (oder darüber…) befinden würde.
Und vom neuen Innendesign des Eura Activa One für das Modelljahr 2020 sind wir auf dem Messestand wirklich entsetzt. Da hat man anscheinend jemand mit ganz wenig Geschmack dazu aufgefordert, das ganze mal trendy und stylish zu designen. Leider sieht das am Ende für uns dann mit den lackierten hellen Fronten und dem gefaketen Rattandekor nur noch billig und geschmacklos aus. Und hat schon mal jemand drüber nachgedacht, was so ein ultrahelles Design auf längere Sicht in einem Campingfahrzeug bedeutet? So ein Fahrzeug wollen wir nicht!
Es sieht also alles danach aus, als würde alles beim alten bleiben. Denn Bimobil und Dopfer bauen zwar tolle Fahrzeuge, wollen dafür aber auch mehr Geld sehen als wir haben. Deutlich mehr. Und von den Lieferzeiten wollen wir da mal noch gar nicht reden…
Es macht Klick
Einen Tag vor unserer Abreise zur zweiten Schottlandtour des Jahres haben wir uns aus familiären Gründen schweren Herzens dazu entschieden, den Trip abzusagen. Familie geht vor. Quasi als Trauerkompensation wollen wir uns zumindest noch mal den „alten“ Eura aus dem Modelljahr 2019 angucken.
Der für uns nächstgelegene Händler ist Lehmann in Arnsberg. Trifft sich ganz gut, dass uns ein Ehepaar auf der Messe genau diesen Händler empfohlen hat, falls wir uns für einen Eura entscheiden würden. Er hat auch noch 2 Fahrzeuge auf dem Hof, eins mit Automatik, eins ohne. Als wir ankommen ist es schon eins weniger – das Womo mit Automatik ist just im Moment verkauft worden. D‘oh!
Wir lassen uns das übrig gebliebene Fahrzeug zeigen und sind erneut verliebt. Die wesentlichsten Unterschiede zu unserem guten alten Knaus:
- eine für unsere Verhältnisse gigantische Heckgarage trotz nur 5,99m Länge. Denn ein weiterhin kurzes Fahrzeug ist uns wichtig. Und überhaupt ist der Doppelboden ein genialer Stauraum, wo wir so viele Sachen einfach viel bequemer unterbringen könnten als im Knaus.
- die Hecksitzgruppe mit dem verschiebbaren Tisch und der Rundumsicht beendet alle Diskussionen, wierum man auf einen Stellplatz fährt. Einfach das Heck dorthin parken, wo die Aussicht ist und fertig!
- Von innen zugängliche und beheizte Wassertanks und auch die Hebel für Grau- und Frischwasserablass sind in der Seitenklappe untergebracht. Kein „unter den Wagen kriechen“ mehr, wenn das Grauwasser abgelassen werden muss oder Aufdrehen aller Wasserhähne, um das verbleibende Frischwasser abzulassen. Nicht spielentscheidend, aber praktisch.
- ein Alkoven mit 2 Seitenfenstern und vor allem ohne ein Heki, was wegen der Zwangsbelüftung im Knaus immer für laute Fahrgeräusche gesorgt hat. Oder auch schon mal unmotiviert während der Fahrt aufging. Das tolle Sternengucker-Glasdach, was Eura auch anbietet, hat dieses Fahrzeug zwar nicht, aber wir lassen uns damit trösten, dass es sich dadurch auch weniger stark bei hohen Außentemperaturen aufheizen wird. Und ob es ein Hagelunwetter wie in Torla überlebt, sei auch noch dahin gestellt.
- und für den autarken Komfort ist auch gesorgt: Mit der beheizten Duo-Control entfällt das Aussteigen in der kalten Nacht, wenn mal wieder die Gasflasche leer ist. Und Solar und Außendusche würden wir in Zukunft auch gerne in einem neuen Mobil haben.
- der Kühlschrank, der eher hoch als breit ist, scheint auch eine gute Sache zu sein. Auf jeden Fall wirkt er riesig.
Kurz überlegt
Also was tun? Wir fahren für einen Kriegsrat kurz an den Sorpesee und beraten uns. Die Verbesserungen wären uns schon sehr willkommen, da müssen wir nicht lange überlegen. Und der Preis, den wir von Lehmann für unseren Knaus kriegen, wäre auch okay. Denn der Hagelschaden aus den Pyrenäen macht unser Fahrzeug ja auch nicht gerade attraktiver für einen Privatverkauf. Also konsultieren wir unser Budget und stellen fest: Es geht. Und eine Stunde später haben wir einen Kaufvertrag unterschrieben. Auf der Heimfahrt kneifen wir uns mehrmals: Das haben wir jetzt echt getan? Und Annette denkt schon wehmütig daran, dass das jetzt auch einen Abschied von MoMo I bedeutet. Aber die Vorfreude überwiegt.
Ab Oktober sind wir also mit einem Eura Activa One 570HS unterwegs. Hätte mir das jemand Anfang des Jahres erzählt, ich hätte ihn für bekloppt gehalten. Und beim Gedanken, dass wir, wenn alles nach Plan gelaufen wäre, jetzt eigentlich irgendwo in Schottland stehen würden, explodiert mein Kopf vollends.
Es gibt Dinge, die sollen einfach genau so passieren!
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne
Und jedes Ende ist auf seine Art dann doch immer auch traurig. Als wir unseren guten alten Knaus Sky Traveller ausräumen, kommen wir uns ein bisschen vor wie der Vater, der Hänsel und Gretel demnächst im Wald aussetzen wird. So etwas tut man einfach nicht!
Aber es bringt uns auch zum Staunen, was wir auf den 5,61m in der Vergangenheit alles unterbringen konnten. Als unsere Garage mit allem Zeugs, was man so dabei hat, am Ende vollgestellt ist, sind wir schwer beeindruckt. Wie wird es sein, wenn das alles im Eura verschwindet? Hat man dann wirklich noch so viel Platz? Und guckt uns das alte MoMo nicht gerade vorwurfsvoll an?
Zulassungshickhack
Ich hatte mich natürlich alsbald um Versicherung und Neuzulassung gekümmert, so weit das möglich ist. Und dabei festgestellt, dass man in Remscheid 3 Wochen auf einen Zulassungstermin warten darf. Na super! Also bis 1. Oktober warten… Ein Tipp von unserer Metzgereifachverkäuferin bringt mich auf einen Zulassungsdienst, der sich eine Von-einem-Tag-auf-den-anderen-Zulassung vergolden lässt. Aber dafür könnten wir schon am 27.9. (wie mit Lehmann vereinbart) das neue MoMo übernehmen (und losfahren). Gebongt!
Aber eine Zulassung ohne Fahrzeugbrief ist etwas brotlos. Und genau hier gibt es Probleme. Nach einer Woche rufe ich bei Lehmann an, wo der Brief denn bleibe. „Keine Sorge, der ist garantiert Montag oder Dienstag bei Ihnen.“ Als er Dienstag natürlich nicht angekommen ist, wird Lehmann etwas hektisch (etwa vergessen…?) und sichert mir zu, dass der Brief jetzt aber garantiert per Express am Mittwoch käme. Morgens zwischen 8 und 10 Uhr.
Wer natürlich nicht kommt: Der Expressbote. Nicht um 8, nicht um 9, nicht um 10 Uhr. In der Sendungsverfolgung wird er aber als zugestellt vermerkt. Hä? Wie sich schließlich herausstellt, konnte er nicht zugestellt werden, weil Eura eine falsche Hausnummer auf den Brief geschrieben hatte. Und weil Express bei DHL ja wörtlich zu nehmen ist, ist die nächste Zustellung schon am Abend erst am übernächsten Tag möglich. Dann aber immerhin zwischen 8-9 Uhr.
Aber auch Freitags um 9 Uhr bleibt die Klingel stumm. Lehmann telefoniert mal wieder mit DHL und bekommt die Auskunft, dass die 40€ Expressgebühr ja schon mit dem missglückten Zustellversuch am Mittwoch abgegolten sei. Die Zustellung am Freitag sei reine Kulanz und erfolge zwischen 11 und 13 Uhr… Wir haben in der Tischkante seitdem ein halbkreisförmiges Loch, was ich wohl im Affekt hineingebissen habe…
Immerhin kommen die Papiere dann wie angekündigt und ich kann am Montag ganz früh in der Zulassungsstelle auf der Matte stehen. Wider Erwarten klappt dann auf dem Amt alles wie am Schnürchen.
MoMo-Tausch
Wir begeben uns also gegen Mittag auf die letzte Fahrt mit unserem Knäuschen. Der Weg führt uns dann zunächst zu IKEA, wo wir Stapelkisten und Haken für das neue MoMo kaufen. Und wieder fühlt es sich schmutzig an, alle Neueinkäufe in das alte MoMo zu laden, nur um es dann wenig später tatsächlich und unwiderruflich beim Händler abzugeben. Tschüss MoMo I, du hast uns treu durch unsere erste Zeit als Wohnmobilisten gebracht!
Nach gründlicher Einweisung besteigen wir dann unser neues Gefährt und können es immer noch nicht glauben: MoMo II ist am Start!
Und als wir anfangen, aus dem Eura ein MoMo zu machen, wird es für uns Stück für Stück begreifbarer. Das ist jetzt für die kommenden Jahre unsere rollende Heimat!
Worüber wir besonders happy sind? Dass sich alles so wunderbar leicht verstauen lässt und am Ende noch üppig Platz bliebe, um entweder Kisten zu stapeln oder aber unterwegs noch ein paar Einkäufe hinzuzufügen – was haben wir mit MoMo I immer neidisch beim Winzer geguckt, wenn andere sich die Heckgarage vollgeladen haben! Und leergewichtsmäßig und vom vorhandenen Stauraum haben wir gegenüber dem Oman von Burow, der uns ja auch angelacht hatte, einen Vorteil von locker 300kg. Also auch hier: Zufriedenheit! Jetzt muss sich das alles nur noch in der Realität bewähren.
Glückwunsch zum neuen MoMo!
Dankeschön!