Die letzten Wochen waren merkwürdig. Mit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine hat man den Eindruck, dass man von einer großen Krise in eine noch gewaltigere hineinschlittert.
Mit Corona haben wir uns arrangiert. Geboostert und vorsichtig mit Maske wird uns das Virus wohl nicht viel anhaben können, auch wenn wir überrascht sind, wenn wir von Freunden hören, wie heftig eine Infektion trotz Booster sein kann. Respekt haben wir durchaus noch, Angst aber keine.
Aber die Ungewissheit des Krieges, dass man nicht absehen kann, was als Nächstes kommt, macht auch uns ratlos. Die grässlichen Bilder aus der Ukraine verschlagen uns die Sprache. Das Grauen des Krieges ist zurück in Europa. Ist es überhaupt in Ordnung, in solchen Zeiten mit dem MoMo zu reisen?
Sagen wir mal so: unbeschwert geht anders. Aber das Daheimbleiben ist auch keine wirkliche Option. Was würden wir dadurch erreichen? Kein russischer Soldat würde dadurch weniger kämpfen, kein Wohnraum in der Ukraine bliebe dadurch von Bombardierung verschont, kein Kind müsste dadurch weniger Schrecken erleiden. Also beschließen wir: Auch in 2022 wird mit dem MoMo gereist. Eventuell sogar mehr denn je. Wir starten am 1.4. auf eine zweimonatige Herzenstour auf die britischen Inseln: England, Wales, Irland und Schottland stehen auf dem Programm. Was wir 2019 und 2020 verschieben mussten, kommt jetzt also geballt.
Neues Klo, neues Glück
Ein Projekt haben wir pünktlich vor dem großen Trip fertiggestellt. Endlich haben wir auch eine Trockentrenntoilette und können unserer guten alten Thetford-SOG-Toilette Byebye sagen. Für alle, die nicht wissen, was das ist und wofür es gut sein soll: Das wird hier ganz gut erklärt.
Aufgrund unseres winzigen Bades passt die Miniloo von Kildwick wirklich wie Pott auf Deckel in unseren Eura Activa One 570HS. Nochmal danke für den Tipp in den Kommentaren, Volker! Von der Miniloo hatten wir nämlich zuvor noch nie gehört, sondern immer nur die „üblichen Verdächtigen“ wie Nature’s Head oder Trelino im Blick.
Was mich als Doppeltlinkshänder besonders stolz macht: Wir haben uns für den Bausatz entschieden und nicht nur der Zusammen-, sondern auch der Einbau haben erstaunlich gut geklappt. Und da Annette in diesem Winter zur großen Möbelrestaurateurin geworden ist, gab es noch einen Anstrich und Sealer obendrein, sodass wir davon ausgehen, dass die Holztoilette auch in unserem Feuchtraum eine gute Figur macht.
Testfahrt
Vor der großen Tour auf die britischen Inseln wollen wir unsere neue Errungenschaft aber noch auf Herz und Nieren testen, damit wir unterwegs keine bösen Überraschungen erleben.
Unsere eigentlich geplante Tour ins Münsterland zerschlägt sich und wir sind etwas ratlos, wo es hingehen soll. Bei den Dieselpreisen von bis zu 2,30 € wollen wir jetzt gar nicht so viel Strecke machen. Denn der Tank ist nur halbvoll, weil der schlaue Micha Anfang März gesagt hat: „Ich bin doch nicht blöd und tanke jetzt für 1,80 €! Da warten wir mal schön bis Ende März…“
Und dieser gar nicht mal so kluge Satz sorgt für den nächsten Geistesblitz: Tanken? Billig? Was ist eigentlich mit Luxemburg? Und die Eifel ist doch auch immer eine Reise wert! Ich überprüfe also den Dieselpreis für Luxemburg und bin mit 1,70 € in diesen Zeiten hochzufrieden und kümmere mich um unsere Reiseziele.
Letztes Landvergnügen
Im letzten Jahr hatten wir uns wieder den Landvergnügen-Führer für kostenlose Stellplätze auf Bauernhöfen, Weingütern etc. besorgt. Wirklich ausgenutzt haben wir das Angebot aber nicht. Was zum Teil auch an der frustrierenden Anmeldeprozedur liegt. Denn anders als bei France Passion muss man sich hier meistens brav voranmelden und in der App jedesmal 3x bestätigen, dass man die Regeln kennt und kein Schmock ist. Man muss die Anbieter dann auch tatsächlich telefonisch erreichen können und dann noch keine Absage bekommen. Denn dieser Punkt nervt bei Landvergnügen wirklich. Fast immer musste ich mehrere Orte antelefonieren, weil es häufig die Auskunft gab: „Heute leider nicht, sorry.“ Und mit der saftigen Preiserhöhung auf 50 € für 2022 steht unser Entschluss fest, dass wir das eher nicht weiter bezahlen wollen.
Aber mit unserem 2021er-Landvergnügen kann man noch bis 31.3. das Angebot nutzen. Die neue Saison beginnt erst am 1.4.
Und wieder telefoniere ich mir einen Wolf, freitagmorgens um 9 Uhr. Erster Anruf: „Nein, bei uns kommt morgen das Fernsehen, da können wir heute keinen brauchen.“ Zweiter Anruf: „Ruft doch nachmittags noch mal an, vielleicht hat dann jemand abgesagt.“ Dritter Anruf: Keiner geht ans Telefon.
Ich bin schon schwer genervt, als mich Frau Wirtz von der Brennerei Eifelartefakt zurückruft. Klar könnten wir kommen, das sei doch kein Problem. Also fahren wir nach Messerich in die Eifel.
Im Obstgarten
Die Fahrt in die Eifel weckt Erinnerungen an unsere Jungfernfahrt mit MoMo Nummer Eins. Sonniges Wetter, aber eisig kalt.
In Messerich finden wir einen Stellplatz aus dem Bilderbuch vor. Denn nicht nur ist Herr Wirtz äußerst freundlich und entspannt, er bietet uns auch an, mitten auf der Obstwiese oberhalb der Nims zu stehen. Und falls wir uns am Hang festfahren sollten, hätte er auch das richtige Gerät, um uns wieder rauszuziehen. Na dann kann ja nichts schiefgehen!
Wir stellen uns also auf einen kleinen Panoramaplatz und können uns kaum vorstellen, dass beim Hochwasser im letzten Sommer auch dieses harmlose Flüsschen den halben Ort unter Wasser gesetzt hat. Heute sieht man von den Verwüstungen erstaunlicherweise nur noch wenig.
Trotz des wirklich eisigen Windes begeben wir uns auf eine Wanderung. Den Sonnenschein muss man einfach ausnutzen! Und es tut gut, mal wieder etwas anderes zu sehen als die heimatlichen Ausblicke zu Hause. Auch, wenn die Natur dem Frühlingsbeginn offensichtlich noch nicht so ganz traut. Denn irgendwie sehen die Bäume auf den letzten Metern des Winters immer so grau und fertig aus, als würde da nie wieder etwas Grünes daran wachsen können.
Bei einer abendlichen Verkostung überzeugen wir uns noch von der wirklich guten Qualität der Brennerei und finden mit dem „Feurigen Pfirsich“ einen überraschenden neuen Lieblingslikör. Sollte man probiert haben!
Zurück zur Our
Wir verabschieden uns am nächsten Tag schon aus der Eifel und wollen weiter nach Luxemburg. Sehr entspannt fahren wir durch die sonnige, hügelige Eifellandschaft.
Ich hatte mich auf lange Schlangen an den Grenztankstellen eingestellt, aber erstaunlicherweise ist es „normal“ voll, als wir in Vianden über die Grenze fahren. Ich spekuliere aber darauf, dass die Preise im Landesinneren vielleicht noch etwas niedriger sind und wir fahren weiter. Es stellt sich aber heraus, dass die Preise hier nahezu überall identisch sind: 1,76 € ist der Tagespreis heute. Ein echtes Schnäppchen in diesen Zeiten…
Im Dörfchen Roder finden wir einen Wanderparkplatz und können uns auf den Weg zur Our machen. Denn hier hatte es uns vor 2 Jahren so gut gefallen, dass wir gerne noch mal für eine Wanderung wiederkommen.
Vom Dorf aus kann man gemütlich, aber durchaus steil hinunter zur Our wandern und nach einem kleinen Stück am Fluss wieder zurück in die Höhe steigen. Nicht zu lang, nicht zu schwer: genau wie wir es mögen.
Clerf oder Clervaux?
Wir lösen noch ein Luxusproblem. Denn wir könnten uns verschiedene Übernachtungsorte vorstellen. Vielleicht wieder in der Eifel? Oder lauschig unten an der Our? Oder wir machen noch ein wenig Kultur und sehen uns das Kloster von Clervaux an. Zumindest ist der Name hier überall so ausgeschildert, obwohl in unseren Apps der deutsche Name Clerf steht. Wir entscheiden uns für eine Übernachtung in der Nähe des Klosters.
Am örtlichen Golfplatz, an dem schon tote Hose ist, finden wir einen leicht schrägen Parkplatz, der sich aber mit Keilen recht gut ausgleichen lässt.
Und am nächsten Tag werden wir zwar mit Bewölkung und eher trübem Wetter überrascht, haben dafür aber eine sehr gemütliche Rundwanderung mit wenig Begegnungen zur Abbaye de Clervaux, dem örtlichen Benediktinerkloster vor uns.
Heißer Scheiss
Und nach 2 Tagen Trockentrenntoilette sieht es so aus, als würde all das stimmen, was die Befürworter sagen. Die Handhabung ist easy und der Geruch kommt in erster Linie von unseren humusartigen Kokosfasern, die über das große Geschäft gestreut werden und eher nach Garten als nach Kloake riechen. Stinken tut hier nichts.
Der kleine Schreck, wenn man beim Geschäft glaubt, den altvertrauten Handgriff zum Öffnen des Schiebers der herkömmlichen Kassettentoilette vergessen zu haben, weicht dann der wohligen Erkenntnis, dass man das halt gar nicht mehr bedenken muss. Und dass man nie wieder eine Kassette mit nur halb aufgelösten und trotzdem stinkenden Fäkalien in die merkwürdigsten Entsorgungskonstruktionen schütten muss. Stand heute: Gute Umrüstung.
Wales, Irland und Schottland: Wir kommen!
Hallo Ihr Zwei, ihr sprecht uns aus der Seele bzgl. der derzeitigen politischen Situation! Genauso halten wir es auch und werden im Mai unsere Schottland-Tour wie geplant durchziehen! Leider noch ohne Trockentrenntoilette – die ist bis dahin immer noch nicht lieferbar! Wir haben uns für eine Clesana C1 entschieden – brandneues System, das uns überzeugt hat und diesbezüglich autarker macht. Vielleicht trifft man sich ja auf eurem Rückweg! Wir wünschen euch eine tolle Tour. Corinna & Wolfram von Wehr-Reinhold.de
Hallo,
falls diese Bilder auch mit der Fuji gemacht wurden, dann nehmt es mir bitte nicht übel aber die presets finde ich jetzt nicht der Renner, zu hart zu brutal.
übrigens von Viltrox gibt es jetzt endlich die 13er FB bei Rollei zu bestellen
mfg Klaus