Der geneigte Leser wird es bemerkt haben: Es gab einen Tag Auszeit.
Aber an den Fahrtagen, wo wir weniger erleben, gönne ich mir jetzt den Luxus, mal nicht täglich zu bloggen, sondern auch mal mehrere Tage zusammenzufassen.
Tut zum Ausgleich auch mal gut!
Unser Platz auf dem Övägen gefällt uns so gut, dass uns die Weiterfahrt schwerfällt. Das ist so entspannt hier! Aber andererseits: Uns trennen noch über 1000 Kilometer von zu Hause. Die wollen irgendwann dann doch einfach weggefahren werden.
Und da trifft es sich ganz gut, dass mehr oder weniger überraschend ein regelrechter Wolkenbruch einsetzt. Von sonnig über tröpfeln zu pladdern dauert es nur wenige Augenblicke.
Märchenschleuse
Wir teilen uns die Strecke in kleine Etappen ein, auf denen Trüffelschwein Annette immer feine Pausenplätzchen raussucht.
Ein besonderes Kleinod ist eines, welches sie hinter Västerås ausfindig macht: das Ekomuseum Bergslagen. Hier gibt es einen Platz an einem kleinen lauschigen Kanal, an dem entlang man wahrscheinlich super paddeln oder Fahrrad fahren kann. Leider ist mein Rücken immer noch malade, sodass wir uns das für einen späteren Besuch aufheben müssen.
Vättern mit Aussicht
Unser Tagesziel ist das Naturschutzgebiet Omberg an der Ostküste des Vätternsees. Das Besondere hier ist die exponierte Lage weit oberhalb des Sees und die Einbahnstraßenführung von Süd nach Nord.
Es gibt hier mehrere Möglichkeiten, für die Nacht zu parken, aber wir sind schon reichlich spät und es ist voll.
Am ersten Platz sind junge Vanlifer unter sich. An einem großen, asphaltierten Parkplatz ohne Aussicht steht dann die Weißware der älteren Generation. Beides nicht so unseres. Und an einem schicken Platz am Ufer des Sees ist es auch gut belegt – diesmal mit jungen Familien. Unser letztes As im Ärmel war heimlich mein Favorit: ein Platz oberhalb des Sees mit Panoramaausblick. Aber auch der: vollbelegt mit trendigem Jungvolk. Irgendwie erhöhen wir diesmal deutlich den Altersschnitt der Leute, die hier stehen wollen. Leicht frustriert und mit wenig Hoffnung fahren wir die urige Einbahnstraße durch den dichten Wald weiter und sehen wenig Veranlassung, noch etwas Gescheites zu finden. Sollen wir die Runde nochmal drehen und uns auf den allerersten Platz stellen?
Aber wie durch ein kleines Wunder finden wir dann doch noch einen mehr als ansprechenden Platz. Zwar nicht mit dem 180°-Panoramablick, aber mehr als hinreichend, um den wunderbaren Sonnenuntergang noch zu bewundern. Und für eine himmlisch ruhige Nacht an der Einbahnstraße, die nachts niemand mehr befährt.
Schottland-Kloster
Annette hatte herausgefunden, dass es hier noch die Klosterruine Alvastra in der Nähe gibt. Und bei uns werden dadurch natürlich Schottlandgefühle wach: Ruine geht immer!
Und tatsächlich erinnert uns hier vieles an Schottland, auch wenn wir den Eindruck haben, dass die Schotten es irgendwie besser drauf haben, ihre Uralt-Gebäude authentisch in Szene zu setzen. Die nachträglich bepflanzten Mauerkronen sehen sehr hübsch, aber irgendwie nicht „echt“ aus.
Andererseits: Der Polstersessel im Kirchenschiff ist schon eine sehr gute Idee!
Und die Influencer-Pest hat auch hier voll zugeschlagen. Ich fotografiere eine Influencerin, wie sie ein Influencerpärchen fotografiert, dass einen coolen Dude fotografiert, der an der Ruine hochgeklettert ist, obwohl überall „Klettern verboten“-Schilder angebracht sind. Oh boy…
Wanderung mit Rücken
Mein verknackter Rücken hat uns in den letzten Tagen von größeren Aktionen abgehalten. Heute wollen wir wenigsten die einstündige Wanderung auf den Hjässan machen. Das ist ein Aussichtspunkt, von dem man den gesamten Vätternsee überblicken kann.
Glücklicherweise geht es dem Rücken mit jeden Schritt ein bisschen besser und auch die Steigung macht er gut mit.
Der Ausblick versteckt sich bis zur letzten Sekunde, ist dann aber ein wirklich beeindruckendes 360°-Panorama, wo man auch das erstaunlich flache Hinterland bewundern kann.
Verrückter Zufall
Anschließend an die Wanderung geht es wieder auf die Straße. Die E4 hat uns wieder!
Kurz hinter Värnamo haben wir an einem Motorbootanleger ein schönes Pausenplätzchen ausfindig gemacht. Als wir gerade dort einparken, bimmelt Annettes Handy. Es sind Ronny und Isabell, die wir in der Nähe des Skuleskogen kennengelernt haben: „Ihr seid gerade an uns vorbeigefahren.“ Aus der Reihe „Verrückte Zufälle“ kurz hinter unserem Treffen mit Leo und Teresa in der Schweiz!
Wir gehen am Motorboothafen entlang zum vielversprechenden Hundebadplats, der am Ende einer Landzunge sein soll. Aber der ist dann eher ernüchternd langweilig – nicht zu vergleichen mit den dänischen Hundewäldern. Und angeleint müssen die Hunde trotzdem bleiben – was soll das denn?
Spontanes Glück
Unser eigentliches Tagesziel liegt noch 100 Kilometer entfernt. Aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass da noch was besseres kommen könnte. Denn wir befinden uns ganz in der Nähe des Bolmensees, der uns auf unserer allerersten Schwedentour schon gefallen hat. Und angeblich gibt es mehrere attraktive Möglichkeiten, hier einen Platz für die Nacht zu finden.
Direkt unser erster Versuch ist ein Volltreffer: Der Badplats Södra Fyllen ist wie gemacht für unseren voraussichtlich letzten Abend in Schweden: kein Mensch da, schöner kleiner See, große Wiese, Picknicktisch. Bäm!
Das Beste ist fast, dass wir hier die Hunde endlich einfach mal flitzen lassen können und sie raufend und Haken schlagend um die Wette rennen. So schön!
Grillen am See
Annette stellt fest, dass wir auch noch Grillgut im Kühlschrank haben, was wir nicht wieder mit nach Hause nehmen wollen. Daher wird der Tisch gedeckt, der Grill angeschmissen und wenig später gibt es Würstchen und Lofotburger, die mit Rucola und der leckeren Romsås von Bergmans gleich noch mal so gut schmecken.
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