Es wird stürmischer. Nicht so stark, dass wir im MoMo durchgeschüttelt werden. Aber so, dass es zusammen mit den gesunkenen Temperaturen richtig frisch wird. Herrlich frisch!
Denn es liegt eine Klarheit in der Luft, die erfrischt und uns so richtig durchpustet. Herrlich!
Wir möchten eigentlich nur einen kurzen Abschiedsspaziergang den Strand einmal hinauf und dann wieder hinab machen. Aber das plötzlich sonnige Wetter bietet zusammen mit Wind und Flut viele Motive zum Fotografieren. Nur schweren Herzens reißen wir uns los. Gottseidank, wie wir abends feststellen werden!
Bucht von Cherbourg
An die Bucht von Cherbourg haben wir keine großen Erwartungen. Um so begeisterter sind wir von dem, was sich auf der Straße vor und vor allem neben uns zeigt. Das Meer glitzert im tollsten Grünblau unter uns, die kleinen Sträßchen erinnern uns einmal mehr an Irland und wir cruisen entspannt in Richtung Großstadt.
Cherbourg sieht hübscher aus, als wir es befürchtet haben. Vielleicht also bei einer kommenden Tour doch mal einen Besuch wert. Aber für heute verzichten wir.
Le Grevillais
In Gréville-Hague machen wir noch einen großartigen Zufallsfund. Hingefahren sind wir nur wegen der Entsorgungsstation. Aber nicht nur ist es die Geburtsstadt von Jean-Francois Millet, einem bekannten französischen Maler, der hier mit einer Statue in der Ortsmitte geehrt wird.
Vor allem gibt es hier aber das „Le Grevillais“, eine Boulangerie. Und Patisserie. Und Chocolaterie.
Wir wollten nur kurz hinein, um ein Baguette für das Abendessen und vielleicht noch eine kleine Leckerei zum Kaffeetrinken zu besorgen. Aber als wir in den kleinen Laden hineinkommen, fällt unser erster Blick auf die großen, karamellisierten Gebäckstücke in der Vitrine. Sie erinnern uns an den Kouign Amann aus der Bretagne, diese sündhaft leckere Kalorienatombombe aus vor allem Zucker und Butter. Aber hier wird die Bombe etwas entschärft durch das Hinzufügen einer Füllung aus Apfel, Birne oder Beeren. Fast schon gesund! Und da so ein „Le Grevillais“ eine lokale Spezialität ist, müssen wir ihn natürlich probieren.
Aber auch Brote (ja, Brote, keine Baguettes!) in verschiedener Spezialzubereitung gibt es hier. Mit Nüssen, oder Aprikosen und Feigen. Und die Chocolaterie-Törtchen sehen auch hinreißend aus. Wir könnten problemlos die komplette Auslage wegkaufen. Nur nicht wegessen…
Wir entscheiden uns daher für Brot und zwei Grevillais und kündigen uns für morgen schon mal für einen weiteren Besuch an.
Am Semaphore
Die Landschaft hier am äußersten Zipfel erinnert uns schon seit heute Morgen an Irland. Mittlerweile scheinen auch die Straßen irisch enger zu werden und auf dem letzten, kurvig-engen Stück zur Pointe Jardeheu sind wir mal wieder froh, dass das MoMo mit seinen sechs Metern eher kurz ist.
Es wäre auch ein Jammer, wenn wir diesen schönen Ort nicht hätten ansteuern können. Die Küste hier erinnert uns an die Beara-Halbinsel im Südwesten Irlands. Und wer uns schon im vergangenen Jahr begleitet hat, weiß, dass wir es geliebt haben, dort unterwegs zu sein.
Nach einer Stärkung mit dem wie erwartet köstlichen Grevillais wollen wir ein Stück weit den Zöllnerpfad die Küste entlanglaufen.
Im Sturzflug
Wir lassen das MoMo am Seitenstreifen vor dem Sémaphore de Jardeheu zurück und stellen fest, dass das Leuchtfeuer wohl zu Ferienwohnungen umfunktioniert worden und Privatgrund ist. Aber man kann außen herum bis zur Spitze der kleinen Halbinsel laufen. Was ein Glück, dass wir das tun!
Denn was wir jetzt zu sehen bekommen, ist wirklich ein Spektakel erster Klasse. Schon zuvor hatten wir uns begeistert angesehen, wie das aufgepeitschte Meer gegen die Felsen brandete und waren damit bereits völlig zufrieden.
Aber an der Landspitze eröffnet sich auf einmal eine völlig neue Szenerie. Denn hier wimmelt es von Vögeln in der Luft! Und zwar sind es hier nicht die üblichen Möwen, auch wenn sie auf einen flüchtigen Blick genauso aussehen. Es sind Basstölpel, die hier auf Fischjagd gehen.
Und das ist mit Worten und Bildern gar nicht adäquat zu beschreiben. Man muss es wirklich erlebt haben, wie im Sekundentakt die Vögel aus der Höhe nahezu senkrecht hinunterstürzen, dabei zu kleinen, windschnittigen Geschossen werden, wieder auftauchen und sich fröhlich auf dem Wasser tummeln, bevor das Spiel von vorn losgeht.
Das ganze geht so schnell, dass man manchmal nur die Eintauchstellen sieht und es so aussieht, als würden große Regentropfen an diesen Stellen aufs Meer prallen. Spek-ta-ku-lär!
Zöllnerpfad
Wir können uns kaum losreißen von diesem Naturschauspiel. Aber wir haben dann doch Erbarmen mit der armen Toffi, die keinen Wuschelpelz wie Elli hat und irgendwann im eisigen Wind dann doch zu frieren beginnt.
Auf dem kommenden Weg kann sie sich jedoch wieder aufwärmen. Es gibt genug zu sehen und erschnüffeln und hin- und herzulaufen.
Wir kehren, von den Eindrücken noch ganz überwältigt, früher als gedacht ins warme Wohnmobil zurück, da es mittlerweile uns ein wenig kalt wird. Der Wind ist arktisch!
Mit unserem leckeren Brot aus Greville zaubert Annette einen Abendbrottisch, während ich mich durch Hunderte von Bildern arbeite, um etwas für den Blog auszuwählen. Eine süße Quälerei…
Vor allem, wenn man aus dem Fenster in Richtung Sonnenuntergang blicken darf.
Hallo Ihr 2, bin seit Beginn als blinder Passagier mit Euch unterwegs und genieße es, zur morgendlichen Unzeit (ca. 5h 🙈) auf Reisen zu gehen. Ein wenig fröstelt es mich manchmal, aber mein heißer, duftender Kaffee macht’s wieder gut. Wir kennen ja den Westen Frankreichs noch gar nicht, und ihr bestärkt uns in dem Glauben, dass dort das Schlaraffenland schlechthin beheimatet ist. Wir werden viel von Euch lernen 🤩
Und übrigens: die Basstöpel auf Island waren nach den Papageientaucher (eh klar, so putzig wie die sind🥰) meine Lieblingsvögel.
Habt weiterhin eine tolle Reise und liebe Grüße
Maria & Wolfgang & Flora
WAS??? Ihr wart noch nie in der Bretagne oder Normandie?
Sofort nachholen, Maria, sofort! Schmeisst alle Reisepläne getrost in die Tonne, ich bin sicher, ihr werdet es hier lieben.
Grandiose Landschaft, köstlichstes Essen und Endlosstrände für Flora zum flitzen – worauf wartet ihr noch?
Liebe Grüße
Micha (leicht euphorisiert nach einem weiteren fantastischen Tag…)