Das ging schnell. Was sich gestern Abend andeutete, ist heute mal so richtig eingetroffen: Es ist draußen grau in grau. Nicht ein Hauch von den knallig-sonnigen Farben, die uns gestern so begeistert haben.
Als wir irgendwann am Vormittag zum Strand aufbrechen, sieht die Ebbelandschaft komplett anders aus als gestern. Das Meer kann man lediglich erahnen und der Strand ist eine einzige beigegrau spiegelnde Fläche. Und außerdem liegt eine so hohe Feuchtigkeit in der Luft, dass die Brillen schnell mit feinen Tropfen benetzt und alle Klamotten anschließend so feucht sind, als seien wir stundenlang durch den Regen gewandert.
Ein Gutes hat das aber dann doch: Zum Fotografieren von unwirklich wirkenden Bildern ist das hier ausgesprochen fein!
Fermée
Wir haben Lust, endlich mal wieder mittags essen zu gehen. Im Nachbarort soll es ein äußerst vielversprechendes Restaurant geben. Aber so langsam werden wir traumatisiert: Nach dem „Un Monde sans Faim“ ist das jetzt das zweite Restaurant, was geschlossen hat, obwohl es eigentlich geöffnet sein sollte.
Stadtbummel in Coutances
Wir ändern den Plan und fahren weiter nach Coutances, wo wir unsere Vorräte in Boucherie und Boulangerie auffrischen wollen. Wir hatten allerdings nicht mit einer richtigen Stadt gerechnet. Sogar mit sehenswerter Kathedrale!
Und wie es scheint, ist Coutances dann noch eine Hochburg der Metzgerkunst. Wir sehen auf der Hauptstraße zwei Geschäfte, die damit werben, dass sie Champion de France waren – da hatten wir allerdings schon bei der Boucherie gegenüber der Église Saint-Pierre eingekauft. Und wie wir abends feststellen: dessen Produkte müssen sich nicht verstecken – sehr lecker!
Wir stellen außerdem fest, dass wir etwas unbeholfen durch die Stadt bummeln – haben wir so etwas seit Beginn der Pandemie überhaupt schon mal gemacht? Immerhin entdecken wir den Jardin des Plantes, der unter dem Motto „Süßigkeiten“ gestaltet wurde – stilecht mit Popcornmaschine!
Au revoir, Normandie
Wir müssen jetzt eine Grundsatzentscheidung treffen. Uns gefällt der Zipfel der La Manche so gut, dass wir auf jeden Fall noch einmal wiederkommen werden. Aber wir möchten schon sehr gerne auch in die Bretagne weiterreisen. Also machen wir hier einen Cut und verabschieden uns frisch verliebt von der Normandie.
Mittelalter
Unser erstes Ziel in der Bretagne wird eine Neuentdeckung: Fougères, was eher im Inland liegt. Mittelalterliche Altstadt mit Burg und kostenlosem zentralem Stellplatz hört sich einfach zu gut an, um es nicht zu besuchen. Und Meer hatten wir ja gerade reichlich.
In Fougères sind wir wieder mal platt von der vorbildlichen Womo-Infrastruktur in Frankreich. Unterhalb des Burgberges gibt es hier einen kostenlosen Stellplatz mit großzügigen Parzellen, der jetzt zwar keinen Schönheitspreis erhält, aber weitaus besser als eine asphaltierte Fläche und für den Stadtbesuch geradezu ideal ist. In den meisten anderen Ländern würde so ein Platz hinter einer Schranke verschwinden und mindestens 20 € kosten.
Nachtbesichtigung
Nachdem die Hunde eine kleine Pipi-Runde gemacht haben, begeben wir uns zu zweit auf Stadterkundung. Annette entdeckt einen ausgeschilderten Stadtrundgang, der uns oberhalb des Jardin du Val Nançon, aber außerhalb der Stadtmauer auf einem ziemlich dunklen Weg führt. Die Laternen sind offensichtlich einer Sparmaßnahme zum Opfer gefallen und werden gar nicht eingeschaltet.
Dafür ist in der Oberstadt dann noch mal mehr Stadtleben als in Coutances. Plötzlich sehen wir sogar eine lange Schlange von Menschen, die vor einer Kirche anstehen. Gibt es hier so viel Begeisterung für einen Gottesdienst? Mitten in der Woche? Natürlich nicht. In der Église Saint Leonard findet ein Konzert statt. Von Laurent Voulzy, von dem wir Banausen bisher noch nie etwas gehört haben…
Wir nutzen die Gelegenheit vielmehr, die schön illuminierte Kirche zu fotografieren und auch mal beleuchtete Kirchenfenster von außen abzulichten. Die Gelegenheit hat man ja auch nicht oft.
Auf dem Weg zurück werfen wir (jetzt von oben) einen Blick aufs Schloss und kontrollieren schon mal, ob die gelobte Creperie Tivabro zumindest geöffnet hat. Hat sie. Da wir aber abends schon Baguette mit den Einkäufen aus Coutances gegessen haben, freuen wir uns morgen auf ein leckeres Mittagessen.
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