Was haben wir gestern gehadert. Und auch heute fängt der Tag wenig anders an als der gestrige aufgehört hat. Der Nebel ist lediglich heller geworden. Als aber beim Frühstück auf einmal ein Ansatz der Berge ringsum zu sehen ist, überlegen wir, ob das ein gutes Zeichen ist und sich auch hier oben auf Langøya das gute Wetter durchsetzt. Dann würden wir die Dronningruta laufen, eine Wanderung mit spektakulären Aussichten.
Aber der Nebel wird schon wieder dichter und die Vorhersagen für diese Region sind nicht hundertprozentig sonnig. Und da der Wetterbericht für die Lofoten nichts anderes als reinen Sonnenschein vorhersagt, sind wir einfach weg. Ab zur Sonne!
So schnell so schön
Und das Verrückte passiert praktisch schon nach ein paar Kilometern: Der Nebel ist weg und vor uns liegt nur noch Fjord und gewaltige Landschaft. Meine Güte, was wir gestern alles nicht gesehen haben!
Wir folgen wieder mal unserem Prinzip der „road less traveled“ und nehmen bewusst nicht die schnelle RV82, sondern den Eidsfjordveien, der uns mit Blick auf die Berge jenseits des Fjords verwöhnt und vor allem nahezu menschen-(sprich: auto-)leer ist. Wunderbar entspannt zu fahren, auch wenn die Straße manchmal etwas hubbelig wird.
Das Beste sind dann die Aussichten aufs weite Meer und später auf die Böröysundbrücke, die aus der Entfernung noch schmal und zerbrechlich wirkt, aber aus der Nähe dann gewaltig nach oben steigt und in elegantem Schwung hinüber Richtung Hadseloya führt.
Von Hadseloya aus werfen wir dann schon alsbald einen ersten Blick auf die mächtige Lofotenwand von Austvågøya und müssen uns wirklich kneifen: Da fahren wir tatsächlich gleich mit der Fähre hin!
Austvågøya
Auf der Fähre gleiten wir dann nahezu lautlos und bei schönstem Sommerwetter auf die Lofoten zu. Viel besser kann man das nicht haben! Uns gefällt ja vor allem der Strøna, ein Verwandter unseres Lieblingsberges Niesen im Berner Oberland.
Nach der Ankunft in Fiskebøl folgen wir auch hier nicht der vielbefahrenen E10 nach Svolvaer, auch wenn das landschaftlich bestimmt super sein würde. Wir fahren lieber die kleine Straße, die an der Nordseite der Insel entlangführt. Wer kann denn auch ernsthaft zu dem Namen Midnatssolveien (Mitternachtssonnenstraße) nein sagen?
Die Straße führt uns entlang malerischer Fjordeinbuchtungen und teilweise durch sogar richtig ländlich wirkende Gegenden.
Wir merken nachmittags, dass es langsam Zeit wird, das Gesehene auch mal zu verarbeiten und einen Gang runter zu schalten. Man kommt bei all der Grandiosität ja gar nicht mehr hinterher!
Schon wieder Camping
Von den Bildern im Internet könnte der Sandsletta Campingplatz ja etwas für uns sein. Aber kurz vorher finden wir auch wunderbare Stellen zum Freistehen am Wasser – was also tun? Wir entscheiden uns dafür, einen Blick auf den Campingplatz zu werfen und dann zu entscheiden. Und als wir traumhafte Lage sehen und merken, dass wir nicht an der Straße, sondern direkt am Wasser stehen können, fällt die Entscheidung dann ganz schnell.
Da es Nachmittag ist, gibt es gar freie Platzwahl. Nicht mal im Ansatz vollbelegt – das ändert sich aber gegen Abend, als immer mehr Fahrzeuge ihre Tagestripps beenden. Die kriegen dann aber nicht den tollen Platz, wo wir jetzt stehen: Direkt am Wasser mit Zugang zu den Booten, die hier am Campingplatz kostenlos benutzt werden dürfen. Da sind die 270 Kronen für den Stellplatz wirklich ein richtig gutes Angebot!
Paddelglück
Bei den Booten hat man die Auswahl zwischen Tretboot(!), Ruderboot oder Hartschalenkajak. Da man auch hier keine Pumpe für unsere Scubis hat, weichen wir gerne auf das angebotene Kajak aus.
Ich fahre allein los und werde schnell mit dem neuen Gefährt vertraut – es lässt sich hervorragend fahren.
Hinter einer Biegung finde ich dann ein absolutes Traumhaus – viel besser kann man es von der Lage kaum vorfinden. Würde ich glatt nehmen!
Und dann noch die Möwen- und Seeschwalbeninsel direkt vor der Haustür. Ich setzte mich still hin und beobachte das Treiben. Für einen kurzen Augenblick paradiesischer Frieden.
Nachdem wir uns standesgemäß bei diesem Prachtwetter unsere Lofotburger und Würstchen gegrillt haben, kommt Annette auch noch mal in den Genuss einer Paddeltour unterhalb der Lofotenkuppe. Wieder was gelernt: Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass man auf den Lofoten mit so spiegelglatter Wasseroberfläche rechnen kann.
Wenn wir nicht wüssten, dass es noch viel Tolles auf den anderen Lofoteninseln zu entdecken gibt: Wir würden an diesem schönen Fleck Erde jetzt ein paar Tage abhängen.
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