Irgendwie hatten wir uns mehr von unserem Platz in Puoltsa versprochen. Aber vielleicht sprechen einfach die Umstände gegen das Gutfinden. Das Wetter ist trüb und am gestrigen Abend gab es wieder heftige Mückenattacken, sodass wir nur drinnen sitzen konnten. Und heute haben wir auch keine Zeit mehr, den Ort zu erkunden, da es uns magnetisch weiter nach Westen zieht. Das nennt man wohl einen Fall von schlechter Planung. Aber gemessen an unseren sonstigen guten Entscheidungen auf dieser Reise wollen wir da mal nicht so sein.
Abisko ruft
Auch beim zweiten Anblick gewinnt Kiruna keinen Schönheitspreis. Nee, wat ist das hässlich hier. Selbst der ICA, in dem wir noch mal vor Norwegen unsere Schweden-Vorräte auffrischen, wirkt irgendwie minderbemittelt. Nicht mal frische Kanelbullar haben die hier!
Die ersten 50 Kilometer auf dem Weg zur Grenze zu Norwegen sind dann eher langweilig und trist. Erst, als wir den Torneträsk-See erreichen, wird das plötzlich anders. Und zusätzlich zum See kommen dann noch richtige Berge ins Spiel, die das Ganze schon viel sehenswerter machen. Von den tollen Spiegelungen im Wasser ist bei dem trüben Wetter heute allerdings nichts zu sehen.
Als wir schließlich im Abisko-Nationalparkszentrum ankommen hat es sich sogar richtig eingeregnet. Mühsam ergattern wir noch einen Parkplatz am Naturum – erst nach unserer Wanderung sehen wir, dass das Parken mit Womo am Parkplatz des Sessellifts viel einfacher gewesen wäre…
Kungsleden
Als der Regen für einen Augenblick aufhört, bereiten wir uns für die kleine Wanderrunde vor, die man hier machen kann. Regenzeug und leichtes Gepäck reichen für die 1½ Stunden.
Hier ist der Beginn (oder das Ende) des Kungsleden, des berühmten Langstrecken-Wanderwegs hier im Norden.
Und den hat man hier wirklich kunstvoll inszeniert: Mit einer Art Eingangspforte, durch die man hindurchschreitet und anschließend einem Fußgängertunnel, der kunstvoll gestaltet ist und dazu werden samische Gesänge abgespielt. Gleichzeitig rauscht auf den ersten Metern neben einem der Abiskojokk mächtig vorbei. Mehr Motivation für einen Wanderweg geht ja kaum!
Und so sehen wir auch die Langstreckenwanderer beim Loswandern und beim Ankommen.
Erstere sehen aufgeregt-gespannt aus. Insbesondere einem Viertrupp begegnen wir erstaunlicherweise immer wieder. Einer von ihnen erinnert uns an den pummeligen Sam aus Game of Thrones – ob der weiß, auf was er sich da eingelassen hat?
Letztere sehen teilweise reichlich fertig aus. Bei einem in Sandalen machen wir uns Sorgen, ob er die letzten Meter überhaupt noch schafft. Und die Sandalen trägt er bei dem Wetter wahrscheinlich auch nicht ganz freiwillig…
Es ist ein ausgesprochen schöner Weg, den man auf dem ersten Teilstück immer etwas oberhalb des Flusses entlang wandert. Zum Teil geht man durch knorrige Birkenwäldchen, die sich hier gegenseitig zu stützen scheinen.
Nasses Laufen
Für die zweite Hälfte des Weges wird man dann in einem Bogen vom Fluss weg wieder zum Naturum zurückgeführt. Immer wieder geht es dabei über moorige Gebiete mit Holzbohlenstegen.
Und da der Regen inzwischen leicht aber regelmäßig auf uns prasselt, sind wir am Ende froh, dass wir nur die kleine Runde machen und im Womo in trockene Klamotten wechseln können.
Auf nach Norwegen
Was jetzt kommt, ist für uns eine echte Novität: Wir fahren (Tusch!) vom verregneten Schweden ins trockene Norwegen. Verkehrte Welt! Aber wenn der Wetterbericht nicht völlig lügt, wird es in Norwegen so schön werden, wie es an der Ostküste Schwedens vorgestern noch war.
Aber zunächst mal fahren wir durch grau-trübes Bergwetter. Brrrr!
An der Grenze überraschen uns 2 Dinge: Zum einen, dass Riksgränsen nicht etwa die Grenze ist, sondern der Name einer Ansiedlung vor der Grenze. Achwas!
Zum anderen, und das viel mehr: An der norwegischen Grenze ist nichts los. Nada. Niente. Keine Kontrolle, keine Corona-Tests. Nix. Wir sind völlig von den Socken. Die Norweger sollen doch so streng sein? Also viel Lärm um nichts. Na toll!
Wir sind beide aus dem Häuschen, dass das jetzt so einfach geklappt hat. Keine Covid-Kontrolle, keine Hundekontrolle, keine Alkoholkontrolle!
Aber Norwegen empfängt uns trotzdem standesgemäß. Nämlich mit irrer Strecke und dichtestem Nebel, sodass ich lieber mal die Nebelschlussleuchte anmache und mich langsam durch diese Suppe taste.
Endlich da
Nach 20 Kilometern kommt dann noch eine dicke Überraschung: Die Norweger haben ihre Kontrollstation nämlich einfach ins Tal verlegt – laut Aussage des freundlichen Beamten, der unsere Impfzertifikate scannt und die Persos kontrolliert, weil das für sie einfacher so sei…
Aber ab hier sind wir jetzt offiziell in Norwegen willkommen. Hurra! Und ich muss gestehen, dass mich das glücklicher macht, als ein schnöder Grenzübertritt das eigentlich sollte. Corona hat auch seine guten Seiten: Man weiß Freiheit wieder so richtig zu schätzen!
Wir sind auch beide sofort wieder mit dem Norwegen-Virus infiziert. Mann, was ist das einfach schön hier. Die Berge, die Fjorde, das Licht, die Luft, der Geruch! Und wir sind ja noch nicht mal an unserem Ziel, den berühmten Lofoten angekommen.
Qual der Wahl
Bei einer Fika am Fjord versuchen wir, eine kluge Entscheidung zu treffen. Wir haben jetzt (mindestens) eine Woche in dieser Region und bei bestem Wetter vor uns. Wo also anfangen? Was weglassen? Wir entscheiden uns dafür, erst mal die „klassischen“ Lofotenorte abzuklappern. Die sind ja nicht ohne Grund so beliebt und sehenswert. Sollte uns das dort alles zu überlaufen und touristisch sein, können wir immer noch einen Plan B schmieden.
Wir beschließen, einen letzten Abend auf dem Festland zu verbringen, da wir in dem Örtchen Evenskjer einen vielversprechenden Platz kurz vor der Brücke nach Hinnøya, der größten Insel der Vesterålen gefunden haben.
Das geht ja gut los
Als wir auf die Zielgerade einbiegen sind wir schon mal vom Blick über den Fjord geflasht. Norwegen spielt einfach in einer anderen Liga als andere Länder. Selbst bei dem zunächst noch durchwachsenen Wetter sieht das besonders aus. Quasi als wir an unserem Stellplatz ankommen schaltet das Wetter dann um auf „schön“. Also sonnig und mit immer wolkenloser werdendem Himmel.
Da wir um kurz vor sieben angekommen sind, heißt das nach Nordland-Logik, dass noch vier Sonnenstunden vor uns liegen. Genial!
Wir benötigen diese Zeit auch, um zu realisieren, dass gerade ein neuer Abschnitt der Reise begonnen hat: Norwegen und Lofoten, wir freuen uns auf euch!
Hey ihr vier 😊
herzlich willkommen in Norwegen 🇳🇴
Seit 45 Jahre unsere 2.Heimat 👍
Wir teilen eure Ansicht..Norwegen ist etwas besonderes 👌👌👌
Wir wünschen euch viel Spaß und viel Sonne 🌞..haben diese für euch bestellt 😉😉😉
Weiterhin gute Fahrt
Gruß
Husky und Seewolf
Annegret und Werner
Ich freue mich auch sehr, wieder mal zu den Lofoten zu reisen, wenn auch nur virtuell. Danke fürs Mitnehmen und eine schöne Zeit weiterhin
Viele Grüße Familie Weber