Mit dem grandiosen Sonnenaufgang in den Bergen wird es fürs Erste nichts. Wir hatten uns den günstigsten Wetterbericht für den Tag angeguckt und der versprach halbwegs sonniges und nicht zu kühles Wetter. Was wir kriegen: grauer Himmel durch den sich die Sonne kaum durchkämpfen kann.
Fürs Erste ist uns das aber reichlich egal. Wir sind ja schließlich zum Vergnügen hier. Und das bereiten wir uns mit einer Wanderung oberhalb von Brigels.
Steil hinauf
Schon auf den ersten Metern können wir uns für die klare Luft und die malerischen Kühe am Wegesrand begeistern. Auch die Kapelle Sogn Sievi, die oberhalb des Dorfes thront, ist schnell erreicht.
Danach wird es wirklich steil. Es geht mehr als ordentlich hinauf. Zumindest so sehr, dass wir Flachlandtiroler reichlich den Kreislauf anregen. Da es aber gleichzeitig eine wunderbare Alpenlandschaft ist, macht die Anstrengung nicht wirklich etwas aus. Wir genießen es, hier zu sein und trutzige Berghütten, sprudelnde Bäche und urige Bergwäldchen zu sehen.
Im Regen zurück
Der Bergbach der nun gut gefüllt neben uns hinabrauscht heißt Flem. Und er könnte mit dem hellgrün scheinenden Wasser genauso gut in Norwegen zu finden sein.
Ab 1500 Höhenmetern geht es für uns in einem großen Bogen zurück nach Brigels. Vereinzelt landen Schneeflöckchen auf Ellis Fell. Und wir stellen fest, dass es sich von nun an immer mehr einregnet. Nicht doll, aber unaufhörlich.
Daher sind wir ganz froh, dass wir auf einem Waldweg hinab gehen, der uns auch ein wenig vor dem Regen schützt.
Über den Pass
Nachdem wir uns etwas gestärkt haben und im örtlichen Volg-Supermarkt noch etwas Geld u. a. für Mutschli und Mandelgipfel gelassen haben, verlassen wir Brigels. Aber wir kommen gerne noch mal wieder.
Bei überraschend sonnigem Wetter können wir die Fahrt über den Lukmanierpass in Angriff nehmen. Es ist ein wahrer Augenschmaus, die blühenden Alpwiesen links und rechts zu sehen.
Am Pass wird fleißig gearbeitet und immer wieder gibt es kleine Baustellen, an denen wir einspurig vorbeigeführt werden. Aber an einer Stelle gibt es zusätzlich zur Ampel einen Baustellenposten. Warum bloß?
Wir sind gerade bei Grün losgefahren als er uns ein Zeichen gibt, stehenzubleiben. Als ich das Fenster runterfahre, erklärt er mir: „Das dauert jetzt ungefähr 10 Minuten.“ Annette und ich lachen über diesen gelungenen Scherz.
Solange, bis wir sehen, dass es keiner war: Ein Kipplaster fährt in die Engstelle und ein Bagger entlädt ihn Stück für Stück…
Ansonsten finden wir den Lukmanierpass super. Sehr abwechslungsreich, mit aufregenden Tunneln und tollen Aussichten, aber immer gut zu fahren. So macht das Spaß!
Camper unerwünscht
Ein gutes Stück hinter der Passhöhe, aber immer noch reichlich hoch, haben wir einen Platz in Pian Segno gefunden, der sich geradezu perfekt anhört: einsam, Ausgangspunkt für schöne Wanderungen und mit 10 Franken für die Parkuhr einer der preiswerteren Schweizer Stellplätze.
Aber als wir dort ankommen, sind wir verwirrt. Ein Großteil des Platzes ist matschig und die Parkuhr ist demontiert. Als wir uns schon über einen kostenlosen Platz freuen, sehen wir aber auf der Hinweistafel, dass nicht nur Camping verboten ist, sondern auch Wohnmobile unerwünscht sind.
Bei einer Runde über die Hochebene mit den typischen grauen Tessiner Häusern stellen wir fest, dass hier nicht nur die Wintersaison beendet, sondern auch alles verriegelt und verrammelt ist.
Es würde also wohl niemanden stören, wenn wir dort eine Nacht verbringen. Andererseits: Wollen wir genau zu denjenigen gehören, die sich über klare Verbote hinwegsetzen und für einen schlechten Ruf der Wohnmobilisten sorgen? Auch nicht. Also lassen wir den Motor an und fahren weiter den Pass hinunter.
Es wird wärmer
Ein Gutes hat diese Entscheidung: Es wird unaufhaltsam wärmer, je tiefer wir kommen. Schon in Olivone sieht die Landschaft um ein vielfaches mehr nach Frühling aus als in Pian Segno.
Und in Aquarossa knacken wir dann sogar die 20-Grad-Marke. Hurra! Heute haben wir im Prinzip alle 4 Jahreszeiten auf einmal gehabt.
Eigentlich hatten wir einen Bauernhof für die Nacht angesteuert. Aber als wir in Motto (das heißt wirklich so!) einen großen Kiesplatz neben der Chiesa San Pietro sehen entscheiden wir uns noch einmal um: Wir haben hier zufällig einen Platz entdeckt, der sich gut anfühlt. Der Fluss Brenno sorgt für ein angenehmes Hintergrundrauschen und abends blicken wir auf die beleuchtete Kirche. Passt.
Liebe Anette, lieber Michael
Es schön, bei euch mitreisen zu können. Besonders, da wir selbst noch nicht wegkommen. Aber bald soll es auch bei uns losgehen können. So spät waren wir noch nie dran.
Ich wünsche euch besseren Wetter und weiterhin eine gute Zeit in der Schweiz.
Gruss, Michael
Das mit dem guten Wetter hat ja schon mal geklappt. 🙂
Hallo ihr vier, auf den Parkplätzen P1 – P4 kann man gegen einen Obulus von Fr. 10.– übernachten, aber nicht campieren. Sollten die Ticketautomaten noch nicht montiert sein, ist es gratis. Auf dem P3 hat es sogar 2 WC, in der Saison steht auf jedem P ein Toitoi.
Schöne Reise und viel Vergnügen Werner
Danke für die Info. So hatte ich es eigentlich auch verstanden. Aber das Schild “Womo verboten” spricht doch eigentlich gegen die Übernachtungsmöglichkeit. Wirklich blöd kommuniziert.