Wir befinden uns jetzt langsam aber sicher auf dem Heimweg. Von jetzt an geht es nach Süden. Und so wie es aussieht, für die letzte Woche wieder mit deutlich besserem Wetter.
In Rysstad fragen wir im Fjellmuseum, ob wir wieder Wanderempfehlungen kriegen. Die sind nämlich oft auf einem Abreißblock erhältlich und enthalten dann einen Kartenüberblick und eine kurze Beschreibung. Beim ausgelegten Infomaterial finden wir sie nicht, aber auf eine Nachfrage holt sie ein älterer Norweger aus dem Schrank – die werden wohl nicht allzuoft nachgefragt…
Wir haben die Wahl zwischen einer Wanderung oberhalb von Rysstad oder auf einer Skiloipe im Wintersportgebiete von Brokke. Wir entscheiden uns für Letzteres. Was uns nicht so ganz klar war: Dafür müssen wir fast die ganze Steigung des Suleskarvegen wieder hinauf fahren. Und landen gegenüber vom Alpinsenter in einer durchaus üppigen Ansammlung von Ferienhütten.
Scheckige Steine
Unser erster Anlauf zum Wandern endet nach wenigen Metern. Die auf der Karte eingezeichnete Brücke existiert nicht mehr so wirklich. Obwohl, man könnte schon noch drüber kommen…
Im zweiten Anlauf kommen wir dann aber wirklich zur Loipe. Die weist im Sommer ein paar Besonderheiten auf. Zum einen läuft man über Brücken mit absurd hohen Geländern. Erst mit ein bisschen Nachdenken kommen wir drauf: Im Winter ist man dort halt 50 cm höher unterwegs!
Zum anderen ist dies der unnorwegischste Weg, den wir auf dieser Reise erwandern. Breiter als manche Straße, die wir unterwegs schon mit dem MoMo benutzt haben, kommt irgendwie kein rechtes Norwegenfeeling auf.
Wobei wir auch hier wieder etwas Neues entdecken. Es gibt hier ganz eigenartig gescheckte Steine. Sie haben rötliche Flecken, gelbe Flechten und etwas, das wie kleine schwarze Äderchen aussieht. Inmitten der schrillgrünen Sumpfgräser und Moose ist das wirklich ein außergewöhnliches Farbenspektakel. Es sieht teilweise so aus, als hätte die Natur den Sättigungsregler in der Farbbearbeitung auf Anschlag gestellt.
Aber alles in allem fühlt sich das weniger wie eine Wanderung an, sondern eher wie ein verlängerter Spaziergang um die Talsperre zuhause. Wenngleich das umgebende Panorama dann doch etwas beeindruckender ist.
Breites Setesdal
Unsere Abfahrt ins Setesdal bringt eine Neuerung mit: Annette schafft es, wie versprochen, nicht im Sitz nach unten zu rutschen und dauernd „Motorbremse!“ einzufordern. Vielleicht sollten wir alle steilen Abfahrten einfach zweimal machen – der Gewöhnungseffekt scheint zu wirken.
Auch in Richtung Süden ist die FV9 eine breit ausgebaute Straße, auf der man die Höchstgeschwindigkeit auch mit dem MoMo mal erreichen kann. Fühlt sich alles so an, als würde man durch die kanadische Wildnis fahren.
Am Reiårsfossen machen wir kurz Station. Auch hier sind es gewaltige Wassermassen, die den Berg hinunterströmen. Aber im Gegensatz zu gestern ist das zu groß und zu weit weg, als dass man das wirklich fassen und verarbeiten kann.
Tankstellen-Verwirrung
Auf dem Weg zum Südende des Byglandsfjords kommen wir zu einer Tankstelle mit dem erträglichen Preis von 1,25 €, wo wir volltanken, um das Thema für Norwegen abhaken zu können. Denn Tanken in Norwegen ist wirklich ein Lotteriespiel. Wir haben Preise im Korridor von 1,05 € bis zu 1,45 € gesehen. Und anders als bei uns kann man nicht wirklich vorhersagen, an welchem Ort, zu welcher Zeit und in welcher Frequenz sich hier die Preise ändern. Es gibt teure Tankstellen bei Supermärkten und billige Markentankstellen. Man zahlt viel in einer größeren Stadt mit gut frequentierten Tankstellen, aber wenig in der Pampa. Oder natürlich auch alles gerne umgekehrt. Alles schon gesehen. Wir haben bis jetzt bei jedem unserer Norwegenbesuche versucht, da eine Gesetzmäßigkeit herauszufinden, sind aber jedesmal gescheitert. Oder hat jemand von euch da irgendeinen nachvollziehbaren Hinweis für uns?
Luxus Camping
Für die kommenden 2 Tage gönnen wir uns einen echten Campingplatz. Der Neset-Campingplatz ist nach übereinstimmender Meinung hierfür genau das richtige. Ein ausgesprochener Wohlfühlcampingplatz soll dieser Platz am südöstlichen Ende des Byglandfjords sein.
Eine Besonderheit ist die kleine Landzunge, auf der es halbkreisförmig verteilte, asphaltierte Stellplätze mit Grasfläche daneben gibt. Da wir um 15 Uhr ankommen, haben wir noch ein bisschen Hoffnung, einen davon zu ergattern. Wir drehen also eine langsame Runde mit dem MoMo und halten die Augen offen. Aber alles besetzt oder reserviert. Mist. Aber bei einem Stellplatz, an dem ich schon vorbeigefahren bin, da ein Zelt daneben steht, ruft Annette „Stop!“ und fragt bei den Zeltbewohnern nach. Und sie hat das richtige Näschen: Das Zelt gehört nämlich zum Nachbarplatz und es gibt in der zweiten Reihe auch noch einen Platz für uns. Hurra!
Wir genießen es sehr, nach den vergangenen Regentagen mal wieder Tisch und Stühle aufzubauen. Und als wäre es geplant, kommt auch die Sonne mehr und mehr zum Vorschein, sodass wir nachmittags dann unter einem nahezu vollständigen blauen Himmel sitzen. Das heißt: Ich sitze und Annette wirbelt durchs MoMo, um alles auf Vordermann zu bringen.
Eigentlich wollten wir auch noch mit den Booten aufs Wasser. Aber der zwischendurch recht starke Wind zaubert weiße Schaumkrönchen aufs Wasser. Da verschieben wir das besser mal auf den nächsten Tag!
Abends machen wir dann erst eine Erkundungsrunde über den Campingplatz und sind wirklich überrascht, wie riesig das Gelände ist. Die hier überall herumhoppelnden Kaninchen sind ja äußerst putzige Rasenmäher. Aber wenn man mit zwei Hunden unterwegs ist, kann das auch ganz schön anstrengend werden…
Wir lassen uns aber nicht davon abhalten, uns über den klaren Himmel und zur Abwechslung heute mal über einen Mondaufgang zu freuen.
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