Heute brechen wir unsere Zelte am Nomevann ab. Denn so schön wie es hier war: wir wissen ja, dass es in Norwegen noch so ein, zwei schönere Ecken geben wird. Und eine davon soll an der Südküste liegen. Denn der Wetterbericht hat für heute und morgen ein Regengebiet angekündigt und das lässt sich am Meer irgendwie immer besser aushalten. Wir haben uns daher Risør als Ziel ausgesucht. Das soll laut Reiseführer eine beeindruckende kleine Stadt mit weißen Holzhäusern sein. Und nebenbei noch die Stadt der Reichen und Schönen. Beeindruckend, wenn man weiß, dass der Name Risør laut unserem Reiseführer „Insel mit Gestrüpp“ bedeutet.
Wildes Drangedal
Am Telemarkkanal finden wir noch mal eine Ver- und Entsorgung und merken ihn uns für eine Paddeltour mal dringend vor. Danach wird es abenteuerlich. Denn während bis jetzt alle Straßen noch sehr normal waren, ist die Streckenführung durchs Drangedal auf teils abenteuerlich schlechter Straße schon mal ein erster Vorgeschmack auf das Norwegen, was wir so lieben.
Es gibt praktisch kein gerades Stück Straße. Immer schlängelt sie sich durch ein Gewirr von Felsen, Bäumen und Seen. Und enger wird die Straße auch. Noch nicht wirklich single-track, aber sagen wir mal 1-½-track.
Am Neslandsvatn machen wir mal kurz Pause, um die Szenerie auf uns wirken zu lassen. Es wird immer norwegischer. Aber hier ist noch recht viel Verkehr. Norwegische Einsamkeit ist das noch nicht.
Stellplatz am Kindergarten
Wir haben einen Stellplatz in der Nähe von Risør ausfindig gemacht und wollen von dort aus zu Fuß die Stadt erkunden. Der Platz in Randvik ist ein Schotterplatz an einem Kindergarten und liegt genau zwischen zwei Sandstränden.
Als wir ankommen, fängt es an, sich richtig einzuregnen. Daher machen wir erst mal Kaffeepause und legen uns ein Ründchen in den Alkoven. Es hat wirklich Vorteile, dass es im Sommer hier so lange hell ist. Da können wir getrost erst gegen 17 Uhr losgehen…
Direkt auf den ersten Metern entdecken wir putzige Trollhäuschen, die in den steilen Waldabhang gebaut sind. Meine Theorie: Die haben die Erzieherinnen des Kindergartens da hingebaut und erzählen den Kindern dann, welche Abenteuer ihre Trolle wieder lebt haben.
Folge den weißen Streifen
Da die Halbinsel Randvik direkt vor unserer Nase liegt, beschließen wir, das nicht sehr große Naturreservat mal eben zu erwandern bevor wir ins einen guten Kilometer entfernte Risør spazieren. Die Umrundung sind vielleicht 2 Extrakilometer. Was soll da schon schiefgehen?
Wir klettern in die Schärenfelsen und genießen den Ausblick über die Bucht und zu den Norwegerhäusern am anderen Ufer. Das Wetter und der graue Himmel sind zwar ein bisschen Stimmungskiller, aber wir freuen uns einfach über den nahezu komplett verstummten Regen. Wenn es so bleibt, ist alles gut.
Der Weg ist hervorragend gekennzeichnet. Immer leuchtet schon ein weißer Fleck an einem Stein oder Ast und signalisiert, wo es weiter geht. Und das ist in diesem Irrgarten wirklich von Vorteil. Der Weg ist zwar problemlos zu gehen, aber da es permanent auf und ab und links und rechts geht, muss man trotzdem aufpassen, wie es weitergeht.
Aber vor allem: man wird extrem ausgebremst. Für die 2 Kilometer brauchen wir ungefähr eine Stunde und sind am Ende schon ganz gut aufgewärmt.
Na ja, kein Problem, denn jetzt folgt ja nur noch der Spazierweg rüber nach Risør. Aber der entpuppt sich als genauso unwegsam wie der Rundweg und ist teilweise sogar noch etwas abenteuerlicher. Wir sind richtig froh, als wir endlich den Ort erreichen.
Weiße Holzhäuser
Risør ist bekannt für seine weißen Holzhäuser. Die gibt es hier in Unmengen und sie sind alle auf unterschiedliche Art liebevoll herausgeputzt. Manche mit Blumen, manche mit Deko, viele mit beidem.
Am Kastellet stehen malerisch ein paar Kanonen herum. Ich nutze die Rasenfläche davor aber lieber, um Fotos von Elli zu schießen.
Der Ort an sich ist eher ruhig und wirkt fast schon verschlafen. Das einzige was beeindruckend auffällt, ist die hohe Dichte an Teslas, die hier rumsteht. Wirkt so ein bisschen wie der norwegische Volkswagen. Norwegen ist in Bezug auf E-Mobilität wirklich um Längen weiter als Deutschland!
Am Hafen spielt sich dann auf relativ wenigen Metern an der Strandgata das Leben ab. Die Restaurants sind alle bestens besucht und man will sehen und gesehen werden. Wir haben irgendwie das Gefühl, dass wir mit unseren verschwitzten Outdoor-Klamotten nicht so ganz ins Konzept passen.
Und da die Preise in den Restaurants dort wahrscheinlich sogar den Norwegern teuer vorkommen, verzichten wir darauf, uns dazuzusetzen, sondern machen uns lieber leckere Pasta im MoMo.
Und das ist eine sehr gute Entscheidung, denn auf unseren letzten Metern fängt es wieder an zu regnen. Erst da fällt uns auf, was wir für ein Glück gehabt haben, dass wir an diesem Regentag so viel draußen sein konnten und praktisch überhaupt nicht nass geworden sind!
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