Als wir aufwachen und einen ersten Blick nach draußen werfen sieht der See im Morgennebel total verwunschen aus. Ein toller Anblick!
Wir wollen heute den Morgen ausgiebig zum Wandern nutzen, denn ab Mittags soll der Regen wieder stärker werden. Geplant ist die Wanderung zur Trollkyrka, die schon vom Namen her vielversprechend klingt. Das Navi habe ich schon zum Wanderparkplatz programmiert, überrede Annette aber, noch ein paar Meter weiter auf der Straße in Richtung Vitsand zu fahren, weil da ein toller Strand am See sein soll.
Der Strand ist tatsächlich prima, aber bei diesem Wetter und um diese Uhrzeit natürlich so gut wie ausgestorben. Lediglich ein Pärchen scheint in seinem VW-Bus direkt auf dem Parkplatz im Nationalpark geschlafen zu haben. Offiziell verboten, scheint aber keinen gestört zu haben.
Und wir stellen zu unserer großen Verwunderung fest, dass wir die Wanderung aus dem Rother-Wanderführer eigentlich auch von hier starten können. Nur, dass wir die “kleine” Wanderung zum Stenkälla zuerst machen und dann überlegen können, ob wir noch den Schlenker zur Trollkyrka zusätzlich machen.
Also parken wir das MoMo und gehen zunächst noch entlang des Ufers in Richtung Stenkälla, einer Grotte unter einem 10m hohen Felsblock.
Und auch wenn es wieder über Stock und Stein geht, ist die Empfindung heute eine gänzlich andere. Ob das an den hinter jeder Wendung neuen Aussichten auf riesige, flechtenbewachsene Granitblöcke liegt? Es gibt heute einfach so viel zu sehen, dass die Kameras nicht still stehen und das sorgfältige Wählen des nächsten Schrittes auf glitschigen Wurzeln und Felsen in den Hintergrund rückt.
Wir sind begeistert von den sumpfigen Passagen, wo das Wasser in Zeitlupe fließt und sich die Bäume und der Himmel so toll spiegeln.
Als wir zur Stenkälla kommen, begegnen wir auch zunehmend mehr Wanderern. Und wir haben das Gefühl, dass die meisten von ihnen Deutsche sind. Für Schweden wäre es (gerade am Sonntag) wahrscheinlich einfach noch zu früh…
Die Größe der Steinklopse die dort rumliegen und diese Grotte bilden, lässt sich mit Worten und auch Bildern nur schwer beschreiben. Sicher ist nur, dass es sehenswert ist. Nicht unbedingt im Sinne von “Muss man unbedingt gesehen haben” aber definitiv im Sinne von “Oh wie schön!”. Vor allem, wenn direkt davor winzig kleine Pilze an einem morschen Baumstamm wieder mal zeigen, wie schön die Natur sein kann.
Wenige Meter weiter geht es steile Holztreppen hinauf zum Aussichtpunkt Stenkälleknack, den man ja nun wirklich alleine schon wegen des Namens besteigen muss!
Was Aussicht angeht, kann er leider nicht so sehr punkten, weil man auch von hier “oben” eher auf die umliegenden Baumwipfeln als in die Weite des Landes schaut. Aber die großen flachen Granitflächen bieten sich trotzdem für ein kleines Päuschen an.
Auch auf dem weiteren Weg wird es uns nicht langweilig. 50 shades of green lassen Moose, Farne und Gräser immer wieder spannend aussehen. Das einzig schwierige ist es, das ganze in Fotos zu bannen, da das grün auf dem Display dann doch irgendwie immer anders aussieht. Wir haben aber unser Bestes gegeben!
In den Blåbären wird es Zeit, den Blåbär-Rechen auszuprobieren, den Annette gestern im Supermarkt entdeckt hat. Und tatsächlich funktioniert das Ding so ziemlich klasse und nach wenigen Minuten habe ich schon so viel geerntet wie sonst nach einer halben Stunde! Wenn etwas aber wirklich sensationell ist, dann ja wohl, dass Mia auf den Geschmack gekommen ist. Bei unserer ersten Blåbär-Ernte habe ich ihr aus Spaß ein paar gefüttert. Mittlerweile erledigt sie das routiniert alleine…
Auf der abwechslungsreichen Wanderung kommen wir schließlich an den Stora Trehörningen, wo wir am Ufer eine wohlverdiente Essenspause machen. Der Ausblick auf den See ist auch von unten einfach schön. Leider kündigt sich die für den Nachmittag angekündigte Wetterverschlechterung mit ersten Regentropfen an, so dass wir in die Regenjacken schlüpfen und uns auf den Rückweg machen.
Wir sind dann froh, als wir wieder am MoMo eintreffen, denn auf den letzten Metern hat sich der ab und zu einsetzende Tröpfelregen doch in ein ziemlich dauerhaftes Plästern verwandelt. Also erst mal Kleiderwechsel im MoMo, Kaffee aufsetzen und dann mit dem Rest vom Blåbär-Schoko-Kuchen von vorgestern aufwärmen. Habe ich schon mal erwähnt, wie sehr wir das Womo-Leben genießen? Erst recht, als wir neben uns einen Passat aus Deutschland halten sehen und sich allen Ernstes zwei Unentwegte in perfekter Regenausstattung auf ihre Wanderung machen. Da klappt uns echt die Kinnlade runter!
Als Etappenziel für heute, mit dem Vorsatz, weiter in den Süden zu kommen, haben wir uns den moorigen Store-Mosse-Nationalpark ausgeguckt. Was mich auf der Strecke überrascht, ist, dass so wenige Straßen autobahnähnlich ausgebaut sind und man trotzdem gut und entspannt mit Geschwindigkeiten zwischen 70-90km/h reisen kann. Als wir hinter Jönköpping Autobahn fahren, kommen mir die 100km/h vor wie Autorennen!
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