Wir blicken morgens hinunter in die Teelin Bay und es ist alles friedlich. So friedlich, dass sich sogar die Häuser im Wasser spiegeln.
Wir sind eigentlich nicht unbedingt Leute, die alles, was sie kennen, bei einer späteren Reise wieder besuchen müssen. Oft sind die Erinnerungen viel schöner als die Auffrischung. Aber in Teelin ist das etwas anders, da es für uns ein merkwürdig vertrauter Heimatort ist. Es ist eine von den Gegenden, die einem besser gefallen, als sie es eigentlich sollten. Als würde man auf eine Weise dorthin gehören. Wir wollen daher noch nicht weiter fahren, sondern heute ganz bewusst und langsam noch mal Orte besuchen, die wir schon kennen.
Am Pier
Da ist zum Beispiel der Hafen von Teelin, der ganz am Ende der Bucht liegt. Als wir dort ankommen, werden wir mit einem „Herzlich willkommen!“ begrüßt. Huch! Es stellt sich raus, dass es ein Nürnberger ist, der vor 16 Jahren Deutschland verlassen hat und sein Glück in Irland gefunden hat. Er wartet zusammen mit einem freundlichen irischen Pärchen auf einen Abschleppwagen für deren Wohnmobil, weil wohl an der Hinterachse die Federung defekt ist und es abgeschleppt werden muss. Sie tragen es mit Humor: „Ein Tag mehr vom Wochenende!“
Wir versuchen indessen, die Position zu finden, von der aus wir ein Bild aufgenommen haben, was wir seit Jahren in einem Bilderrahmen zu Hause hängen haben. Dumm nur, wenn inzwischen so viel gebaut worden ist, dass die Landschaft sich dadurch schon sehr geändert hat.
An den Klippen
Auch der Weg zum Parkplatz für die Klippen von Slieve League ist besser ausgebaut als wir das in Erinnerung haben. Es gibt sogar ein Visitor Centre und an einem Campingplatz wird auch fleißig gearbeitet.
Wir werden am oberen Besucherparkplatz freundlich von einem Parkwächter eingewiesen und dürfen dann 5 € für 2 Stunden oder 15 € für einen Tag zahlen. Wir entscheiden uns für die 5 € und wissen, dass das knapp werden könnte.
Die Strecke zum Aussichtspunkt, die wir als einsam und verlassen in Erinnerung haben und an der man vielleicht eine Handvoll Leute trifft, ist gut besucht. Es ist jetzt nicht überfüllt, aber doch so, dass man eigentlich immer jemanden vor oder hinter sich sieht. Und am Endpunkt unterhalb der Klippen gibt es jetzt diverse Wagen mit Touristen-Kram. Im Sommer ist hier bestimmt Halligalli.
Heute ist es aber vergleichsweise ruhig. Die Klippen haben eine beeindruckende Höhe von rund 600 Metern. Aber mit den Sinnen begreifen kann man es nicht, dass das hier dreimal so hoch ist wie an den Cliffs of Moher. Das ist ähnlich irre wie die Wand am Trollveggen in Norwegen.
Rusty Mackerel
Nachdem wir zurückgekehrt sind und unsere 2 Stunden Parkzeit fast bis auf die Minute vorüber sind, fahren wir wieder ins Dorf zum Pub The Rusty Mackerel. Einen Seafood Chowder als Belohnung haben wir uns verdient.
Die Bedienung hat anscheinend nicht ihren besten Tag. Sie ist zwar nicht unfreundlich, aber die von uns mittlerweile gewohnt irische Herzlichkeit ist an ihr etwas vorbeigegangen. Der Pub ist urig eingerichtet und der Seafood Chowder sehr lecker. Anscheinend läuft auch noch die CD mit 80er-Musik von unserem ersten Besuch damals in Dauerschleife. Trotzdem haben wir eher das Gefühl in einer Touristenfalle als in einem gemütlichen Pub zu sitzen. Es fehlt uns die Seele, die so einen Pub ausmacht.
Rund um Ardara
Wir zollen unserem mittlerweile knappen Zeitbudget Tribut und lassen den ganz westlichen Zipfel rund um Glencolumbkille diesmal aus. Stattdessen fahren wir durch die Berge in Richtung Ardara und sind am Glengesh Aussichtspunkt überrascht, wie hoch wir gekommen sind.
In der Bucht von Ardara mit ihren großen Sandstränden haben wir zunächst Pech. Auf einem Parkplatz mit toller Aussicht finden gerade Bauarbeiten statt. Da hätten wir gerne gestanden!
Aber wir haben ja noch mehr Pfeile im Köcher. Auch auf dem Santa Ana Scenic Drive bei Rossbeg könnten wir an einem Pier stehen, entscheiden uns aber dann doch dagegen, weil es einfach zu nah an den dortigen Wohnhäusern wäre. Eine gute Entscheidung!
Denn es wird mal wieder Zeit für ein bisschen Abenteuer. Wir umrunden den Kiltoorish Lake und stellen auf einmal fest, dass wir auf einem Sträßchen landen, dass mit klein noch übertrieben beschrieben wäre. Aber da es keine Wendemöglichkeit und auch kaum Ausweichstellen gibt, müssen wir da jetzt durch.
Für die Aussicht und den Nervenkitzel hat es sich voll gelohnt. Aber ich will mir nicht ausmalen, was wir bei Gegenverkehr gemacht hätten oder die schotterige Steigung nicht schwungvoll genommen hätten. Alles gut gegangen!
Tramore Beach
Wir steuern jetzt schnurstracks den Tramore Beach an. Dort gibt es a) einen tollen Strand und b) einen Campinglatz. Wenn uns a) gefällt, wollen wir auf b) bleiben.
Wir parken, gehen durch eine schöne Dünenlandschaft und finden einen Strand der Superlative vor. Feinsandig und breit gibt es hier ja öfter. Aber dann noch mit dieser Aussicht und komplett leer!
Die Hunde können Runde um Runde flitzen und vor allem Elli saut sich von oben bis unten ordentlich ein. Ist aber alles egal: Das ist wunderschön hier!
Die Entscheidung für den Campingplatz ist schnell gefallen, obwohl er uns auf den ersten Blick nicht sonderlich gefällt, da er hauptsächlich aus festen Mobilheimen besteht. Auf den zweiten Blick stellt sich heraus, dass es ein ordentlich gepflegter Platz ist und wo wir von der oberen Terrasse aus sogar Meerblick haben können. Lediglich der Preis von 30 € scheint uns dann doch leicht überteuert.
Schade ist nur, dass sich das Wetter gegen Abend dann so verschlechtert, dass man die südlichen Klippen vor lauter Regen gar nicht mehr sehen kann und wir lieber im MoMo bleiben, als noch einen Abendspaziergang zu machen.
0 Kommentare