Fast schon ein bisschen wehmütig verlassen wir unseren schönen Campingplatz. Hierhin werden wir noch einmal kommen, das steht fest. Immerhin ist das MoMo jetzt wieder auf Vordermann gebracht: Alles sauber, alle Vorräte aufgefüllt. Ein paar Tagen Freistehen steht also nichts im Wege. Auf geht’s in die Gorges du Tarn, die Tarnschlucht, die uns in einem Reiseführer als die schönste aller Schluchten in Frankreich beschrieben wird.
Zunächst mal geht es eher gemächlich zu. Die Schlucht ist weit, die Straße breit. So breit, dass wir fast ein Eichhörnchen überfahren, dass sich auf dem Mittelstreifen doch überlegt, lieber umzukehren. Vor lauter Schreck verpassen wir den Abzweig in die eigentliche Schlucht und fahren auf einmal bergauf. Aber Wenden am Berg macht ja auch Freude!
In der Schlucht geht es dann von Kilometer zu Kilometer enger zu. Ein erster Vorgeschmack sind die Örtchen, die immer irgendwie auch noch in den Hang gepuzzelt wurden und wo man sich dauernd fragt, wie die das denn jetzt geschafft haben.
Offizielle Aussichtspunkte gibt es deutlich weniger als noch an der Ardèche. Und, was uns wirklich überrascht: Auch hier ist der Verkehr vergleichsweise harmlos. Keine Autokolonnen, keine Reisebusse. Was uns wieder sehr recht ist, denn stellenweise sind die in die Straße hineinragenden Überhänge der Felswände schon bedrohlich niedrig. Mehr als einmal haben wir das Gefühl, dass es ungut wäre, mit unserem hohen Alkoven wirklich *ganz* rechts zu fahren.
An einer Stelle, wo man relativ nah an den Tarn herankommt, steigen wir aus und erkunden das Ufer ein bisschen. Ein Fotograf hat dort einen sensationellen Job: Er fotografiert die vorbeifahrenden Kanuten und ruft ihnen zu, wo sie sich ihr Foto abholen können. Und wenn keiner kommt? Dann liegt er in der Sonne und genießt das süße Leben!
Und je mehr wir jetzt Richtung Westen fahren, um so doller wird diese Schlucht. Immer noch einen Tacken enger, die Felsvorsprünge immer noch etwas weiter in die Straße ragend, die Tunneldurchfahrten immer noch ein bisschen niedriger. Da steigt der Puls beim Fahren schon deutlich mehr als noch auf der Corniche oberhalb der Ardèche!
An einer Stelle ist der Felsüberhang so gewaltig, dass wirklich jeder, der dort vorbeifährt unwillkürlich nach oben gucken muss. Warum wir das wissen? Weil wir das Womo an dieser tollen Stelle im Schatten geparkt haben und eine gemütliche Kaffeepause im Schatten der Büume oberhalb des Tarn und unterhalb dieses mächtigen Felsblocks machen.
Unser nächster Wegpunkt will erst mal über mehrere Serpentinen und dann noch mal einige Kilometer Straße erreicht werden:Der Point Sublime.
Sublim habe ich eben mal im Duden nachgeschlagen: “ausgesucht, edel, erhaben, exquisit”. Wir schrauben uns also immer höher und finden die Aussicht von der Straße schon ganz schön schön. Aber der Aussichtspunkt trägt seinen Namen dann wirklich zurecht: Ein grandioser Ausblick über einen guten Teil der Gorges.
Und mein spontaner Entschluss steht: Hier möchte ich auch heute abend noch sein. Und nach kurzem Checken der Möglichkeiten entscheiden wir uns für den wirklich preiswerten Campingplatz nur wenige Meter entfernt. Besser kann man es nicht antreffen. Und nachdem wir uns einen gemütlichen Nachmittag gemacht haben, brechen wir abends für eine ausgiebige Schluchtbetrachtung und -fotografierung erneut zum Point Sublime auf.
Was der feine Herr Fotograf natürlich nicht bedacht hat: In einer Schlucht herrschen abends extreme Lichtverhältnisse. Wo weite Teile schon im Schatten liegen, knallt auf die höheren Lagen noch die volle Sonne. Nicht ganz so einfach! Aber mit ein wenig Geduld und Spucke wird das schon was und wir haben die schöne Aussicht nun nahezu für uns alleine. Richtige Entscheidung!
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