Was ein Luxus! Im Osten die Sonne über den Klippen aufgehen und im Westen Meer, Ginster und Heide in sanftes Morgenlicht getaucht sehen. Viel besser kann ein Tag nicht beginnen.
Wir fahren die Küste entlang und wollen eigentlich bis Erquy fahren, um dort das Cap zu erwandern. Aber schon am ersten Traumstrand auf der Strecke werfen wir diesen Plan über Bord und genießen den Dank der Ebbe riesig breiten Strand, den wir, mal wieder, praktisch für uns alleine haben. Und Mia flitzt natürlich wie immer wie ein Dilldopp hin und her, vor und zurück. So viel Platz!
Auch am Cap d’Erquy sind wir die einzigen, die dort parken. Schade, dass Übernachten für Womos dort explizit verboten ist. Ansonsten wüssten wir schon unseren nächsten Stellplatz…
Denn die Aussicht von hier ist noch ein Stückchen grandioser als an unserem Parkplatz am Cap Frehel! Da wir nun wissen, dass wir nicht ewig hier bleiben, schnüren wir halt die Wanderschuhe und nehmen so viel wie möglich von dieser Landschaft in uns auf. Allerdings gut eingepackt, denn der Wind hier oben pustet schon ganz ordentlich, so dass vom strahlenden Sonneschein nicht mehr viel Wärme übrig bleibt. Aber trotzdem ist es ein Genuss, sich unter diesen Bedingungen durchpusten zu lassen!
Auch hier führt der Weg uns wieder zu einem Traumstrand. Wenn dies überhaupt möglich ist: Noch breiter und noch einsamer! Da müssen wir runter und die ersten sein, die dort Spuren hinterlassen. Kaum vorstellbar, dass bei Flut anscheinend der ganze Strand unter Wasser liegt! Aber die Wasserlinie an den umliegenden Felsen und auch der makellos glatte Zustand des Sandes lässt kaum einen anderen Schluss zu.
Von diesem Highlight wandern wir zum Ort und der Bucht von Erquy. Dort liegen unter uns die Schiffe wahlweise im Schlick oder schon im Wasser und man hört das sanfte Klingeln der Wanten, die gegen den Mast der Segelboote schlagen. Ein friedliches Bild bietet sich uns da unten.
Wir wandern etwas oberhalb der Bucht an den 2 Lacs Bleu vorbei, die eine Laune der Natur oberhalb des Meeres in den Felsen hat entstehen lassen. Zwar nicht so spektakulär blau, wie ich insgeheim erhofft hatte, aber immerhin sehenswert.
Nach dieser Überdosis Natur sind wir bereit für etwas Abwechslung: In Saint Brieuc soll es einen Shop von “free” geben, wo wir hoffen, endlich mal an die Simkarte fürs Bloggen zu kommen. Was aber auch heißt: Großstadt. Und: Parkplatznot. Den im Womoführer empfohlenen Parkplatz steuern wir an, stellen aber fest, dass er gar nicht mehr existiert: Großbaustelle! Aber nach etlichem Umherkurven (unter anderem durch eine Fuzo….) finden wir schließlich einen gar nicht mal so schlechten Platz am Straßenrand. Vielleicht, weil gegenüber vom Sexshop so häufig Autos kommen und gehen?
Unsere Simkarte kriegen wir schließlich von einem erstaunlich engagierten und sogar englisch sprechenden Verkäufer: 50GB fr 30€ – nimm das, SFR! Wer diese Anspielung nicht versteht möge den Bericht vom vergangenen Jahr lesen…
Saint Brieuc reißt uns jetzt nicht so völlig vom Hocker, hat aber immerhin eine Kathedrale mit schön bunten Kirchenfenstern. Ansonsten sind wir aber froh, als wir uns wieder auf der Landstraße stadtauswärts befinden…
Ganz ohne Stadt geht es heute aber dann doch nicht. Denn um unsere mittlerweile doch recht leeren Akkublöcke aufzuladen müssen wir das MoMo mal wieder eine Nacht an den Strom hängen. Zu diesem Zwecke ist normalerweise ein Campingplatz das Mittel der Wahl. Dumm nur, wenn fast alle Campingplätze Ende September schon den Betrieb eingestellt haben! Wir finden aber einen vielversprechenden Platz in Moncontour, was aber nicht an unserer geliebten Küste liegt, sondern etwas landeinwärts. Aber wir finden, dass ein mittelalterliches Städtchen ja auch interessant sein kann.
Und tatsächlich ist der Campingplatz sehr gepflegt und schön angelegt. Die freundliche Platzwartin, die schon auf dem Absprung ist, nimmt sich noch die Zeit, uns mit Prospekten zu versorgen. Ansonsten, wenn’s recht ist, würde sie gerne morgen früh ab 9 wieder für uns da sein. Wir sollten uns einfach einen Platz aussuchen. Und die Auswahl ist riesig: Wir sind nämlich die einzigen Gäste…
Nachdem die Stromversorgung geklärt ist und ein erster Abbau der aufgestauten Blogbeiträge zur Zufriedenheit erledigt ist, machen wir uns auf in die Stadt, von der wir nur wenig wissen, außer dass sie mittelalterlich urig sein soll und es ein Restaurant namens “Le Chaudron Magique” geben soll.Oh ja, Zauberkessel und Gallien hört sich gut an!
Im sehr überschaubaren Stadtkern finden wir dann auch die heilige Dreifaltigkeit von Boulangerie, Boucherie und Patisserie ergänzt mit Schuhgeschäft, Friseur und Optiker. Besonders gut gefallen uns die Schilder, die über jedem Geschäft prangen. Das ganze erinnert uns, vielleicht auch wegen des kalten Windes, sehr an die Szenerie aus dem Film “Chocolat”, denn auch die Händler in ihren jeweiligen Geschäften sehen so unnachahmlich und typisch französisch aus, dass man sie für einen Film nicht besser casten könnte.
Der “Zauberkessel” hat geschlossen, so dass wir uns ein anderes Restaurant aussuchen müssen. Wir entscheiden uns für eine Creperie, die von außen sehr nett aussieht.
Jedoch herrscht drinnen eine eher bedrückende Stimmung. Die einzigen Gäste, ein älteres Ehepaar, sprechen kein Wort miteinander. Keine Hintergrundmusik. Und der seeehr reservierte Kellner drückt uns missmutig und stumm die Karte in die Hand. Haben wir da was falsch gemacht? Aber wir machen einfach das beste draus und sind nach dem köstlichen Galette/Crêpe-Menu so weit, dass wir sogar den sehr ungesprächigen Garcon in ein kleines Gespräch über seine Hunde verwickeln können. Manchmal braucht es nur ein bisschen Zeit…
Und wie es der Zufall will, ist der eisige Wind auf unserem Nachhauseweg komplett verschwunden und wir genießen die mondbeschienenen alten Gemäuer auf dem Weg zum MoMo.
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