Das Wetter ist so sonnig, wie es nur sein kann. Kein Wölkchen am Himmel. Der Fotograf in mir jammert ein wenig, aber diesen Jammer nehme ich so gerade noch hin.
Markt verpasst
Wir starten gewohnt langsam in den Tag, denn wir haben noch viel vor. Als wir mit den Rädern mittags in Tregastel ankommen, ärgern wir uns fast schon darüber. Denn wir haben den Markt verpasst und sehen, wie die meisten Stände schon abgebaut werden. An einem Stand hat Annette dann aber doppeltes Glück. Nicht nur, dass dort noch nicht abgebaut wird, sie findet zudem eine sommerlich leichte Mischung aus Jumpsuit und Latzhose. Auf jeden Fall luftig und mit fröhlichen Farben. Man könnte sie fast sofort anziehen, wenn nicht der kalte Wind wäre.
Nomad
Wir sind jetzt schon zwei Wochen in Frankreich und waren immer noch in keiner Crêperie. Geht ja gar nicht! Wir steuern also das Nomad an, das von den Besuchern in den höchsten Tönen gelobt wird. Wir sind gespannt.
Auf der Tafel, die uns präsentiert wird, geht es übersichtlich zu. Lediglich sieben verschiedene Galettes stehen zur Auswahl. Aber die sind dann auch alle gleich verlockend. Wer uns kennt, weiß, dass es aber nur eine Wahl geben kann: Das Maximus mit Jakobsmuscheln will probiert werden!
Es stellt sich als goldrichtige Wahl heraus. Die Jakobsmuscheln sind perfekt angebraten und schmecken so gut wie die Besten, die wir je hatten. Was vielleicht an der raffinierten Sauce liegt, die es dazu gibt. Und natürlich die Galette, die so köstlich schmeckt, wie es nur in der Bretagne sein kann.
Wir können das Nomad nur empfehlen und sind fast ein wenig traurig, dass sie abends geschlossen haben und am folgenden Tag Ruhetag haben. Wir wären sehr in Versuchung, sofort wieder dort einzukehren.
Ploumanac’h
Die paar Kilometer nach Ploumanac’h sind mit den Rädern schnell weggeradelt und wir schließen die Räder im Hafen ab, um ab dort zu Fuß die Côte de Granit Rose, die Rosa-Granit-Küste zu erkunden.
Es geht direkt spektakulär los. Der Blick in die Bucht auf das Didi-Hallervorden-Schloss Costaérès wäre schon traumhaft. Und als Tüpfelchen auf dem I segelt noch ein Boot mit rostrotem Segel durch die Bucht. Mal hierhin, mal dahin, sodass ich am Ende eine riesige Auswahl an Fotos habe, unter denen ich das Schönste aussuchen darf. Eine süße Qual.
Die spektakuläre Küste entlang
Und dies ist nur der Einstieg in eine der berühmtesten Stellen des Zöllnerpfads entlang der Küste. Hier herrscht schon richtig Betrieb und wir mögen uns nicht vorstellen, welche Menschenmassen sich hier im Sommer durchwälzen. Es ist aber auch zu verständlich. Die Küstenlandschaft ist einfach zu abgefahren, als dass man sie nicht gesehen haben sollte.
Der berühmte Leuchtturm Men Ruz stellt das offensichtliche Fotomotiv dar. Wie könnte man ihn auch nicht fotografieren? Zusammen mit dem Eiffel-Haus (ja, das ist der vom Turm) ein unschlagbares Ensemble.
Aber auch die Felsen sind so individuell, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt. Mal sind sie wie Jenga-Steine unmöglich aufeinandergestapelt, dass man sich nicht wundern würde, wenn alles plötzlich zusammenstürzt.
Mal sind es Gesichter und Tiere, die man in ihnen zu sehen glaubt.
Und schließlich ist es das Meer, das zu den Felsen der Küste passt, wie Pott auf Deckel. Stundenlang halten wir uns dort auf, fotografieren hier, malen dort und gehen wieder ein Stückchen weiter.
Wird es noch schöner?
Gegen Abend verschwinden dann die Tagestouristen und die Fotografen kommen zur goldenen Stunde herbei. Schlau. Denn ich stelle zu diesem Zeitpunkt fest, dass ich nach diesen vollen Nachmittag und Abend weder körperlich noch geistig in der Lage bin, das schönste Licht des Tages für Fotos zu nutzen. Ich bin schlicht feddich.
Wir genießen trotzdem das letzte Licht des Tages und staunen über den Sonnenuntergang über der Bucht, der Annette vom Licht her an Südafrika erinnert. Und tatsächlich: Sind die Steine dort in der Bucht nicht in Wirklichkeit Nilpferde?
Ganz beseelt und überfüllt mit Sinneseindrücken schwingen wir uns auf die Räder und fahren zurück zum MoMo.
Ausgleichstag
An das Sichten der Bilder, geschweige denn das Schreiben eines Blogbeitrags ist abends nicht mehr zu denken. Wir entscheiden spontan, auch den kommenden Tag noch auf unserer Heimatbasis in Landrellec zu bleiben, um uns von dieser süßen Strapaze zu erholen. Das Wetter spielt ohnehin mit, also: Warum denn nicht?
Der Platzwart grinst mich vergnügt an, als ich zum dritten Mal vormittags vorbeikomme, um unsere Buchung zu verlängern. Er kann mich gut verstehen.
Wir nutzen also den Tag, um uns so gut wie gar nicht zu bewegen, sondern es uns einfach gut gehen zu lassen. Denn für heute haben wir noch genügend Leckereien im Vorrat. Aber der Abschied rückt jetzt doch näher.
Der Sonnenuntergang, den wir erleben, ist dann noch mal ein guter Grund, sich über diesen feinen Platz an der Rosa-Granit-Küste zu freuen. So schön hier!
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