Es ist T-Shirt-Wetter. Zumindest beinahe. Es fühlt sich zumindest nicht mehr ganz falsch an, ohne Jacke oder Pulli draußen zu sein.
Wir unternehmen noch einen letzen Weg auf dem Zöllnerpfad bevor es dann auch hier Abschied nehmen heißt. „Merci à la commune!“ sagt man, wenn man sich bei der Gemeinde für so einen kostenlosen Stellplatz bedanken möchte.

Unsere weitere Strecke führt uns nach Saint Brieuc, wo wir Gas nachtanken und anschließend dann in Richtung Norden nach Paimpol.
Wir finden einen perfekten, riesigen Stadtparkplatz hinter dem Hafen. Dort ist zwar eine Höhenbegrenzung vorgesehen, aber die Latten sind beiseite geklappt, damit in der Nebensaison auch Wohnmobile problemlos parken können. Das dürfen sich andere Orte gerne zum Vorbild nehmen!
Getrennte Wege
Hier gehen wir kurzzeitig getrennte Wege, da Annette einen Online-Coaching-Termin hat. Ich bummele durch das Städtchen, das uns vor 9 Jahren so gut gefallen hat.

Zunächst bin ich etwas enttäuscht. Hier ist ja gar nichts los! Bis bei mir der Groschen fällt, dass in der Stadt gerade Mittagspause herrscht. Viele Geschäfte haben über Mittag geschlossen und entsprechend wenig belebt ist die Innenstadt.


La Halle
Wie das so ist, wenn man ziellos durch eine Stadt streift: Man macht einen Zufallsfund. Diesmal einen richtig guten. Ich steuere in Erwartung auf eine fotogene Markthalle auf „La Halle“ zu. Beim Näherkommen merke ich aber schon, dass es etwas anderes sein muss als leckere Nahrungsmittel.
Die ehemaligen Markthallen sind zu einem Ausstellungsraum umfunktioniert worden. Momentan werden dort Bilder der US-Fotografin Dorothea Lange ausgestellt. Und es könnte passender zur aktuellen Weltlage kaum sein.

Die Bilder unter dem Titel „Der Weg nach Westen“ dokumentieren die Migrantenströme innerhalb der USA nach dem Börsencrash von 1929. Auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben zogen die Leute dort in Richtung Westen.
Es sind eindrückliche Bilder, die sie damals gemacht hat. Und man hat momentan den Eindruck, dass sich Geschichte viel beängstigender wiederholt, als einem das lieb sein sollte. Die Geschichte mit dem Börsencrash scheint Trump ja prima hinzukriegen. Bereiten wir uns also auf Bilder von verarmten und hoffnungslosen US-Bürgern in den kommenden Jahren vor. Es macht mich unfassbar fertig, zu sehen, wie geschichtsvergessen die meisten Leute sind. Warum nicht mal wieder Nazis an die Macht lassen? What could possibly go wrong?
Stadtbummel
Nachdem Annette fertig ist, stößt sie zu mir und wir gönnen uns auf diese Wiedervereinigung hin erst mal ein leckeres Eis bei Ty’Papo. Wir sind von der wirklich ungewöhnlichen Auswahl an Sorten komplett erschlagen und hätten gerne Mägen, in die zehn Eiskugeln hineinpassen. Für heute müssen drei Sorten genug sein. Mein Favorit sind exotische Früchte mit Ingwer, Annette liebt Citron Meringue, also Tartelette Citron in Eisform. Abgefahren und sehr lecker! Und vor allem ein sehr freundlicher Eisverkäufer, der uns nett und geduldig bei unserer grausamen französischen Aussprache unter die Arme greift. Ich weiß jetzt auch endlich, wie man den Kouign Amann, diese bretonische Kalorienbombe, richtig ausspricht. Nicht wie ich „King Among“ sondern „Ku-ing A-mann“.


Ab zur rosa Granitküste
Nach dem Stadtbummel wollen wir noch ein wenig Strecke machen. Die Côte de Granit Rose ruft!
Wir haben Glück, dass immer mehr Campingplätze aus dem Winterschlaf erwachen. Denn hier an der berühmten rosa Granitküste würde es sonst wirklich schwer, einen Übernachtungsplatz zu bekommen.
Der Camping Municipal in Landrellec hat heute seine Pforten geöffnet und wir wollen testen, ob wir ihn uns als Basislager für mehrere Tage Granitküste vorstellen können.

Der erste Eindruck ist schon mal prima. Alles ist schön und übersichtlich angelegt und wir haben die freie Auswahl an Plätzen.
Lediglich das Wetter will auf einmal nicht mehr mitspielen. Während wir auf der Fahrt noch die Sonne genießen konnten, zieht es sich immer mehr zu und es herrscht eine ganz trübe, ungemütliche Lichtstimmung. Gar nicht so wie in den vergangenen Tagen, aber kurioserweise genau so, wie wir die Küste schon bei unserem letzten Besuch kennengelernt haben. Gut, dass der Wetterbericht für die kommenden Tage viel besseres Wetter vorhersagt.
Entdeckungsrunde
Nachdem wir vor dem MoMo noch einen Kaffee getrunken haben, begeben wir uns noch auf Erkundungstour, damit wir wissen, was wir hier landschaftlich zu erwarten haben.






Und ich sag mal so: Wenn das bei tristem Wetter hier schon so schön ist, dann werden die kommenden Tage grandios!





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