Wir freuen uns seit ein paar Tagen auf den heutigen Tag. Wir haben ein Tisch im Le Panoramique reserviert, welches nur eine Viertelstunde entfernt auf einer stattlichen Anhöhe liegt und daher den Gästen wirklich und wahrhaftig einen tollen Panoramablick über die Bucht ermöglicht. Zumindest bei gutem Wetter…
Wir frühstücken sparsam und bereiten uns auf die Abreise vor. Aber wie schon befürchtet, scheitern wir auch heute am Automaten, der unseren QR-Code zwar erkennt, uns aber exakt 0 Sekunden gibt, um hinauszufahren. Die Schranke bleibt unten. Aber unser Monsieur vom Campingplatz eilt wieder zu Hilfe und kann die Schranke per Handy öffnen. Seine Erklärung: Er wüsste auch nicht, ob unsere Zahlung überhaupt erfolgreich durchgegangen sei. Er wolle uns aber nicht zweimal bezahlen lassen und wenn die Zahlung nicht geklappt habe, würde ihn das auch nicht umbringen. So miserabel der Automat, so nett der Mensch. Soll uns recht sein.
Sci-Fi Restaurant
Im Le Panoramique angekommen, machen wir zunächst lange Gesichter. Das Wetter ist äußerst bescheiden und die Aussicht nicht viel besser. Das hätten wir uns schöner gewünscht.
Aber das rückt bald in den Hintergrund, weil das Restaurant wirklich mit beiden Beinen im 21. Jahrhundert steht. Falls hier Gastronomen mitlesen: ein paar Anregungen.
- Nach der problemlosen Buchung im Internet gibt es noch ein paar Erinnerungs-SMS, dass man sich auf die Gäste freue
- Am Vormittag erhalten wir noch eine SMS, die einen Link zur tagesaktuellen Speisekarte (mit sehr ansprechenden Bildern) enthält, sodass man sich schon mal vorfreuen kann
- Vor dem Restaurant befindet sich ein großes, überdachtes Display, auf dem ebenfalls die Online-Speisekarte angezeigt wird.
- An den Tischen gibt es ein kleines Bedienpanel, mit dem man den Service oder die Rechnung verlangen kann (das hätte ich im Puits Fleuri, wo ich ewig warten musste, gut gebrauchen können!)
- Auf dem Tisch steht ein Tablet, auf dem die Speisekarte noch einmal angezeigt wird (und das sogar ordentlich übersetzt in verschiedenen Sprachen!)
- Die Speisen werden von einem Roboter(!) von der Küche zum Servicepersonal gebracht
- Und wer die hypermodernen Toiletten besucht, lernt noch einmal eine neue Variante des Händetrocknens kennen. Oder habt ihr schon einmal das Dyson-System im Wasserhahn integriert gesehen?
Genuss pur
Jetzt könnte man meinen, dass dieser ganze neumodische Kram zulasten der Qualität des Essens oder der Atmosphäre geht. Das Gegenteil ist der Fall! Vom Service sind wir angenehm überrascht. Vor allem die liebenswerte ältere Dame, die sicherlich um die 80 Jahre alt war, aber mit hinreißender Sorgfalt die Krümel mit einem Kamm vom Tisch fegte, haben wir sofort ins Herz geschlossen.
Und das Essen – was sollen wir sagen? Jeder Gang war nicht nur geschmacklich, sondern auch optisch ein absoluter Genuss. Man hat zwar fast schon ein schlechtes Gewissen, diese kleinen Kunstwerke zu zerstören, aber der köstliche Geschmack siegt dann doch. Ob Jakobsmuscheln oder Hummersuppe, Seelachs oder Ballotine, Saint-Honoré oder Crousti’Choco: Alles wahnsinnig lecker und definitiv die gehobenen Preise des Panoramique wert.
Wir werden uns noch lange an dieses Genuss-Erlebnis erinnern. Gar nicht auszumalen, wenn zu diesem leckeren Essen in schönem Ambiente dann auch noch die prachtvolle Aussicht in voller Schönheit dazu kommt!
Barfleur Camping
Satt und glücklich fahren wir hinunter nach Barfleur, unserem nächsten Etappenziel. Dort wollen und müssen wir einen der beiden Campingplätze ansteuern, damit wir mal wieder Batterie und Elektrokram aufgeladen bekommen.
Als wir an der Kaimauer vorbei auf den Camping Municipal zufahren, entscheide ich spontan: Sieht mit der terrassenförmigen Anlage oberhalb der Bucht richtig gut aus, den nehmen wir. Gut, der Preis ist mit 26 € für die Nebensaison schon reichlich gesalzen, aber das soll uns heute mal egal sein.
Phare de Gatteville
Am späten Nachmittag kommen auf einmal Sonne und blauer Himmel zu Besuch. Für uns eine gute Gelegenheit, den knapp einstündigen Weg zum Leuchtturm von Gatteville zu machen. Hervorragende Entscheidung!
Denn das wechselhafte, aber nie unfreundliche Wetter lässt uns die hier schon etwas rauere, an die Bretagne erinnernde Küste besonders genießen.
Fun Facts zum wirklich hübschen Leuchtturm: Der kleinere Turm daneben ist das ursprüngliche Leuchtfeuer, das aber von der Höhe nicht ausreichte. Außerdem hat er 365 Stufen, 52 Fenster und 12 Etagen. Da war der Baumeister wohl Kalender-Fetischist…
Wir lieben Barfleur…und der Camping Municipal ist eine gute Wahl. Die Betreiber waren wirklich sehr nett. Ja und die Aussicht auf Barfleur.
Ich komm ins träumen.
Wir sind im letzten Juni in fast allen Orten eurer bisherigen Reise gewesen (was Frankreich betrifft). Und ich geniesse die Erinnerungen jetzt durch euren tollen Bericht noch einmal.
Danke dafür und noch eine tolle weitere Reise wünsche ich euch.
Hallo Gabi,
das freut mich sehr!
Haben wir in Barfleur irgendwas verpasst? Ich fand die Stadt tatsächlich vor allem grau und tot. Ich vermute, dass es am Winter liegt? Im Sommer stelle ich mir das alles deutlich lebendiger vor!
Liebe Grüße
Micha
Uns hat besonders gut gefallen, das es nicht so touristisch ist.
Aber es war bei uns im Juni bestimmt wesentlich belebter und es war immer schön, in der kleinen Bar am Hafen zu sitzen, dem Alltagsgeschehen zuzuschauen.
Und in den vielen kleinen Restaurants am Hafen kann man sehr gut Moules und andere Meeresfrüchte essen. Aber vielleicht haben die jetzt alle geschlossen?
Samstags gab es einen kleinen, aber sehr feinen Markt am Hafen. Aber ob es den jetzt im Winter gibt, weiss ich nicht.