Wir haben mit unserer Stellplatzwahl wieder ein glückliches Händchen gehabt. Gestern Abend war unser Eindruck noch: Na ja, ist ganz nett hier. Wenn man den ganzen Tag nur mit Superlativen zugeballert wird, geht einem einfach der Maßstab verloren.
Denn hier ist es wunderbar ruhig, obwohl wir nur ein paar Hundert Meter von der E10 entfernt sind. Und wir sehen zur einen Seite mächtige Berge vor grünblauem Wasser und auf der anderen Seite sogar einen kleinen weißen Strand. Woanders würde man sich über so einen Platz ein Loch in den Bauch freuen. Und hier auf den Lofoten nimmt man es gönnerhaft hin. Verrückt!
Die zweite Fähre
Auch das Wetter ist bei Weitem nicht so gruselig wie es der Wetterbericht vorhergesagt hat. Eher Aprilwetter mit Tendenz zum Freundlichen.
Wir fahren heute die paar Kilometer zur Fähre nach Lødingen, um die 200 Kilometer Umweg übers Narvik zu sparen. Als wir am Fährterminal ankommen, sieht es nach perfektem Timing aus: Der Beladevorgang hat begonnen und ich erkläre Annette noch, dass da nichts schiefgehen kann, weil wir uns ja auf Spur 3 von 5 vorgesehenen Wartelinien befinden. Warum sollte jemand so viele Spuren einrichten, wenn er sie nicht benötigt?
Nun, die Norweger machen das so. Als ich frohgemut auf die Beladerampe zurolle, kriege ich ein Stop-Zeichen vom Hafenarbeiter und wir sehen auch, warum: Der Wagen vor uns war der Letzte, der noch auf die Fähre gequetscht werden konnte. Selbst für unser kurzes MoMo ist da kein Platz mehr.
Wir tragen es mit Fassung und machen es uns bei einsetzendem Regen im MoMo gemütlich. Da haben wir es doch besser als die Pärchen neben uns, die ihre Motorräder stehen lassen und sich im Unterstand unterstellen müssen. Wir überlegen indessen, ob man sich seinen Ruf bei den Hells Angels eigentlich sehr versaut, wenn man einen schnuckeligen Teddybär oder einen Stoffelch auf dem Sozius sitzen hat. Oder gibt’s da etwa ein geheimes Kuscheltier-Chapter?
Mini-Kreuzfahrt
Die Überfahrt nach Bognes ist dann mit einer Stunde etwas länger als unsere bisherigen Fahrten. Die Hunde bleiben im MoMo und wir steigen, seit langer Zeit mal wieder mit Maske, hinauf in die Cafeteria, wo wir einen Premiumplatz vorne am Fenster ergattern.
Und der macht sich dann mal so richtig bezahlt. Das Wetter liefert in dieser Stunde alles, was man sich wünschen kann und die Landschaft, die langsam an uns vorüberzieht, ist nicht weniger grandios als auf den Lofoten. Nur, dass ich hier mal nicht am Steuer sitze, sondern mich kutschieren lasse. Hat auch was.
Ein wilder Ritt
Auf der E6 soll es jetzt zügig Richtung Süden gehen. Aber wir wären ja nicht in Norwegen, wenn das in echt dann etwas anders wäre, als es auf der Straßenkarte aussieht. Es geht eigentlich ständig bergauf, bergab, durch manchmal eng oder übertrieben lang wirkende Tunnel, an Seen entlang, mit ehrfurchtgebietenden grauen Steinwänden links und rechts. Dazu immer wieder die Aprilwetter-Kapriolen, sodass das ganze auch lichtmäßig standesgemäß inszeniert wird. Es ist absolut leinwandreif, was da für ein Film vor uns abläuft.
Als wir dann hinter Fauske einen schönen Platz am Nervatnet finden, ist das Grund genug, die Fahrt für heute zu beenden.
Unsere einzig nennenswerte Aktion für diesen Tag ist dann ein Hundespaziergang entlang der alten Schotterstraße, die parallel zur modernen Straße ins Sulitjelma-Gebiet verläuft.
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