Noch nicht ganz im Urlaubsrhythmus wachen wir wieder früh auf. Und wundern uns, dass auch während unseres ganz gemütlichen Frühstücks bis 9 Uhr der Parkplatz weiterhin nahezu leer bleibt. Lediglich Rollhockey-Kids werden an der Sporthalle von ihren Mamas abgeliefert. Ansonsten tote Hose. Schön für Mia, die erst mal ein paar Runden wie ein Windhund über die offene Grasfläche rast und Spaß daran hat, mal nicht an der Leine zu gehen oder brav im MoMo zu liegen.
Wir machen uns auf den Weg zum Strand und auch hier sieht es um kurz vor zehn noch aus, als wäre den Schweden der Strand relativ egal. Aber warum stehen dann überall diese hübschen Strandhäuschen?
Wir suchen uns ein windgeschütztes Plätzchen in den Dünen, denn der frische Wind sorgt dafür, dass man von der wärmenden Sonne gar nicht mal so viel merkt. In unserer Dünenmulde ist es dafür herrlich sonnig. Genau richtig.
Bei einem längeren Spaziergang erkunde ich ein bisschen die Gegend und stelle fest, dass der gemeine Schwede an sich anscheinend erst um elf Uhr beschliesst, dass es sich lohnt, rauszugehen. Denn am Strand herrscht jetzt ein buntes Treiben von vielen Familien mit kleinen Kindern und älteren Herrschaften, die sich einen Stuhl mitgebracht haben. Überfüllt ist aber immer noch was anderes. Schön!
Bei meinem Versuch, am Strandbüdchen 2 Pommes auf halbwegs schwedisch zu bestellen, ernte ich erstaunte Blicke und dann eine höfliche Rückfrage auf Englisch. Das war wohl nicht so überzeugend… Aber immerhin kriegen wir, was wir bestellt haben. Ist ja auch was.
Als wir anschließend zum MoMo zurück kehren, ist es vorbei mit der gähnenden Leere: Der Parkplatz ist zu einem großen Teil gefüllt – hätte ich morgens nicht für möglich gehalten!
Nachdem wir uns von diesem anstrengenden Strandvormittag erholt haben und uns in den Reiseführern Ideen für die weitere Reiseplanung geholt haben, geht die Reise weiter.
Malmö ist das Tagesziel für heute und wir sind gespannt auf die drittgrößte Stadt Schwedens. Bekannt für Hafen und Industrie. Und eigentlich fahren wir vor allem hin, weil es a) die Öresundbrücke gibt, die wir von der tollen Krimireihe “Die Brücke” kennen, b) es das tolle “gedrehte” Hochhaus gibt, was im Reiseführer schon irre aussieht und c) wir im Handyladen schwedische SIM-Karten kaufen können. Was wir nicht wussten: Malmö hat deutlich mehr zu bieten!
Der im Womoführer empfohlene Stellplatz im Norden von Malmö ist zwar nur ein großer Parkplatz, dafür aber auch direkt am Meer und in der Nähe des “Turning Torso”.
Dumm nur, dass der Parkscheinautomat ausschließlich schwedische Kreditkarten akzeptiert. Da steht man als Tourist ganz schön dumm da! Aber wir warten am Automaten einfach auf den nächsten Schweden und fragen, ob er für uns mit Karte zahlt und völlig selbstverständlich macht er das auch. Und freut sich über die 20 Kronen Gewinn, da wir nur einen Hunderter aus dem Automaten haben und er nicht wechseln kann.
Nachdem das MoMo nun also gut geparkt ist, stiefeln wir bei 29° los. Schon auf dem Weg zum Parkplatz war uns aufgefallen, dass es das Wort Rush-Hour im schwedischen anscheinend nicht gibt. Total entspannt fuhren wir mitten durch die Stadt und auch jetzt fällt vor allem auf, dass es viele Radfahrer gibt. Und man hat zu keiner Zeit den Eindruck, dass hier großstadtmäßig gedrängelt, gemeckert oder gehupt wird. Das große Malmöhus mit seinen roten Backsteinmauern erinnert uns an die Marienburg in Masuren. Wassergraben inklusive.
Nachdem wir den hübschen Lilla Torg mit seinen vielen Restaurants/Cafès überquert haben, finden wir schon bald darauf einen der unvermeidbaren Handyläden, genau wie bei uns. Nach kurzer Beratung sind wir jeder um eine SIM-Karte mit reinem Datenguthaben reicher, denn zum Telefonieren können wir notfalls auch unsere deutschen Karten nehmen. Da die schwedischen Datentarife auch noch krachergünstig sind (zumindest verglichen mit Deutschland), reisst uns das auch kein all zu tiefes Loch in die Reisekasse. Lustiger Zwischenfall am Rande: Vor dem Aufladen des Guthabens für Annettes SIM-Karte stürzt offensichtlich das Internet im Laden komplett ab. Aber die hilfsbereite Verkäuferin schreibt uns einfach einen Zettel, mit dem wir dann im Pressbyran nebenan das Guthaben aufladen können. Irgendwie auch eine für unsere bisherigen Erfahrungen mit den Schweden typische Geschichte. Denn diese freundliche Hilfsbereitschaft haben wir bis jetzt jedes Mal erlebt. Das darf gerne so bleiben!
Beschwingt beschliessen wir, unseren Erfolg mit einem Bierchen auf dem Lilla Torg zu feiern. Da die Preise aber bei freundlichen 63 Kronen für ein Bier liegen, verlassen wir unsere Stühle auch schnell wieder… Und was ein Glück das war! Denn auf unserer Suche nach einer netten Kneipe entdeckt Annette ein völlig unscheinbares Lokal in einer Seitenstraße vom Lilla Torg.
Das Tusen&2, ein Hamburger-Restaurant, ist nur durch einen Hinterhof erreichbar und die Beschilderung ist, gelinde gesagt, verbesserungswürdig. Ich wäre sogar noch dran vorbeigelaufen, als Annette mich darauf hinweist, dass dort was Nettes sein könnte. Also bestellen wir uns das pilsähnliche Norrlands und das wirklich nach Grapefruit schmeckende Pistonhead und stöbern eher interessehalber in der Essenskarte. Denn eigentlich sollte das schwedische Essen doch abends völlig unbezahlbar sein. Als wir dann aber die Preise für wirklich exotische Burger (Annette mit Ziegenkäse und Feigenmarmelade, ich mit Gorgonzola und getrockneten Tomaten) sehen, sind wir “angenehm” überrascht. Teuer, ja. Aber wenn man es mit den Preisen bei der trendigen “Hans im Glück”-Kette bei uns vergleicht, nicht überteuert. Also versuchen wir unser Glück und werden nicht enttäuscht. So ungewöhnliche und leckere Burger haben wir wirklich noch nicht gegessen!
Frisch gestärkt machen wir uns auf den restlichen Stadtrundgang und stellen fest, dass es in der City nach Geschäftsschluss eher tot ist. Also machen wir uns auf den Rückweg und sind begeistert vom vielen Grün in der Stadt. Mittendrin ein parkähnlicher Friedhof. Und der wirklich toll angelegte Slottsgarten. Und am Meer noch der Riberborgsstranden mit wahrlich riesiger Hundefreilauffläche, was Mia und auch andere Hunde ausgiebig nutzen.
Auf dem Rückweg kommen wir noch an Jungs vorbei, die von einer ca. 4m hohen Brücke ins Wasser springen. Annette macht den gewagten Vergleich, dass sie das an die Brücke am Douro in Porto erinnere. Nur, dass dort die Jugendlichen eher 20 Meter in die Tiefe sprangen…
An der langen Promenade herrscht dann auch wirklich Hochbetrieb und alle haben sich auf den vielen schönen Sitzmöglichkeiten verteilt um den tollen Sonnenuntergang zu genießen. Ein besonderes Schmankerl ist dann noch eine Bühne, auf der ein Gitarrist improvisiert und die Zuschauer dieses Zusammenspiel von Musik und Sonnenuntergangsstimmung genießen.
Nach dem Sonnenuntergang parken wir das MoMo noch auf eine hoffentlich ruhige Ecke auf dem Parkplatz um, denn die gröhlenden Jugendlichen im Park und die von Zeit zu Zeit mit lauter Mucke vorbeifahrenden BMWs lassen uns eine unruhige Nacht befürchten.
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