Dieses Mal brechen wir für den Jahreswechsel mit einer langjährigen Tradition.
In den vergangenen Jahren waren wir wegen des Saisonkennzeichens stets ohne MoMo unterwegs. Einmal kräftig durchschnaufen und das Jahr in einer Ferienwohnung am Meer in Egmond aan Zee zu verbringen war für uns praktisch ein Automatismus. Liebgewonnen. Immer wieder schön.
Aber dieses Jahr haben wir ja ganz anderen Möglichkeiten! Mit MoMo II ist Wintercamping kein Problem und wir konnten uns gut vorstellen, auch mal den Winter am rauen, rauen Meer in Noord-Holland zu verbringen.
Allein: Unsere Recherche verlief äußerst ernüchternd. Denn anscheinend wird Freistehen auch in Holland zunehmend restriktiv verfolgt und auf Bußgelder von 140€ sind wir auch nicht scharf. Und der Campingplatz von Roompot in Egmond will allen Ernstes auch in der Nebensaison Anfang Januar 32€/Nacht für einen Stellplatz sehen. Dazu sind wir bei aller Liebe aber nicht bereit. Also war es das schon mit unserem Wintertrip nach Holland?
Süßes Zoutelande
Natürlich nicht. Es gibt ja immer Alternativen. Und beim Abklappern der niederländischen Nordseeküste von Nord nach Süd kommt man unweigerlich auf Zeeland aus. Die letzte Halbinsel vor Belgien. Und was wir beim näheren Auskundschaften der Region herausfinden, hört sich vielversprechend an. Domburg, Middelburg, Westkapelle – alles Ortsnamen, die schon mal nach Urlaub klingen! Zoutelande hatten wir bisher allerdings noch nicht so sehr auf dem Schirm. Das ist ein kleines Örtchen am südwestlichen Ende der Halbinsel.
Und dort finden wir einen Campingplatz mit einem Angebot, was eigentlich zu gut ist, um wahr zu sein: Auf dem Campingplatz Weltevreden finden wir all das, was wir zum Glücklichsein brauchen. Nämlich eine Lage direkt an den Dünen direkt am Strand. Schöne, großzügige Stellplätze. Hunde sind erlaubt und kosten keine Unsummen extra. Modernes Waschhaus mit heißen Duschen ohne Münzeinwurf. Und erwähnte ich schon das freundlich-entspannte Personal…? Der Knaller ist dann allerdings der Preis. Für die 15€ haben wir auf manchem schnöden Stellplatz schon schlechter gestanden. Und selbst der ab 2020 geltende Preis von 18€ in der Nebensaison ist immer noch für das Gebotene ein Schnapper. Wir haben uns dann direkt mal für die Zeit des Jahreswechsels von 30.12.2019-10.1.2020 angemeldet…
Entschleunigtes Neuland
Unsere Neuentdeckung macht uns glücklich.
Denn hier können wir jetzt mal was Neues mit dem Wohnmobil ausprobieren, was wir so lange noch nie gemacht haben: Einfach mal das Fahrzeug an einem Ort stehen lassen und alles in Zeitlupe erkunden. Und es gefällt uns überraschend gut. Denn dieses einen-schönen-Ort-auf-sich-wirken-lassen macht man auf großen Reisen ja leider viel zu selten. Auch bei unserer ja schon bereits eher langsamen Reisegeschwindigkeit steht zu oft ein „aber da wollen wir ja auch noch hin“ im Hinterkopf, so dass unsere bisherige längste Standzeit die 4 Nächte auf unserem Herzensplatz Grinsby in Schweden waren. Und wenn man es so betrachtet: Vielleicht gefällt es uns dot so gut, weil wir so lange dort waren. Dieses vertraute Gefühl von zweiter Heimat entwickelt sich halt nur an Orten, die man mehrmals oder länger besucht hat.
Das MoMo wird also geparkt und für die komplette Aufenthaltszeit nur noch einmal zum Grauwasserentleeren bewegt. Denn wir haben die Räder dabei und sind in den Niederlanden. Hier wird gefietst. Alles geht problemlos mit dem Fahrrad. Selbst unsere Großeinkäufe im Jumbo-Supermarkt kriegen wir in den Packtaschen noch verstaut. Wirklich mal schön, das alles ohne Motor zu erledigen.
Ansonsten ist unsere größte Herausforderung, nach dem Erklimmen des Dünenkamms (hier muss man richtig viele Treppenstufen steigen!) zu entscheiden, ob wir rechts oder linksrum den Strand entlang laufen. Und in welchem Strandpavillon wir einkehren wollen. Und ob es Fischsuppe, Pommes, Poffertjes oder Pannekoeken geben soll. Mehr Entscheidungen sollte man doch gar nicht treffen, oder?
Jahreswechsel mal anders
Unsere bisherigen Silvester in Holland haben gezeigt, dass der Holländer an sich anscheinend (und zum Leidwesen der Hunde) gerne böllert. Und auch ordentlich Raketen in die Luft steigen lässt. Das bestätigt sich auch auf Zeeland. Mit dem feinen Unterschied, dass man hier kurz vor Mitternacht auch die großen Pötte auf der Schelde ihr Horn tuten hört. Das hat was! Und wir sind uns nicht ganz sicher, ob es hier insgesamt etwas ruhiger ist, dieses Jahr weniger Feuerwerk gemacht wird oder ob der Nebel einen Großteil der Action einfach verschluckt. Uns hat es allemal gereicht.
Und auch auf das beliebte Neujahrschwimmen, den Nieuwjaarsduik, müssen wir nicht verzichten. Allerdings alles ein paar Nummern kleiner als wir es von Egmond gewöhnt sind. Während dort schon früh regelrechte Pilgerscharen ihren Neujahrsspaziergang mit der Schaulust verbinden und die tapferen Schwimmer sich mit einem Workout bei lauter Musik warmmachen, ist hier so ungefähr kaum was los.
Lediglich ein traurig flatterndes Band sperrt einen Bereich für den Nieuwjaarsduik ab. Aber die potentiellen Schwimmer kann man an zwei Händen abzählen. Um so größer dann die Überraschung, als uns plötzlich vertraute Gesichter begegnen: Unser Schwippschwager mit versammelter Familie nimmt tatsächlich am Nieuwjaarsduik teil! Und erklärt auch, warum hier noch tote Hose ist: Der Termin wurde um eine halbe Stunde verschoben. Und so früh lässt natürlich keiner gerne die Hüllen fallen!
Das Event an sich ist dann schneller vorbei als man Piep sagen kann: Alle rennen einmal rein und möglichst schnell wieder raus! Denn das eisige Meerwasser geht schon ordentlich auf den Kreislauf. Brrr!
Von Hochsaison zu toter Hose
In unseren ersten Tagen kommen wir uns tatsächlich vor wie zur Hochsaison: Der Campingplatz ist komplett ausgebucht, in den Strandpavillons steppt der Bär, so dass wir immer nur mit Glück noch einen freien Platz finden.
Das ändert sich nach dem 1. Januar extrem. Denn die erste Abreisewelle findet direkt nach dem Feiertag statt und nach dem anschließenden Wochenende ist der zuvor rappelvolle Platz auf einmal wie ausgestorben. Und gleiches gilt (zu unserem Leidwesen) auch für die Strandpavillons. Denn nach dem ersten Wochenende des Jahres schaltet hier alles auf Winterschlaf. Alle Strandpavillons sind, bis auf De Strandzot ab sofort nur noch am Wochenende geöffnet. Und wenn wir dort einkehren, sind wir trotzdem fast die einzigen Gäste! Unfassbar, wenn man den Trubel zuvor mitgekriegt hat.
Strand mit Bremse
Aber wer uns kennt, weiß, dass wir genau das zu schätzen wissen. Denn unsere Spaziergänge am Strand sind Erholung und Luxus pur: Wellen, Sand und Sonne oder gerne auch mal Nebel und Sturm. Besser geht es für uns nicht.
Was hier in Zoutelande anders als in Egmond ist, sind die Buhnen, die den Strand in kleine Häppchen unterteilen. Erst mal gewöhnungsbedürftig, dann aber ein spannendes Puzzle: Wo ist die Stelle, an der man zwischen den algigen Holzpfählen durchflutscht? Möglichst, ohne hinterher einen grünen Rallyestreifen zu haben. Am Ende unserer Zeit haben wir es da zu einer kleinen Meisterschaft gebracht…
Wir kommen wieder
Am Ende unserer Zeit in Zoutelande stellen wir fest, dass ein paar Radtouren nach Vlissingen und Westkapelle noch nicht gereicht haben: Wir müssen wiederkommen. Lieber früher als später.
Tot ziens, Zoutelande!
Und weil bewegte Bilder dann doch noch mal eine andere Sprache sprechen, gibt es hier als Premiere unser erstes momoblog-Youtube-Video. Tusch!
Hallo,
ein wirklich toller Bericht mit wunderschönen Bildern !! Auch wir sind “Fans” von Zoutelande und genießen normalerweise im Wohnung auf dem Campingplatz Valkenisse unsere Zeit.
In diesem Jahr haben wir jedoch vor den Jahreswechsel in Zoutelande zu verbringen (Ferienwohnung).
Wir freuen uns schon auf die neue Erfahrung und ihr Reisebericht steigert die Vorfreude zusätzlich.
Weiterhin viel Spaß beim Reisen wünscht Familie Kutschke von der Mosel
Danke für das Lob, Mario! Wir wollen auch demnächst noch mal nach Zoutelande fahren und freuen uns schon sehr darauf!
Liebe Grüße
Micha