Wir starten mustergültig in unseren 4-Wochen-Trip in die Bretagne. Schönes, sonniges Wetter, entspannter Aufbruch am späten Vormittag.
Im Laufe des Tages zieht es sich zwar mehr und mehr zu und wird diesig trüb, aber das vermiest uns nicht die Laune, da wir ansonsten gut und entspannt durchkommen.
Reise schon wieder vorbei?
Wir freuen uns auf die erste France-Passion-Übernachtung der Reise bei einer Brauerei kurz vor Neufchatel-en-Bray. Aber als wir ankommen, wird uns freundlich aber bestimmt gesagt, dass es nur einen Platz gebe, der schon belegt sei. Mist. Wir wenden und fahren wieder vom Gelände hinunter. Dann auf einmal ein ekliges metallisches „Wheeeeee“-Geräusch. Das hörte sich nach mehr als Aufsetzen an. Aber das hätten doch unsere Schwerlastrollen am Heckträger abfangen müssen?
Da ich schon halb auf der engen Straße stehe, begutachtet Annette die Situation. Und man weiß als Fahrer, dass es nichts Gutes heißt, wenn man hört „Ich glaube, dass musst du dir selbst mal ansehen.“
Was ich dann sehe, macht mich sprachlos. Zumindest so lange, bis das Wort „Scheisse“ über meine Lippen kommt. Denn in der Einfahrt gibt es eine Bodenhalterung für das Hoftor. Und in die haben wir mit dem Chassis-Rahmen „eingefädelt“ und die Quertraverse des Hilfsrahmens unter der Heckgarage ein paar Zentimeter nach hinten gezogen. Wahrscheinlich, weil der Boden zwischen Straße und Hofeinfahrt ganz schön ausgewaschen ist und die Hinterräder dann deutlich tiefer lagen, als sie es hätten sein sollen.
Schock verdauen
Im Nachbarort Sainte-Beuve-en-Rivière finden wir dann wenigstens einen schnuckeligen Übernachtungsort, über den wir ansonsten absolut entzückt wären. Ein kleiner Picknickplatz zwischen zwei Bachläufen am Rande des Dorfes.
Aber hier machen wir erst mal in Ruhe Bestandsaufnahme. Ich mache mir ein Bild von den Schäden und bin reichlich bedient. Denn nicht nur die Quertraverse ist stark verzogen. Auch die Schrauben, mit denen diese in der Heckgarage verschraubt ist, sind ausgerissen. Das sieht übel aus.
Wir überlegen, ob es nicht das Vernünftigste ist, die Reise abzubrechen, kaum, dass sie begonnen hat. Sind wir damit noch sicher unterwegs?
Ich melde den Schaden schon mal bei unserer Versicherung und schreibe eine Mail mit Fotos an unseren Händler Adolph in Hückelhoven, da dieser immer flott und kompetent antwortet.
Und tatsächlich: Am folgenden Morgen bekommen wir, natürlich unter Vorbehalt der Ferndiagnose anhand von Bildern, die Antwort, dass eine Weiterreise theoretisch möglich sein müsste, wenn die Heckgarage nicht mehr voll belastet wird und wir die Löcher provisorisch mit Panzertape abdichten könnten.
Wir packen noch einmal die Heckgarage um und entlasten die Rückwand, so gut es geht. Jetzt sind wir froh, dass wir die Wiegefunktion von AL-KO haben nachrüsten lassen. Wir kommen auf eine Hinterachslast von 2250 kg bei einer maximalen Last von 2700 kg. Das hört sich doch schon mal gut an. Da ich auch die Löcher leidlich ankleben kann, steht der Entschluss fest: Es geht weiter. Wenn auch mit mulmigem Gefühl.
Autoroute en flux libre
Wir kommen gut voran und mit jedem Kilometer, wo das Fahren keine Probleme bereitet, steigt auch die Laune. Bei der Fahrt über die Pont de Normandie bei Le Havre herrscht eine trübe Stimmung, die wohl immer noch vom Saharastaub kommt. So haben wir die Brückenüberfahrt auch noch nicht erlebt.
Auf der A13 in Richtung Caen kommen wir dann in den Genuss der „Autoroute en flux libre“. Das ist die erste Mautautobahn ohne Verrenkungen beim Kärtchenziehen und Bezahlen, da alles rein per Kennzeichenerkennung wie in Norwegen funktioniert.
Man zahlt die Maut dann entweder über ein Kundenkonto, was man online einrichten kann. Oder aber bis zu 72 Stunden später, indem man dort sein Kennzeichen eingibt und die Gebühren dann per Kreditkarte bezahlt. Und für Nutzer einer Mautbox ändert sich gar nichts.
Kein Wasser, aber Leckereien
In Villedieu-les-Poêles-Rouffigny möchten wir unser Wasser auffüllen, bevor es an unseren ersten Strand unserer Reise gehen soll. Aber die Edelstahl-Versorgungssäule macht nur auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Denn es funktioniert gar nichts.
Das Bediensystem wirkt einfach und verständlich, aber leider erhalten wir nach mehreren Fehlversuchen lediglich eine Quittung über bezahlte 3 €, aber das Wasser fließt trotzdem nicht. So ganz rund läuft das bisher nicht mit Frankreich und uns in diesem Jahr…
Übermüdet, platt und missmutig parken wir das gebeutelte MoMo und gehen mit den Hunden in das Städtchen. Aber als wir die Boucherie von Boris Boisset sehen, setzt auch sofort wieder dieses kribbelige Frankreich-Feeling bei uns ein: Hier gibt es etwas Leckeres zu essen! Ich besorge ein paar Leckereien für das Abendessen, die wir nur noch im Backofen aufwärmen müssen. Da steigt die Laune schon mal, wenn man hier wieder die Dinge im Überfluss sieht, die man Zuhause in dieser Form und erst recht Qualität nicht mehr bekommt.
Noch größer wird unser zufriedenes Grunzen als wir zur Boulangerie „La Cerise sur Le Gâteau“ kommen. Von außen eher unscheinbar, aber in den Auslagen sehen wir schon die leckersten Dinge. Wir brauchen jetzt Soul Food und Nervennahrung und Annette besorgt uns Tarte Citron Meringuée und Feuilletine für das anschließende Kaffeetrinken im Mannimobil.
Jetzt fühlen wir uns schon mehr in Frankreich angekommen. Mjam!
Kleines Paradies
Uns trennt jetzt nur noch eine halbe Stunde Fahrt vom Strand in Dragey-Ronthon. Gemessen an der bisherigen Strecke also ein Katzensprung.
Der Platz ist ein kleiner Geheimtipp. Denn am eigentlichen Strandparkplatz ist das Übernachten verboten. Aber auf dem Privatgelände 200 Meter weiter kann man gegen Spende für die Seenotrettung auf einem wunderbaren Rasenplatz hinter den Dünen stehen.
Bei der holprigen Zufahrt denke ich zwar besorgt an unsere beschädigte Quertraverse, aber in langsamem Tempo kommen wir da gut durch.
Es ist ein kleines Paradies, das wir hier vorfinden. Umgeben von Bäumen, mit einem Fußballfeld, einer Grillstelle und unmittelbar an den Dünen. Ein Platz, wie wir ihn lieben!
Diesiger Strand
Die Hunde können ihr Glück nach den zwei Fahrtagen kaum fassen, toben durch die Dünen und drehen am Strand erst mal ein paar Begrüßungsrunden.
Auch wir freuen uns, wieder hier auf dem Cotentin zu sein. Vor zwei Jahren haben wir an der Pointe d’Agon ein paar Kilometer weiter nördlich die Winterreise beendet und es fühlt sich jetzt fast wie die logische Fortsetzung an, die wir damals nicht mehr machen konnten.
Und was macht man an den Endlosstränden des Cotentin? Natürlich endlos lange laufen, bis man irgendwann doch umkehrt.
Lediglich das Wetter lässt etwas zu wünschen übrig. Auch hier am Meer ist es trübgrau und diesig. Der Mont-Saint-Michel, den wir im Süden sehen können, ist nur als vage Silhouette zu erkennen.
Aber für heute ist uns das erst mal egal. Wir sind einfach froh, dass wir in unserem Zielgebiet angekommen sind und die Reise nicht abbrechen mussten.
Bin gerne wieder mit dabei.
Oh je. Das gehört definitiv nicht zu den Dingen, die man braucht. Ich wünsche Euch, dass ihr den Schaden für die Zeit eurer Reise aus den Köpfen verbannen könnt und Eire Reise genießen könnt.
Oh nein, kein guter Start, aber ihr macht es richtig ! Nicht die Stimmung vermiesen lassen ! Ab jetzt dann gute Reise und viele tolle Erlebnisse wünschen die Woches ☀️🍀🚐💪🏻
Was für ein Pech mit diesem Hindernis im Weg. Wir hoffen, dass ihr trotzdem eine ganz schöne Tour erleben dürft. Statistisch gesehen passiert jetzt keine Panne mehr 😇.
Mit lieben Grüssen
Renate und Michael
Alles Gute für eine Pannen- und Unfallfreie Weiterreise.Ich drücke die Daumen!
Hallo Micha, extrem ärgerlich was euch passiert ist. Glücklicherweise könnt ihr die Reise fortsetzen.
Zur Abdichtung von allem möglichen Dingen im Womo verwende ich Sika Multiseal BT.
Habe mir vor 2 Jahren ein Loch in den Alkoven gefahren und damit abgedichtet. Hält, vor allem trocken.
Weiterhin gute Reise!
Oh je, ihr Armen! Das ist ja ein Start, wie man ihn sich so gar nicht wünscht. Ich drücke euch die Daumen, dass es ab sofort nur noch pannenfrei und absolut traumhaft weitergeht! Ich verfolge gespannt euren Reisebericht, während ich gleichzeitig unsere nächste Reise – u.a. auch anhand eurer älteren Berichte – plane. Vielleicht erinnerst du dich? Wir sind die, die zum erstenmal mit Hund reisen. Aktuell soll es nun nach Dänemark gehen.
Liebe Grüße
Claudia, Werner und Hachika
Danke an alle für die aufmunternden Worte.
Die Idee mit dem Sika Multiseal muss ich mir merken, Karl-Heinz, danke für den Tipp!
Claudia, mit Dänemark macht ihr bestimmt nichts falsch. Wir fühlen uns dort immer sehr wohl.