Auch wenn unsere Scheiben nach der Nacht am Strand ganz ordentlich vom Salzwasser verschmiert sind: Dass heute ein schöner Tag anbricht, können wir schon beim Frühstück sehen.
Außerdem beobachten wir ein immer wiederkehrendes Ritual: Ein Auto kommt auf den Parkplatz gefahren, umrundet das MoMo (das hier als einziges Fahrzeug steht), bleibt kurz stehen, um den Ausblick aufs Meer zu genießen und fährt wieder weg. Da eines der Fahrzeuge auch ein „offizielles“ ist (Ordnungsamt?) und das MoMo zwar ausgiebig betrachtet, aber niemand tätig wird, fühlen wir uns bestätigt: Ohne Campingverhalten in der Nachsaison regt sich hier keiner auf.
Kurzer Schreck
Ich breche schon mal allein zum Fotografieren an den Strand auf, welcher im Laufe des Vormittags mit jeder Minute breiter wird. Das „Schwimmbecken“ war während der Flut komplett unsichtbar!
Ein paar Kitesurfer geben wieder mal ein dankbares Fotomotiv ab – merci beaucoup!
Als Annette mit den Hunden nachkommt, höre ich auf einmal ein herzerweichendes und gar nicht mehr aufhörendes Jaulen: Irgendetwas muss passiert sein! Ich tippe auf Toffi, die mit einem Seeigel Bekanntschaft gemacht hat und sehe uns schon zum Tierarzt fahren. Es war dann aber harmloser: Beim Toben hat sich Toffi wohl etwas verknackst, was aber am Ende dann wohl doch nicht so schlimm war. Sie humpelt noch für ein paar Minuten, aber als wir später am MoMo ankommen, ist alles wieder vergessen.
Dünenstrand
Wir brechen auf und wollen heute ein wenig die Westküste erkunden und da bleiben, wo es uns gefällt. Aber natürlich nicht ohne vorher unsere Leckerei-Vorräte in der Boulangerie von Les Pieux aufgefüllt zu haben.
Wir wollen zu den Dünen von Hatainville, denn der Strand sieht dort noch mal etwas breiter aus als der von Sciotot. Außerdem kann man von dort bei Ebbe zum Leuchtturm von Carteret laufen. Und Ebbe haben wir jetzt reichlich. Als wir den Weg zum Dünenparkplatz hinunterfahren sind wir erst mal geflasht: der Blick von oben auf die Dünen, den Sandstrand und das leuchtende Meer mit der Kanalinsel Jersey im Hintergrund ist wirklich atemberaubend schön!
Nachdem wir geparkt haben werden aber erst mal Annettes Einkäufe in der Boulangerie erst mal gewürdigt und dann verspeist. Wenn die Backwaren aussehen wie kleine Kunstwerke, fällt es fast schon schwer, sie einfach zu zerstören…
Ebbe pur
Als wir gegen 15 Uhr loslaufen hat die Ebbe ihren Höchststand gerade erreicht. Mehr Strand geht nicht!
Wir laufen in Richtung Süden zum Cap de Carteret und freuen uns wie Bolle über die endlose Weite von Strand, Himmel und Meer, die wir hier erleben. Und dazu die leicht salzige Meeresluft, ein frischer Wind und häufig Sonnenschein bei nicht zu hohen Temperaturen. Das kommt Perfektion schon ziemlich nahe.
Und ganz ehrlich: das Phänomen Ebbe und Flut ist an einem Sandstrand einfach dreimal geiler als mit Gummistiefeln durchs deutsche Watt zu stapfen. Zu entdecken gibt es in diesem kurzzeitig aufgetauchten Meeresboden auch genug.
Als wir nach einer Stunde am Kap angekommen sind, merken wir, dass langsam aber sicher die Flut wieder eingesetzt hat. An dieser Engstelle wird der Sandstrand zusehends schmaler. Für uns ein Zeichen, dass es Zeit zum Umkehren wird. Auch wenn ich mir immer noch unmöglich vorstellen kann, dass dieser endlos breite Strand in wenigen Stunden komplett überflutet sein wird.
Lightshow fällt aus
Als wir zum Womo zurückgekehrt sind, fällt mir ein, dass hier ja eine wunderbare Gelegenheit wäre, die Drohne mal wieder steigen zu lassen. Denn vom Boden aus sieht das hier schon doll aus – wie wird es wohl aus der Luft wirken?
Ziemlich klasse, würde ich sagen. Auch wenn aus der Luft die Dünenlandschaft fast schon wieder zu platt aussieht. Die ist hier nämlich wirklich hügelig und abwechslungsreich und definitiv nicht langweilig.
Annette kocht uns ein leckeres afrikanisches Curry, dass wir mit einem Cidre abrunden. Lediglich unsere Crème brûlée erweist sich als Fehlschlag, da man Zucker mit einem Feuerzeug einfach nicht geschmolzen bekommt…
Der grandiose Sonnenuntergang, mit dem wir nach einem so tollen Tag fest gerechnet hatten, fällt dann aber ins Wasser. Schon recht früh verschwindet die Sonne hinter den Wolken am Horizont und sorgt nur für ein mattes Leuchten des Himmels. Aber nach so einem Tag fällt das irgendwie nicht besonders ins Gewicht.
Es gefällt uns ausgesprochen gut hier in La Manche in der Normandie. Wenn das so weitergeht, kommen wir nicht mehr in die Bretagne!
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