Der Wind hat nachts ganz ordentlich am MoMo gerüttelt, sodass wir nur mäßig erholsam geschlafen haben. Irgendwie hat es nicht sein sollen mit Fredvang und uns. Pünktlich um kurz vor 12 verlassen wir den Platz, bevor der No-no-Campingplatz noch eine Strafgebühr beim Auschecken von uns sehen will.
Wir kehren zurück zur E10. Es ist das versprochene Grau-in-grau-Wetter, was ja zu einer Norwegen-Reise auch dazugehört. Vor Reine genießen wir die Küstenfahrt durch die eleganten Galerien. So ein halboffener Tunnel hat schon was!
Und auch der Himmel zeigt auf einmal ein Stückchen blau. Mehr als wir erhofft hatten.
Schlemmen bei Anita
In Sakrisøya sehen wir an den Trockengestellen sogar noch ein paar Dörrfische – die meisten anderen sind bereits abgeerntet. Mann was sehen die schön-gruselig, gruselig-schön aus!
Praktischerweise sind sie in der Nähe von Anitas Sjømat – einem schön anzusehender Fisch- und Delikatessenladen für Touristen. Das entnehmen wir zumindest den gesalzenen Preisen, die dort aufgerufen werden.
Es gibt alles Mögliche im Sortiment, was uns prinzipiell sehr anlacht. Vor allem, weil der Laden wirklich geschmackvoll gestaltet ist. Unter anderem dürfen wir mal geräuchertes Walfleisch probieren. Schmeckt tatsächlich mehr nach Fleisch als nach Fisch. Da die geräucherte Forelle zwar gut, aber nicht besser als bei Bergmans schmeckt und hierfür locker das doppelte kostet, können wir unseren Kaufdrang beherrschen.
Nicht beherrschen kann ich mich allerdings bei der Fischsuppe. Und Annette bei den Kanelbolle. Die müssen wir dann doch im Restaurant probieren.
Und die Fischsuppe ist wirklich eine fette Empfehlung. Wenn sie nicht etwas verpfeffert gewesen wäre, würde sie in meine Top 5 gehören! Die wird beim nächsten Besuch auf jeden Fall wieder geordert.
Und auch Annettes Kanelbolle ist lecker. Es gab übrigens ausgesprochen ansprechendes Gebäck – unter anderem Macarons(!) mit Lakritz(!!).
Der letzte Zipfel
Wir befinden uns jetzt auf dem letzten Abschnitt der E10. Man merkt, dass der Verkehr zunimmt. Es ist aber bei Weitem nicht so überfüllt, wie ich das befürchtet habe. Lediglich die Parkplätze vor Reine sind überfüllt, sodass wir uns den Besuch für ein späteres Mal aufheben.
Ähnliches befürchte ich ja für den Ort mit dem kürzesten Namen der Welt: Å. Hier am Ende der E10 knubbeln sich bestimmt die Touristen. Aber so schlimm ist es nicht. Vielmehr „behindern“ uns die vielen entgegenkommenden Spaziergänger, ob mit Hund oder Kinderwagen. Das muss ja meganervig sein, wenn die einzige Spazierroute entlang der Hauptstraße verläuft!
In Å finden wir völlig stressfrei auf einem großen Parkplatz sogar eine spezielle Womo-Parklücke. So einen Service hat man selten. Und auch in Å kommen wir eher in eine relaxt-entspannte Atmosphäre als in ein trubeliges Touristenörtchen. Die einzigen, die den Frieden hier stören, sind… wir. Denn Toffi kriegt sich mal wieder nicht ein, dass dort auch fremde Hunde sind. So eine Unverschämtheit aber auch. Dieser Hund kostet uns echt Nerven.
Museumsschnecken
Da ist es selbstverständlich, dass wir Nervennahrung benötigen. Und für die ist Å sogar berühmt. Im Museumscafé soll es die besten Zimtschnecken überhaupt geben. Gebacken in der Museumsbäckerei. Ich ignoriere den heftigen Preis von 53 Kronen pro Stück und kaufe für jeden eine. Auf dem Aussichtsfelsen über dem Hafen von Å werden sie dann stilvoll verspeist. Wir sind uns einig: Die sind schon sehr gut, sehr frisch und wirklich lecker. Ob es jetzt die „Besten“ sind, sei aber gerne dahingestellt.
Panorama mit Sonne
Wir haben uns für die Abreise von den Lofoten gegen die eigentlich „logische“ Fähre von Moskenes (was hier um die Ecke liegt) nach Bodø entschieden. 4 Stunden Fähre allein mit Elli im MoMo scheinen uns für Toffi noch eine zu große Herausforderung zu sein. Da scheint uns die zweistündige Überfahrt von Svolvaer nach Skutvik doch realistischer zu sein.
Aber vor allem gewinnen wir durch diese Entscheidung eine Panoramafahrt der Extraklasse hinzu.
Ab jetzt beginnt unsere Rückfahrt und der Abschied von den Lofoten. Und diese bieten noch mal alles auf, um uns nachhaltig zu flashen.
Zum einen ein deutlich freundlicheres Wetter als erwartet. Und mit der Sonne im Rücken werden wir wirklich verwöhnt, was die Ausblicke angeht. Viel besser kann man es auf den Lofoten kaum antreffen.
Zum anderen kriegen wir am Strand von Flakstad noch mal heftige Hebriden-Vibes: Der feinsandige Strand mit dem smaragdfarben schimmerndem Meer ist schon ein Anblick der Extraklasse. Und da wir das Riesenglück haben, am eher kleinen Parkplatz einen Platz zu bekommen, nutzen wir das dann für einen Strandspaziergang. So schön!
Und richtig schräg ist es dann, wenn ein Womo vor dir parkt, dass genau diesen Ausblick auf sein Heck tapeziert hat…
Aber auch im weiteren Verlauf bekommen wir so einiges an Landschaftsorgasmen geboten. Was sicherlich auch erklärt, warum hier kaum ein Womofahrer grüßt. Die meisten gucken einfach nur mit offenen Mündern durch die Frontscheibe. Und manchmal stehen dem Fahrer an den Engstellen Schweißperlen auf der Stirn.
Doch nicht auf die Fähre
Als wir bei schönstem Abendlicht in Svolvaer ankommen, reihen wir uns hinter die anderen Womos in die Warteschlange ein. Aber irgendwas erscheint uns komisch zu sein.
Des Rätsels Lösung ist dann simpel: Wir haben Samstag. Und da fährt die letzte Fähre bereits um 16.15 Uhr. Wir stehen in der Schlange für die Abfahrt morgen früh. Und jetzt weiß ich auch, was mich vorher gewundert hat: Alle anderen Womos waren leer und verlassen. Die feiern wohl ihren letzten Abend auf den Lofoten in Svolvaer.
Wir entscheiden uns dagegen, an diesem eher unwirtlichen Fähranleger zu bleiben und setzen stattdessen lieber unsere Panoramafahrt fort. Nächstes Ziel: Der Fährhafen von Lødingen, wo man in einer Stunde aufs Festland übersetzt. Denn den Teil der E10, der hinter Fiskebøl kommt, kennen wir ja auch noch nicht.
Außerdem haben wir noch ein zusätzliches As im Ärmel. Annette hat auf halber Strecke in Hanøy einen Stellplatz an einem Hafen nicht weit der E10 gefunden. Wenn der was taugt, bleiben wir halt noch eine Nacht auf den Lofoten. Es gibt ja Schlimmeres.
Und tatsächlich finden wir einen brauchbaren und sehr ruhigen Platz vor. Auch wenn er nicht die spektakuläre Aussicht bietet, die wir uns im Stillen erhofft hatten. Aber nach so einem Overkill an Sinneseindrücken tut das auf eine Weise dann auch sehr gut.
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