Morgens ist es mystisch neblig am Kanal. Un ein wenig ungemütlich. Weswegen wir uns für noch mal Umdrehen im Alkoven entscheiden.
Aber eigentlich ist unsere Radtour am Kanal ein fester Plan. Wir setzen ihn nur etwas später um als geplant. Denn die Sonne lässt sich lange bitten, bis sie sich durch die Wolken gekämpft hat.
La Velodyssee
Wir fahren ein Stück der Velodyssee, einer touristischen Fahrradroute von Roscoff in der Nordbretagne bis nach Hendaye an der spanischen Grenze. Und ich behaupte mal: Es ist nicht das Schlechteste!
Wir fahren am Ufer des Kanals entlang und genießen die leicht beginnende Herbstfärbung der Bäume und die absolut friedliche Stimmung, die hier herrscht. Wunderschön!
Wir nehmen uns vor, dass wir jetzt auf jeder Bretagnefahrt einen Teil der Kanalstrecke absolvieren werden, so gut gefällt es uns hier.
Village fleuri
Der Abschied vom Kanal fällt uns fast ein bisschen schwer, aber wir haben für heute noch ein volles Programm. Nächste Attraktion: Wir besuchen Rochefort-en-Terre, eines der vielen Village fleuri, dieser besonders üppig mit Blumen dekorierten kleinen Dörfer, die es in Frankreich in verschiedenen Abstufungen gibt: 1–4 Blumen sind in der Bewertung drin.
Es versteht sich von selbst, dass Rochefort-en-Terre derer 4 erhalten hat. Denn dieses Dorf ist das quasi der Erfinder der Village fleuri. Aber auch ansonsten soll es sehenswert sein.
Wir haben insofern Glück, als dass heute nichts los ist. Von der Infrastruktur her dürfte hier am Wochenende der Bär steppen. Aber an einem Montag ist es entspannt, fast schon verschlafen.
Wir machen einen Besichtigungsrundgang, finden das alles sehr nett und freuen uns am Ende über einen kleinen Kouign Amann, diese bretonische Kalorienatombombe, wo man beim Reinbeißen schon merkt, wie die Kalorien es sich auf den Hüften gemütlich machen. Aber er ist halt auch schweinelecker!
Wieder an der Côte Sauvage
Und jetzt machen wir einen Riesensprung: Nachdem wir in Auray noch einmal Vorräte aufgefüllt haben, geht es endlich wieder ans Meer. Denn auch wenn der Nantes-Brest-Kanal eine absolute Entdeckung für uns ist – wir sind jetzt schon viel zu lange in der Bretagne, ohne das Meer gesehen zu haben. Geht gar nicht!
Wir haben die Qual der Wahl, da wir so viele Orte hier an der Südküste wieder besuchen wollen. Wir entscheiden uns dann für das Luxusprogramm – die Côte Sauvage auf der Halbinsel Quiberon haben wir als absolutes Highlight unserer allerersten Bretagnereise in Erinnerung.
Als wir in St. Pierre in Richtung Küste abbiegen und die Sonne das Meer golden glänzen lässt, wissen wir schon, dass wir eine gute Wahl getroffen haben.
Der Stellplatz in Kerne ist zwar nicht sonderlich attraktiv, aber er ist der einzig Legale in dieser Region, wenn man nicht am Campingplatz an der Ostküste stehen will. Und nach den ganzen tollen kostenlosen Plätzen, die wir bisher hatten, kommen uns die 9,55 €, die hier fällig werden, wie Wucher vor. An der deutschen Küste hätten wir über diesen Preis gejubelt und hätten trotzdem nicht diese geniale Aussicht, wie wir sie hier haben.
Denn als würde die Bretagne klarmachen wollen, wer hier landschaftsmäßig die Hosen anhat, serviert sie uns einen von diesen einmalig schönen und auch nur ganz, ganz leicht kitschigen Sonnenuntergängen, während sich unter uns die Wellen auftürmen und krachend auf die Felsküste klatschen.
Und als wäre das noch nicht genug, kommt auch noch ein Segelboot vorbeigeschippert, das sich elegant vor den blutroten Sonnenuntergangshimmel schiebt.
Ich hatte ganz vergessen, wie absurd schön Sonnenuntergänge in der Bretagne sein können.
Servus Micha,
Danke für die Info im WoMo-Forum
Gruß MArtin (D’r Dachfalter)