Das war mal eine ruhige Nacht hier oben! Kein Mensch ist unterwegs.
Wir starten gemächlich in den Tag und möchten den Aussichtspunkt am Mont-Gibloux besuchen. Die läppischen 200 Höhenmeter auf einer 1,5-Stunden-Wanderung sollten für uns simmentalerprobte Wanderer doch wahrlich kein Problem sein!
Nun ja. Der Weg stellt sich dann doch als deutlich steiler und schweißtreibender heraus, als wir das erwartet hätten. Durch einen Baumlehrpfad wird es uns etwas abwechslungsreicher gemacht.
Über Hexen
An der Fontaine a Catillon wird dem letzten Opfer der Hexenverfolgung im 18. Jahrhundert gedacht. Warum man meinte, dass es eine schlaue Idee ist, dem Aberglauben mit einer auf dem Hexenbesen fliegenden Catillon zu gedenken, sei mal dahingestellt. Gerade in unseren verblödeten Zeiten würde ich nicht darauf wetten, dass in den USA demnächst auch wieder eine Hexe verbrannt wird. „She burned so beautiful! Proof that she was a witch. Everybody says so.“
Prachtaussicht
Aber zurück zu unserer Wanderung: Wir bringen dann das Kunststück fertig, dass wir auf dem Höhenweg ankommen, links abbiegen und den imposanten Sendemast zu unserer Rechten komplett übersehen. Nach 300 Metern müssen wir dann erst mal umdrehen und lachen über unsere eigene Blödheit. Ich meine, wie kann man diesen Turm nicht sehen?
Das Beste ist dann, dass der Sendemast frei zugänglich ist. Treppe um Treppe steigen wir hinauf und ab einer gewissen Höhe habe ich mehr Angst als Toffi, die mir brav folgt, obwohl sie das alles sehr fragwürdig findet.
Von der großzügigen Plattform aus hat man dann eine Megaaussicht in Richtung Berner Oberland und in Richtung Jura. Bei letzterem fällt mir natürlich das legendäre Asterix-Zitat ein: „Wie ist die Schweiz so, Obelix? Flach.“
Auf dem Rückweg können wir wieder mal unseren Makro-Lüsten frönen. Was man alles für Tierchen entdecken kann!
Und auf dem allerletzten Teilstück dann noch mal Nervenkitzel: Mit den Hunden mitten durch eine Kuhherde laufen. Da keine Kälber in der Herde sind, fühlen wir uns halbwegs sicher, sind aber trotzdem froh, als wir die Weide überquert haben.
Freiburg
Kurz habe ich überlegt, ob man nicht vom Mont Gibloux am Abend großartige Bilder machen könnte. Zum Sonnenuntergang müsste das schon famos aussehen, wenn das Wetter mitspielt. Aber es zieht uns dann doch weiter.
Nächstes Ziel ist Fribourg, oder das Schweizer Freiburg für uns Deutschsprachige.
Die Anfahrt zum Parkplatz an dem der Stadt gegenüberliegenden Ufer der Saane ist mit einem größeren Fahrzeug etwas kribbelig, aber am Ende doch gut machbar. Die Parkplätze sind für einen Stadtbesuch nämlich ideal. Total ruhig und wenig frequentiert. Allerdings mit einer Höchstparkdauer von drei Stunden, die bequem per Easypark bezahlt werden kann.
Horrorkabinett für Kinder
Der Weg in die Stadt ist dann schweißtreibend. Und schwer zu finden. Denn ausgeschildert ist hinter der Brücke erst einmal nichts. Man steht vor einem merkwürdigen Ensemble von bunten Häuschen und Figuren des Künstlers Hubert Audriaz, die an einen Freizeitpark erinnern. Auf den ersten Blick fröhlich bunt, aber bei genauerem Hinsehen finden wir das Ganze eher makaber-verfallen und ziemlich creepy. Falls Hollywood mal eine neue Idee für einen Horrorfilm braucht: Klopft mal hier an.
Im Dunkeln würde ich mir bei manchen Dingern wohl eher in die Hose machen. Man fragt sich bei den aufgespießten Köpfen, wie abgebrüht die Freiburger Kinder (und ihre Eltern, die sie dort hinschicken) wohl sind, dass sie das cool finden.
Auf den zweiten Blick schön
Aber zurück zum Weg in die Stadt. Wir finden schließlich einen steilen Waldweg, der im Zickzack zum Museum für Kunst und Geschichte hinaufführt. Und plötzlich sieht das hier auch nach Stadt aus. Schöne, etwas heruntergekommene Fassaden von längst geschlossenen Geschäften, wie wir es auch aus Frankreich kennen.
Wir gehen noch weiter hinauf. Die Escaliers du Collège führen uns zum Collège St-Michel, von wo man wahrscheinlich den besten Blick über die Dächer von Freiburg hat.
Wir sind nach den doch sehr ruhigen Teilen der Stadt, die wir bis jetzt gesehen haben, ganz überrascht, als wir mit nur wenigen Schritten wieder bergab plötzlich im Zentrum stehen. Dort ist ein Festivalgelände mit Soundchecks beschäftigt und man sieht tatsächlich auch mal Menschen.
Als Annette eine Frau mit einem Eisbecher sieht, steht unser Plan fest: Eis wäre jetzt genau richtig. Bei Manu schrecken uns die heftigen Schweizer Preise nur kurz ab und die Sinnenlust gibt den Ton an. Und was soll ich sagen: Unsere Gelüste werden mehr als befriedigt! Das Geld ist schnell verschmerzt, aber die Erinnerung an das köstliche Eis aus Freiburg tragen wir jetzt mit uns herum. Empfehlung!
Wir bummeln noch ein wenig durch die Stadt und stellen fest, dass uns das entspannte Sommer-Freiburg gut gefällt. Da wir aber noch etwas vorhaben, führt uns der Weg zurück zum Mannimobil.
1000 Meter ohne Aussicht
Auf der Weiterfahrt in Richtung Biel stellt sich uns noch eine Gewissensfrage, als wir die Schneeriesen in der Ferne rufen hören. Sollen wir hier nicht einfach wieder in Richtung Thuner See abbiegen? Die Verlockung ist riesig, aber wir behalten Plan A bei.
Ich habe uns für die Übernachtung noch einen feinen Platz oberhalb des Bieler Sees ausgekundschaftet. Die Gemeinde Magglingen hat fünf kostenlose Stellplätze für autarke Fahrzeuge auf 1000 Meter Höhe bereitgestellt. Merci! Wir freuen uns schon wie Bolle, als wir immer weiter den Berg hinaufschnaufen, was wir dort wohl für eine Aussicht vorfinden werden.
Die Realität ist dann ernüchternd. Zwar finden wir den Parkplatz und unseren Übernachtungsplatz. Aber von Aussicht keine Spur. Rundum sind Wälder, die aber auch jede Aussicht versperren.
Auf einer abendlichen Hunderunde verzweifeln wir fast an den immer im Weg herumstehenden Bäumen. Das gibt es doch nicht! Erst auf den letzten Metern werden wir fündig und bekommen noch einen Hauch von Aussicht. Leider aber nicht so grandios wie wir Thunersee-Verwöhnten es gewohnt sind.
Und zu allem Überfluss hat Toffi die dumme Idee, unter einem scharfen Elektrozaun durchzutauchen und schreit jämmerlich auf, als sie einen gewischt bekommt. Panisch macht sie das einzig Richtige und will zu ihrem Rudel zurück. Und zack! bekommt sie noch einmal einen gewischt.
Armer, dummer Hund!
Gottseidank gibt es keine bleibenden Schäden und nach ein wenig Bekuscheln wird sich einmal geschüttelt und dann ist es auch wieder gut.
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