Wir stehen vor einer schweren Entscheidung: Wo möchten wir gerne unsere letzte Nacht in Finistère verbringen?
Plan A: Wir bleiben einfach hier und genießen den ruhigen Stellplatz und machen Spaziergänge an der Bucht und sehen dem Meer beim Sinken und Steigen zu.
Plan B: Wir fahren ein paar Kilometer weiter östlich zu den Dünen von Keremma, wo es auch einen netten Campingplatz geben soll. Von dort könnten wir den Strand entlang bis zur Mündung der Baie de Kernic gehen und noch einmal zu unserem Stellplatz hinüberwinken.
Plan C: Wird hier aus dramaturgischen Gründen noch nicht verraten, aber vielleicht habt ihr schon eine Idee, wenn ihr den Blog bis hierhin aufmerksam verfolgt habt…
Erste Entscheidung
Die erste Entscheidung fällt uns relativ leicht. Der Stellplatz ist schön und gut, aber er bietet jetzt nichts, was uns für eine dritte Nacht hier hält. Tapetenwechsel ist angesagt. Wir machen aber noch einmal eine Hunderunde, um uns zu verabschieden.
Leckeres Wiedersehen
Unsere erste goldrichtige Entscheidung des Tages ist ein erneuter Besuch in der Crêperie À l’Essentiel. Wir haben uns dort vorgestern sehr wohlgefühlt und auch die Speisekarte gibt noch genügend neue Dinge her, die wir gerne probieren möchten.
Zunächst machen wir aber lange Gesichter. Am Eingang hängt ein Schild „Complet“ – ausgebucht. Enttäuscht wenden wir uns schon ab, als Monsieur Pascal zur Tür kommt und uns herein bittet. Einen Tisch hätte er noch! Es stellt sich heraus, dass es sogar „unser“ Tisch am Kamin ist. Sein Partner Mickaël, der gerade noch den Kamin bestückt und ansonsten die köstlichen Crêpes backt, begrüßt uns sogar mit ein paar Wörtern auf Deutsch. So viel zu dem Klischee, dass die Franzosen sich mit Ausländern keine Mühe geben!
Die Crêpes sind dann genauso lecker wie ihre Vorgänger am Dienstag. Wir freuen uns, dass wir heute auf jeden Fall schon mal eine goldrichtige Entscheidung getroffen haben. Es ist hier einfach ein Wohlfühlort für uns.
Die Dünen von Keremma
Frisch gesättigt steht jetzt Plan B auf dem Programm. Wir fahren die 10 Kilometer in Richtung Westen, wo sich mit den Dünen von Keremma das größte Dünengebiet Finistères befindet.
Wir parken erst mal auf dem Besucherparkplatz und wollen die Lage checken, bevor wir auf dem Campingplatz einchecken.
In einer Park4night-Rezension beklagte sich jemand böse über die unzähligen Hundehaufen, die sich auf dem Weg zum Strand befänden. Normalerweise sind solche Klagen eher eine Aussage über die Persönlichkeit des Schreibers als eine akkurate Realitätsbeschreibung.
In diesem Fall muss ich dem leider zustimmen. Der Weg zum Strand ist so dermaßen mit Hundehaufen vermint, dass es wirklich nicht mehr feierlich ist. Als Hundebesitzer wirklich ein Grund zum massiven Fremdschämen. Ja, Kacke wegräumen ist nicht die schönste Betätigung. Aber so wie es hier aussieht, kann man alle Hunde(halter)hasser nur zu gut verstehen. Geht gar nicht.
Als wir am Strand ankommen, sehen wir nichts. Ebbe. Aber auch der Strand, den wir hier vorfinden, gefällt uns nicht so wirklich. Er ist zwar wie erwartet lang und breit, aber überall liegen Algen herum. Oder, um es mit Annettes Worten zu sagen: „Das ist hier alles unaufgeräumt.“
Es stellt sich für uns so gar kein „Hier wollen wir aber gerne bleiben“-Gefühl ein, wie wir mit einem kurzen Blickkontakt abgleichen. „Plan C?“, frage ich. „Auf jeden Fall!“, kommt die spontane Antwort.
Plan C
Wenn ihr uns kennt, wisst ihr an dieser Stelle ohnehin schon, was der ominöse Plan C ist. Es zieht uns natürlich mit Macht an den Plage des Amiets zurück. Was wäre denn auch ernsthaft ein schönerer Abschluss des Finistère-Parts unserer Reise als unser neuer Lieblingsstrand?
Voller Vorfreude brechen wir auf, absolvieren die paar Kilometer, stehen vor der Schranke und machen erst mal lange Gesichter. Madame ist nicht da. Wird es also nichts mit unserer Rückkehr auf Platz E10?
Wieder einmal haben wir Glück. Ein freundlicher Mann steigt aus seinem Transporter und spricht mich an. Gott sei Dank kann er ein paar Brocken Englisch. Heute Nachmittag würde niemand mehr kommen, aber er hätte einen Schlüssel. Er würde nur meinen Namen und das Kennzeichen notieren. Dann könnten wir ja morgen bezahlen.
Wenig später hebt sich die Schranke ins Paradies für uns. Wir finden alles so vor, wie wir es vor zwei Tagen verlassen haben. Selbst unsere Nachbarn sind wieder die gleichen!
Alles noch einmal
In der kurzen Zeit versuchen wir, möglichst alles noch einmal zu erleben.
Schöne Aussicht genießen: Check.
Strandspaziergang bei Ebbe machen: Check.
Pastis vor dem Womo genießen: Check.
Lediglich der magische Spaziergang zur goldenen Stunde fällt mangels Sonne leider aus. Aber wenn man dafür noch ein paar Langzeitbelichtungen von diesen unfassbar harmonierenden Blautönen von Wasser und Himmel machen darf, ist das dann ein guter Ersatz.
Insbesondere die unendlich wiederkehrenden Geräusche der Wellen, die sich auch bei schlechtem Wetter so herrlich beruhigend anhören, versetzen uns in Verzücken.
Plan C ist ein voller Erfolg!
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