Hier in Plouescat können wir noch mal regelrechte Gezeitenstudien treiben. Unmittelbar hinter dem Stellplatz beginnt die große Bucht Baie de Kernic. Bei unserer Ankunft war sie gestern komplett leergelaufen. Am Abend konnten wir dann bewundern, mit welcher Macht das Meer an der Engstelle in die Bucht hineindrückt. Und heute?
Da beobachten wir, wie sich die Bucht peu á peu leert. Immer mehr Sandbänke werden sichtbar.
Wir begeben uns auf den Weg entlang der Bucht zum Plage de Porsmeur.
Unterschied wie Tag und Nacht
Ihr erinnert euch noch an die Bilder von gestern Abend, wo die Flut so mächtig in die Bucht hineinströmte, dass man sich gar nicht vorstellen konnte, dass es auch andersherum geht?
Heute sehen wir dem Wasser dabei zu, wie es langsam, aber sicher die Bucht verlässt.
Auf einmal tun sich endlos weite Strände auf, auf denen sich die Menschen regelrecht verlieren.
Was ein Himmel!
Heute wird uns klar, wie abnormal die vergangenen Wochen, insbesondere für die Bretagne, waren.
So sehr wir die Sonne und den blauen Himmel als Touristen genossen haben: Gekommen sind wir hierhin auch für die absolut großartigen Wolken, die über die Landschaft ziehen und (bisher nur in der Ferne) immer wieder wolkenbruchartig abregnen.
Tartinette
Im Roc’h Ar Mor würden wir gerne einkehren und freuen uns, dass es noch freie Tische auf der Terrasse gibt. Aber es stellt sich heraus, dass Essen nur drinnen serviert wird und alles ausgebucht ist.
Wir könnten lediglich eine Kleinigkeit bekommen, z. B. eine Tartinette. Da wir beide nicht wissen, was das genau sein soll, kommt der Chef und erklärt uns auf Englisch, dass eine Tartinette ein Brot mit einem Aufstrich unserer Wahl sei. Ich könne mir gerne an der Bar einen aussuchen. Da es ein Glas mit Jakobsmuschel-Rillette gibt, muss ich da nicht lange überlegen. Annette, die währenddessen auf die Hunde aufgepasst hat, wählt anschließend (Überraschung, Überraschung!) das gleiche. Wir freuen uns beide auf ein Brot, das mit der Rillette bestrichen und bestenfalls noch französisch fein angerichtet ist.
Entsprechend überrascht sind wir dann, als jeder von uns ein Körbchen mit Baguettescheiben und ein Glas Rillette, wie man es auch im Supermarkt kaufen kann, auf den Tisch gestellt bekommt. Da hätten wir besser zwei verschiedene Sorten ausprobiert!
Aber es hat auch sein Gutes: Die Jakobsmuschel-Rillette schmeckt nämlich säuisch lecker und wir schaffen es zu zweit nicht, ein Glas zu leeren. Jetzt haben wir ein zusätzliches Glas, das wir in Zukunft verspeisen können. Dass wir das Ganze deutlich billiger hätten haben können, steht auf einem anderen Blatt…
Zuflucht des Seemanns
Obwohl sich Regen vom Inland her ankündigt, möchten wir zumindest noch einen Blick auf das Hafenbecken werfen, bevor wir zurückkehren.
Klar, bei Ebbe sieht es immer etwas trostlos aus, wenn alle Boote auf dem Trockenen liegen. Aber ein Schiff sticht mit seiner fröhlichen Bemalung sofort heraus und schreit förmlich „Fotomotiv!“
Aber die Bedingungen scheinen zunächst unvorteilhaft. Zu weit weg, zu flaues Licht, noch zu viel Wasser im Hafenbecken.
Ich pirsche mich Stück für Stück näher und komme aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Eine Fotoidee jagt die andere.
Und als Belohnung für meine Ausdauer kommt natürlich stellenweise etwas besseres Licht und vor allem setzt die vollkommene Ebbe ein. Wo vorhin noch Wasser stand, ist jetzt das Hafenbecken weitestgehend trockengelaufen. Mit vorsichtigen Schritten komme ich bis ans Schiff heran.
Besonders freue ich mich, als ich beim Nachhausekommen die Übersetzung für L’Abri du Marin herausfinde: Zuflucht des Seemanns. Passt doch!
Annette betreibt in der Zwischenzeit Studien in den trockengefallenen Felsen. Ein Schneckenhaus kennt man ja, aber wusstet ihr, dass das, was wie ein Mini-Dickmann mit gewagter Frisur aussieht, eine Pferdeaktinie ist?
Aus der Luft
Natürlich zahlen wir einen Preis für das zögerliche Heimkehren. Auf dem Heimweg setzt Regen ein und wir werden mal wieder nass.
Macht aber nichts, wenn man den Nachmittag im gemütlichen Mannimobil verbringen kann. Wir betrachten abwechselnd die beeindruckenden Regenschauer, die an uns vorbeiziehen, und die sonnigen Abschnitte.
Auf dem Höhepunkt der Ebbe schicke ich dann die Drohne in die Luft, um Aufnahmen der Bucht zu machen. Stellt sich heraus: Das ist gar nicht so einfach, weil die Baie de Kernic so riesig ist.
Abend mit ohne Licht
Den ganzen Tag über hatten wir großartige Lichtstimmungen. Da kann doch der Abend keine Ausnahme sein!
Aber heute wird es nix. Die Sonne lässt sich nicht mal ansatzweise mehr blicken. Trotzdem schön.
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