Grandes-Marées-Ouvertüre

28. März 2025

Grandes Marees

Grandes-Marées-Ouvertüre

28. März 2025

Der Abschied vom Mont-Saint-Michel fällt uns leicht. Denn wir haben nicht nur viel gesehen, sondern dank Leserin Claudia schon einen Plan fürs nächste Mal. Sie schlägt vor, dass man am besten am späten Nachmittag den Klosterberg erklimmen sollte, da dann ein Großteil der Touristen bereits auf dem Heimweg ist. Da wir heute nicht schon wieder dorthin fahren wollen, ist das für unseren nächsten Besuch notiert. Danke, Claudia!

Rotheneuf

Die große Überschrift über diese Reise lautet ja „Bretagne“. Da sollten wir uns dann doch mal auf den Weg dorthin machen. Der Mont-Saint-Michel liegt schließlich in der Normandie.

Willkommen Bretagne

Die Bretagne begrüßt uns zunächst missmutig mit Regen und Wind. Aber das ist nicht von Dauer und als wir in Rotheneuf ankommen, wird es bereits etwas freundlicher.

In Rotheneuf haben wir Glück, dass wir auf der richtigen Seite der Großbaustelle im Ort ankommen und nicht in einem großen Bogen den Ort umfahren müssen.

Auf dem Stellplatz verbringen wir einen nicht unerheblichen Teil des Tages damit, einen uns genehmen Platz ausfindig zu machen. Gar nicht mal so einfach, wenn man zu viel Auswahl hat!

Unser erster Weg führt uns, wie könnte es anders sein, zur Boulangerie. Die sieht zwar hinreißend aus, hat aber sowohl in der Freundlichkeit der Bedienung als auch in der Qualität der Patisserie Luft nach oben. Wir gönnen uns standesgemäß zur Ankunft in der Bretagne einen Kouign Amann, diese leckere Kalorienbombe der Extraklasse. Dieses Mal heißt es: Kalorien ja, Geschmack geht so.

Boulangerie Rotheneuf

Brandade de morue

Wir machen einen Abstecher an den örtlichen Strand und machen schon mal Bekanntschaft mit der schnell steigenden Tide. Als wir vielleicht nach einer Viertelstunde vom Ende des Strandes zurückkommen, ist die Strandpassage vor den Felsen bereits verschwunden und wir müssen ein wenig klettern, um trockenen Fußes zum Strandabgang zu gelangen.

Strand Rotheneuf

Auf dem Heimweg besorgen wir uns beim Traiteur Ruellan noch ein Abendessen. Das Tagesgericht als Take-away ist Brandade de morue. Eine schnelle Internet-Recherche ergibt, dass es ein Kabeljau-Kartoffel-Gericht sein soll. Wird probiert!

Brandade de morue

Und die Realität übertrifft unsere Erwartungen sogar noch. Es scheint eine reine Fischversion zu sein. Zumindest haben wir keine Kartoffel gesehen oder geschmeckt. Aber das ist kein Manko, denn so ein lecker-saftiges Gericht haben wir selten gegessen. Dicke Empfehlung!

Getrennte Wege

Nach dem frühen Abendessen gehen wir getrennte Wege. Während Annette es sich im MoMo gemütlich macht und einen Malabend einlegt, schwinge ich mich aufs Fahrrad und fahre die paar Kilometer hinüber nach Saint Malo. Es stellt sich als die beste Entscheidung des Tages heraus.

Es gibt einen durchgängigen Radweg nach Saint Malo, auf dem man problemlos und vor allem schnell in die Festungsstadt kommt. Mit dem Bus hätte ich aufgrund der kreativen Streckenführung doppelt so lange gebraucht!

Gezeitenkoeffizient

Als ich an der Promenade vor der Altstadt ankomme, sehe ich bereits die ersten Wellen, die über die Mauern spritzen. Es gibt immer ein großes Gekreische und Gelächter, wenn mal wieder ein unvorsichtiger oder mutiger Spaziergänger durchnässt wird.

Grandes Marees

Gefühlt hat jeder hier eine Kamera oder ein Handy in der Hand, um das Schauspiel festzuhalten.

Grandes Marees
Grandes Marees

Jetzt sollte man meinen, dass es doch keine Besonderheit ist, dass hier Wellen über die Mauern schlagen. Doch, ist es. Von unserem letzten Besuch habe ich die Mauern als ordentlich hoch in Erinnerung. Und das sind sie natürlich jetzt auch noch. Bei normalen Hochwassern reicht dieser Schutz locker aus.

Lediglich bei einem Gezeitenkoeffizienten über oder an die 100 kommt es zu den spektakulären Wellen, die auch schon mal buchstäblich haushoch sein können.

Grandes Marees
Grandes Marees

Der Gezeitenkoeffizient entspricht dem Tidenhub: der Höhe zwischen Ebbe und Flut. Ab einem Koeffizienten von 100 spricht man von den Grandes Marèes, den großen Gezeiten: Das Meer fällt sehr weit ab und steigt sehr hoch auf. Zur Information: Die Koeffizienten können zwischen 20 und 120 variieren. Und Fun Fact: Die wirklich großen Gezeiten gibt es immer nur im Frühjahr und Herbst bei Neumond. Es gibt also nicht so häufig Gelegenheit, so etwas zu erleben.

Grandes Marees

Welle auf Welle

Mit einem Koeffizienten von 97 ist heute noch kein offizieller Grandes-Marées-Tag. Aber wenn das nur die Ouvertüre ist, wie soll denn dann bitteschön das Hauptwerk aussehen?

Aber natürlich: Zum Höhepunkt wird die Flut hier noch mal 1,20 m höher sein. Das wird man auch an den Wellen merken! Und bei Sturm wird es sicherlich noch mal eine ganz andere Hausnummer sein.

Auf Nummer Sicher

Hier sind alle potenziell gefährlichen Stellen gut gesichert und mit Warnhinweisen versehen. Das hindert natürlich manche nicht daran, ihr Glück herauszufordern. Der Weg rund um die Festung führt über ein schon reichlich durchnässtes, exponiertes Stück. Während ich lieber Sicherheitsabstand halte, nehmen andere die Abkürzung in die Altstadt, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Frau, die dort sogar noch Handyfotos schießt, ist entweder sehr erfahren, sehr sorglos oder sehr dumm…

Grandes Marees
Grandes Marees

Auf der Mauer, auf der Lauer

Die Festungsmauern habe ich schon von unserem Besuch im Jahr 2016 als Highlight in Erinnerung. Auch dieses Mal werde ich nicht enttäuscht. Und heute kommen zu toller Aussicht und fantastischem Abendlicht halt noch ein paar Wellen hinzu. Wunderbar!

Grandes Marees
Grandes Marees

Erstaunlicherweise sind auf der Westseite der Stadt aber keine so spektakulären Wellen zu finden, die sich an den Mauern brechen. Hier sieht das alles eher nach normaler Flut aus. Bitte nicht missverstehen: Auch das ist toll und sehenswert, hat aber nicht den gleichen Kick wie an der Promenade im Nordosten.

Saint Malo
Saint Malo

Intra Muros

Nach Sonnenuntergang gehe ich noch auf die Môle des Noires, um eine Aufnahme der beeindruckenden Stadtfassade zu machen.

Saint Malo

Anschließend begebe ich mich Intra Muros. Nein, ich will nicht damit angeben, Lateiner zu sein: So heißt hier ganz offiziell die Altstadt. Kommt natürlich aus dem Lateinischen: intra=innerhalb, muros=die Mauern. Passender könnte man das nicht benennen.

Saint Malo

Ich schlendere mitten durch die Altstadt zurück zum Fahrrad. Plötzlich habe ich ein Déjà-vu: Hier um die Ecke müsste doch jetzt die alte Buchhandlung kommen, die wir 2016 schon so pittoresk fanden. Und tatsächlich: so ist es. Sie heißt allerdings nicht mehr Lbrairie Septentrion, sondern Mystère & Cie und widmet sich Harry Potter & Co.

Und auch andere Orte und Geschäfte erkenne ich wieder, als sei es nicht neun Jahre her, sondern als wären wir hier schon öfter gewesen.

Saint Malo
Saint Malo

Ich kann mich kaum von diesen fotogenen Gassen losreißen, merke aber, dass mein interner Speicher für schöne Dinge für heute mehr als reichlich gefüllt ist und ich schließlich auch noch eine kleine Strecke mit dem Rad zurücklegen muss. Ab zum Mannimobil, um Annette (und jetzt auch euch) von meinen Erlebnissen zu berichten.

Saint Malo
Saint Malo

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