Hui, das war eine aufregende Nacht! Vor dem Schlafengehen war uns gestern noch zweimal die Sicherung herausgeflogen. Offensichtlich doch keine gute Idee des Platzes, Mehrfachstecker statt einzeln abgesicherte CEE-Campingstecker zu benutzen. Immerhin konnte ich jeweils schnell wieder die Sicherung einlegen.
Es gibt nur zwei Probleme: Die Nacht soll mit -18° gefriertruhenwürdig sein. Und wir wollen überwiegend elektrisch heizen. Da wäre eine rausgeflogene Sicherung in der Nacht gar keine so gute Sache. Entsprechend unruhig ist dann meine Nacht. Alle zwei Stunden werde ich wieder wach und kontrolliere Temperatur und Heizung. Alles klappt problemlos, aber erholsam war diese Nacht nicht.
Sonnenaufgang
Ein Gutes hat die Sache aber. Ich werde pünktlich zur blauen Stunde wach und beschließe, zum Fotografieren rauszugehen. Dreilagig verpackt geht es in die Eiseskälte hinaus.
Nach dieser frostigen Nacht knirscht der Schnee unter den Füßen gleich noch mal so knackig. Und die Luft ist herrlich klar. Genauso wie die Sicht.
Es macht Spaß, zu fotografieren, auch wenn die unruhige Nacht, die Kälte und/oder die Höhenluft dazu führen, dass ich so viele Fehler mache wie schon ewig nicht. Mal stimmt hier eine Einstellung nicht und dann sitz dort der Fokus an der falschen Stelle. Schließlich wird auch mein Selfie zu einem Geisterbild, weil ich die Belichtungszeit falsch abgelesen habe.
Mir gefällt dieses Missgeschick dann aber besser als die gelungene Variante. Und ein paar gelungene Bilder gibt es dann ja auch noch.
Zum Aufgeben zwingen mich dann meine Fingerspitzen. Die sind zunächst (trotz Handschuhen) komplett eingefroren und es schmerzt und britzelt ungemein, als ich sie dann im gemütlichen MoMo wieder aufwärmen darf.
Winterdiesel wäre gut gewesen
Unser Stellplatznachbar, der heute nach Hause fahren will, lässt vergeblich seinen Anlasser orgeln. Der Motor mag nicht anspringen. Es ist aber keine platte Starterbatterie, wie ich zunächst vermute, sondern der Diesel in seinem Tank hat die tiefen Nachttemperaturen nicht gut weggesteckt. Er ist durch die Minusgrade anscheinend eher gelartig, weswegen der Motor nicht anspringen mag. Abhilfe soll da das Aufwärmen des Motors bringen, was er mit zwei Heizlüftern bewerkstelligt. Bei uns sollte das dann wohl der Wärmetauscher erledigen. Hoffentlich…
Bummel zum Bahnhof
Wir haben schon gestern festgestellt, dass wir ganz schön mit der Höhenluft zu kämpfen haben. Immer mal wieder sackt der Kreislauf ab oder geht der Puls hoch. Für heute steht also Akklimatisieren auf dem Programm. Alles ein wenig piano.
Wir gehen bei strahlendem Sonnenschein (den der Wetterbericht übrigens für die ganze kommende Woche ankündigt!) den Weg zum Bahnhof Morteratsch. Das ist wirklich ein Oma-und-Opa-Spazierweg, den wir wohl schaffen sollten.
Auch die Hunde lieben es, durch den Schnee zu hüpfen. Elli scheint definitiv einen Hasen in den Genen zu haben.
Wir begeistern uns für die Formen und Strukturen, die wir im Schnee sehen. Ich scoute schon mal mit dem Handy, wo ich noch mal mit der dicken Kamera hin möchte.
Heißer Tipp am Bahnhof
Am Bahnhof herrscht entspanntes Treiben. Langläufer, Wanderer und Autotouristen machen entweder ein Päuschen am Hotel-Restaurant oder bereiten sich auf die Wanderung zum Morteratschgletscher vor. Letztere steht für uns heute aber nicht zur Diskussion – viel zu anstrengend. Aber in der kommenden Woche wollen wir auf jeden Fall dort hinauf!
Am Bahnhof rätsele ich über die „Halt auf Verlangen“-Schilder im Fahrplan. Hier ist doch so viel los, dass der Zug in jedem Fall hier hält? Des Rätsels Lösung: Beides stimmt. Der Zug hält sicherlich jedesmal in diesem Bahnhof, aber im Prinzip gibt es auch ein Knöpfchen, was man wie im Bus drücken soll, um den Zug zum Halt zu bewegen.
Wir kommen bei der Klärung dieser enorm wichtigen Frage ins Gespräch mit einem älteren Ehepaar, die schon seit Jahren hierhin fahren. So wenig Schnee wie in diesem Jahr hätten sie selten gesehen. Aber sie geben uns auch einen heißen Tipp für die morgige Tagesgestaltung. Wir verraten noch nichts, aber es könnte spektakulär werden!
Verrückte Welt
Als wir zurück zum Mannimobil kommen, sind wir überrascht. Mit 30° herrschen fast schon Sauna-Temperaturen! Die Sonne hat das MoMo aufgeheizt wie sonst im Sommer. Nach der frostigen Nacht fühlt es sich falsch an, die Wärme einfach durchs Fensteröffnen zu reduzieren, aber solche Innentemperaturen wären nur in Unterwäsche zu ertragen. Also: Dachfenster auf, Fenster auf: Durchzug.
Die Hunde finden es großartig, die Bank auf meiner Sonnenseite mit mir zu teilen. Während Toffi genüsslich immer wieder den Kopf hinausstreckt, zeigt Elli ihre Begeisterung eher durch Kampfkuscheln.
Eher nicht so toll: Um 14:30 Uhr verschwindet die Sonne bereits hinter den Bergen und es wird schlagartig kälter. Fenster zu!
Zweite Runde
Am Nachmittag machen wir mal eine Spazierrunde in Richtung Pontresina, um zu erkunden, ob man dort auf die andere Flussseite kommen kann, um einen Rundweg zu machen.
Hinter dem benachbarten Kieswerk scheint es zunächst nicht zurück zu gehen, aber wir finden dann doch den Weg, den auch das Loipenfahrzeug nimmt. Das kann nicht falsch sein. Aber etwas verboten fühlt es sich schon an, über das Betriebsgelände zu laufen, vor allem, weil es so wenig Wanderspuren hier gibt.
Wir werden dann aber belohnt mit wieder tollen Ausblicken auf den eingeschneiten Fluss unter uns und den immer noch knallig beleuchteten Berggipfeln im Nordosten über uns. Auch hier mache ich fleißig Aufnahmen, um mit der großen Kamera noch einmal wiederzukommen.
Wir fragen uns ernsthaft, warum wir das mit dem Wintercamping nicht schon früher mal ausprobiert haben. Spannend und wunderschön!
0 Kommentare