Wir haben im Siebten Himmel auch entsprechend geschlafen. Eine Nacht im MoMo nach einem Tag an der frischen Luft ist einfach ein Garant für guten Schlaf.
Wir sind entsprechend der Jahreszeit die einzigen Gäste auf dem wirklich schön angelegten Stellplatz. Im Sommer muss es hier mit dem riesigen Garten wirklich lauschig sein. Wir unternehmen noch eine Hunderunde zum nahegelegenen Kanal und stellen dabei fest, dass man die Autobahn zumindest im Winter nicht überhören kann. Aber ansonsten: Fein hier!
Mariapeel
Die freundliche Dame im Besucherzentrum gab uns den Tipp, unbedingt auch das Mariapeel zu besuchen, welches nur wenige Kilometer entfernt ist. Dieses Moorgebiet wurde früher zum Torfabbau genutzt.
Die Fahrt dorthin ist jedoch abenteuerlich. Denn die Straßen sind eher schottisch eng, haben aber keine Passing Places, in die man ausweichen kann. Hier soll sich schon jeder selber darum kümmern, wo er zwischen zwei Bäumen oder neben dem Kanal noch ausweichen kann. Gut, dass keine Hochsaison ist!
Der Weg zum Parkplatz ist dann noch mal extra schmadderig, sodass das Mannimobil anschließend aussieht wie ein Expeditionsmobil. Geht auch ohne Allrad!
Ton in Ton
Das strahlende Winterwetter von gestern Nachmittag ist standesgemäß für den Februar einer grauen Suppe am Himmel gewichen. Die Wolkendecke sorgt immerhin dafür, dass es nicht ganz so eisig ist wie gestern.
Wir brauchen ein wenig, bis wir mit dem Moorgebiet hier warm werden. Das erste Stück sah auf der Landkarte vielversprechend aus, da es zwischen zwei Wassergebieten durchführt. Aber im Winter wurde hier wohl ordentlich abgeholzt. Links und rechts von uns ragen Pflanzenstümpfe aus dem Boden und gebündelte Zweige finden sich alle paar Meter neben dem Weg. Ob das in dem Maß wirklich nötig ist, damit der Weg frei bleibt? Aber wir sind keine Landschaftsgärtner und können das Rätsel nicht lösen.
Birkenliebe
Als sich die Landschaft weitet, ist die Birke die überwiegende Baumart. Mal abgeknickt, mal solo. Dann wieder in Grüppchen und auch als ganzes Wäldchen. Und auch im Winter sehr fotogen.
Wir vergessen völlig die Zeit, fotografieren vor uns hin oder untersuchen kleine Details am Wegesrand, was insbesondere Annette mittlerweile zur Meisterschaft entwickelt hat. Mit Fernglas und Lupe ausgerüstet findet sie Dinge, die mir völlig entgehen.
Naturgemäß ist die Farbpalette hier im Winter wie überall eingeschränkt. Aber es gehört gar nicht so viel Fantasie dazu, sich das Ganze mit blühender Heide und viel mehr Grün vorzustellen. Sicherlich ein Ort, an den wir zumindest noch mal im Herbst zurückkehren werden!
Platz am Kanal
Unser nächstes Ziel ist das 50 Minuten entfernte kleine Örtchen Oirschot. Dort gibt es einen Stellplatz am Kanal, der ideal für eine stadtnahe Übernachtung ist.
Wir finden dort problemlos einen Platz und gehen in die Planung für den Abend über. Denn wir haben uns das nette Örtchen ausgesucht, um dort lecker essen zu gehen. Denn die Auswahl scheint riesig zu sein. Ein guter Grieche, ein Schnitzelhaus oder die Gelagekammer mit rustikaler Küche könnten uns alle an einem anderen Tag gut gefallen. Wir wissen also, dass wir abends sicherlich etwas Gutes zu essen bekommen.
Lecker Essen
Hergekommen sind wir aber, weil ich bei der Reiseplanung über das La Fleurie gestolpert bin. Das sah alles so lecker aus! Und die Rezensionen waren mehr als positiv. Zusätzlich werden durchdachte Menüs angeboten, die sich noch dazu ausgesprochen lecker anhören. Manchmal weiß man bei gehobener Küche ja nicht einmal, was sich hinter den Zutaten verbirgt, weil man es noch nie gegessen hat…
Gelistet ist man im Bib Gourmand von Michelin. Dieses Gütesiegel zeichnet vor allem das Preis-Leistungsverhältnis für exzellente Küche aus. Hört sich an, als wäre das was für uns. Denn als Tüpfelchen auf dem i gibt es mittwochs und donnerstags noch das Week-Break-Menu, wo man zu einem 3- oder 4-Gang-Menü auch alle Getränke inklusive hat.
Glückskinder
Wir machen uns abends auf den 20-minütigen Weg ins Stadtzentrum und sind gespannt auf das, was uns erwartet. Das Zentrum ist schön illuminiert und alles hier strahlt förmlich niederländische Kleinstadt aus. Backsteinpflaster auf Straßen und Häusern, gemütliche Lädchen, Kneipen und Restaurants. Gefällt uns schon mal gut.
Mit einem leicht mulmigen Gefühl betreten wir um kurz vor sieben das Restaurant, da es schon sehr gut gefüllt aussieht. Zaghaft frage ich, ob wohl noch ein Tisch für zwei frei sei und bekomme genau die Antwort, die man dann hören will: „Einen Tisch haben wir noch frei!“ Und es ist nicht einmal der schäbige Platz neben den Toiletten. Den gibt es hier aber ohnehin nicht…
Ein köstliches Erlebnis
Was wir dann erleben, hatten wir so aber auch nicht erwartet. Denn es ist wirklich ein perfekter Abend, den wir hier erleben dürfen.
Wir können es ja ehrlich zugeben: Sterneküche hört sich für uns ja immer auch etwas abgehoben und astronomisch teuer an. Dafür sind wir dann doch immer ein Stück weit zu geizig, obwohl wir für gutes Essen gerne etwas ausgeben. Und auch das feine Ambiente, was man damit verbindet, ist eher nicht so unseres (und wir wären heute dann auch eher underdressed dafür…).
Aber mit dem La Fleurie haben wir unser persönliches Nirwana vielleicht schon gefunden. Das Ambiente ist gepflegt, aber nicht überkandidelt. Einfach schlicht schön. Der Service ist superfreundlich, gleichzeitig dabei überhaupt nicht steif. Und erklärt uns perfekt auf Englisch, was wir für Optionen haben.
Annette kann dem „Signature Menu“ nicht widerstehen, da sich Entenbrust mit Blaubeeren und Roter Bete als Hauptgang spannend anhört (und sich später alleine schon wegen der Sauce als der absolute Oberknaller entpuppt). Ich wähle das Week-Break-Menu, was gleichzeitig ein Überraschungsmenü ist. Und auch das stellt sich als exzellente Wahl heraus, denn zusätzlich gibt es ja noch perfekt auf den jeweiligen Gang abgestimmte Weine inklusive. Weltklasse!
Was besonders viel Spaß macht, sind die kleinen Häppchen, die noch zusätzlich serviert werden. Immer auch optisch eine absolute Augenweide auf wunderbarem Geschirr und geschmacklich jedesmal eine köstliche Überraschung.
Wir können am Ende kaum glauben, dass wir über drei Stunden hier verbracht haben. Wir hatten eine wirklich absolut gute Zeit hier! Wie Annette am Ende beseelt feststellt: „Lieber einmal im Monat so essen, als dreimal in einem „normalen“ Restaurant.“ Yep.
Wir werden allerdings beim nächsten Mal (und es gibt zu 100 % ein nächstes Mal!) auf jeden Fall einen Tisch reservieren. So viel Glück wie heute hat man ja nicht alle Tage!
Illumination
Auf dem Rückweg begeistern wir uns noch für die schön illuminierte Stönner-Meijwaardbrug, die nur für Radfahrer und Fußgänger über den Kanal führt. Es tut immer so gut, in den Niederlanden zu sein!
Hallo Ihr zwei, hab gerade zwei Eurer Berichte der aktuellen Reise aus Holland gelesen. Gerade wart Ihr lecker essen im Sternerestaurant. Wieder sehr interessant zu lesen und mit schönen Bildern. Ich werde natürlich die anderen Berichte auch noch lesen und den Rest der Reise verfolgen. Danke fürs mitnehmen und weiterhin eine tolle Reise.
Liebe Grüße!
Diddi
Dankeschön, Diddi!
Das Verrückte am La Fleurie ist, dass es nicht mal Sterneküche ist! Ob man sich das als Betreiber aussuchen kann, ob man lieber im Bib Gourmand stehen möchte oder einen Stern bekommt?