Single Track Deluxe

23. September 2024

B869

Single Track Deluxe

23. September 2024

Manchmal mag man dem Wetterbericht nicht trauen. Aber die letzten Tage hat er präzise vorhergesagt. Den heutigen leider auch. Schluss mit Nonstop-Sonnenschein. Ein trüb-grauer Tag erwartet uns.

Zumindest macht es den Abschied leicht. Wir verlassen Clachtoll trotzdem leicht wehmütig. In den paar Tagen fühlten wir uns fast schon heimisch.

Nach ein paar Kilometern zeigt das Handy an, dass wir tatsächlich eine gute und stabile 4G-Verbindung haben. Daher legen wir beim Gemeindezentrum erst mal einen Büro-Stop ein, um Mails zu beantworten und den extralangen Blogeintrag von Clachtoll endlich zu veröffentlichen.

Bulli

Scotland, second Home of Crazy Roads

Solchermaßen erleichtert geht es weiter auf der B869 Richtung Kylesku über Drumbeg.

Es ist die Verlängerung der Strecke, die uns zum Campingplatz geführt hat. Aber das Stück bis zum Campingplatz ist im Vergleich mit dem, was wir heute fahren, Kindergeburtstag.

In Norwegen haben wir seinerzeit amüsiert eine Postkarte mit dem Titel „Norway, Home of Crazy Roads“ gesehen und konnten nur mit dem Kopf nicken. Ab heute trägt Norwegen diesen Titel für uns nicht mehr uneingeschränkt. Was eine irre Piste!

B869
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Landschaftlich ist das eine 1+ mit Sternchen. Ich weiß nicht, wie viele Male mir einfach ein „Ist das geil!“ mit verschiedenen Graden der Begeisterung von den Lippen kam. Die Straße windet sich auf unzähligen Kurven, Steigungen und Gefällen durch die Landschaft, die heute den begonnenen Herbst auch optisch zeigt. Trotz des eher trüben Wetters ist es absolut betörend, durch diese Landschaft zu fahren.

B869

Nette drückt den Knopf

Das Einzige, was die Freude etwas trübt, ist die wirklich sehr schmale Straße. Mal begleitet von nicht sehr vertrauenerweckenden Leitplanken, mal mit steil abfallendem Bankett, auf das man besser nicht ausweicht. Die Vegetation sieht aus, als sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie die Herrschaft über die Straße übernimmt. Farne, Büsche und Bäume stehen nahe an der Fahrbahn. Auch die lebensnotwendigen Passing Places werden seltener und schmaler. Vorausschauen ist Pflicht.

Was aber wirklich beeindruckend ist, sind die absurden Steigungen und Gefälle, auf denen man betet, dass hier bitte jetzt wirklich kein Gegenverkehr auftaucht. Die Gefälle sorgen besonders bei Annette für ausgesprochen feuchte Hände, die sie damit kompensiert, dass sie diese in den Sitz und den Türgriff krallt.

B869

Da ist es doch gut, dass wir die Bergabfahrhilfe im Alpa haben. Die können wir auf dieser Strecke a) das erste Mal testen und b) extrem gut gebrauchen. Sie sorgt automatisch dafür, dass ein niedriger Gang eingelegt wird und die Räder individuell abgebremst werden, wie es gerade gebraucht wird. Funktioniert butterweich und gut und sorgt bei Annette für große Erleichterung. Bei jedem Gefälle darf sie jetzt das Knöpfchen drücken.

Als wir am Ende kurz vor Kylesku auf die breite A894 kommen, ist es eine Mischung aus Erleichterung und Wehmut. Das war sicherlich eine der tollsten Straßen, die ich je gefahren bin!

B869

Kylesku

Nach so viel Adrenalin freuen wir uns auf einen Zwischenstopp an der Kylesku Bridge. Wir steuern das Kylesku Hotel an, das berühmt für sein leckeres Seafood ist. Ich könnte ja schon wieder… Aber leider gibt es Essen erst ab 18 Uhr und es ist schon alles fully booked.

So bleibt uns nur ein kleiner Hundespaziergang bis zu Brücke durch ein wunderschönes Birkenwäldchen. Dort sehen wir das erste Mal die Brücke, von der so viele Leute schwärmen. Ich kann das, offen gestanden, nicht nachvollziehen. Klar ist sie schön geschwungen. Aber das Bauwerk mit seiner Betonstruktur, dessen Füße an jeder Seite des Lochs stehen, gewinnt für mich in dieser großartigen Natur keinen Blumentopf. Das können die Norweger echt besser.

Annette
Kylesku

Aber apropos Norwegen: Nicht nur wegen des Wetters fühlen wir uns sehr an die Fjorde Norwegen erinnert. Was eine gewaltige Landschaft!

Richtung Durness

Auch das folgende Teilstück erinnert mit an Norwegen. Genauer gesagt, an die Strecke zwischen Flekkefjord und Egersund. Und das ist ja Champions-League-Niveau.

Merkwürdig kommt mir nur vor, dass ich von meiner ersten Schottlandreise vor 40 Jahren dieses Teilstück als viel weiter, karger und majestätischer in Erinnerung habe. Erst auf dem letzten Teilstück, das dann genau so aussieht, wie es in meiner vagen Erinnerung war, führt dann durch eine Landschaft, die auch auf Island Zuhause sein könnte.

Highlands
Highlands
Highlands
Highlands
Highlands
Highlands

Schottisches Nordkapp

Wir haben Glück, dass wir in Durness am Sango Sands Camping noch einen Platz ohne Strom bekommen. Denn es ist alles restlos ausgebucht. Ein bisschen fühlt sich das hier so an wie am Nordkapp. Jeder will hierhin.

Sango Sands
Sango Sands

Zunächst finden wir einen perfekten Platz mit einer tollen Aussicht über die Klippen in der Ferne, obwohl wir in der zweiten Reihe stehen. Aber als wir noch einmal den Wetterbericht checken, wird uns etwas mulmig. Für die Nacht sind Sturmböen angekündigt und der Wind würde uns volle Breitseite treffen. Nicht gut. Schweren Herzens parken wir noch einmal um und tauschen schöne Aussicht gegen hoffentlich ruhigeren Schlaf.

Sango Sands
Sango Sands

Traumstrand

Trotz des langsam einsetzenden Regens machen wir uns noch auf den Weg hinunter zum Strand, der diesen Platz so besuchenswert macht.

Sango Sands

In einer sanft geschwungenen Bucht liegen diverse Felsen geschmackvoll verteilt herum, sodass sie traumhafte Fotomotive abgeben, ohne aber den Strand zu dominieren. Trotz des unansehnlichen Wetters sieht das hier gut aus. Wie toll mag es in den vergangenen Sonnentagen hier wohl gewesen sein?

Sango Sands
Sango Sands

Als wir ins Mannimobil zurückkehren, haben wir das erste Mal auf dieser Reise auch so ein richtiges Schottland-Feeling, wenn man etwas durchnässt ins warme Wohnmobil zurückkehrt. Herrlich!

Sango Sands

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