Am Morgen wachen wir sehr zeitig auf – vor Sonnenaufgang! Es ist herbstlich neblig um uns herum und Annette ist scharf aufs erste Wild Swimming. Was würde auch dagegen sprechen, morgens um 7 Uhr in 14 Grad warmes Wasser zu steigen?
Wir kleiden uns also morgennebelgerecht und stiefeln los. Es ist eine herrliche Stimmung. Ganz friedlich und etwas verwunschen.
Wir gehen hinunter zum Cassley River und während ich versuche, die Morgenstimmung einzufangen, legt Annette alle wärmenden Schichten ab und steigt ins Wasser. Brrr! Aber definitiv auch sehr erfrischend.
Scottish Breakfast
Wir kehren ganz beglückt zum Achness Hotel zurück und gönnen uns zum Aufwärmen das erste Full Scottish Breakfast auf dieser Reise. Der Frühstücksraum gehört anscheinend zum schon renovierten Teil des Hotels und strahlt wirklich Unmengen an Britishness aus. So sehen Räume einfach nur auf den Britischen Inseln aus.
Märchenwald
So ganz losreißen können wir uns auch nach dem Frühstück noch nicht. Der tiefenentspannte Hotelmanager hat überhaupt nichts dagegen, dass wir nicht sofort abreisen. Wunderbare Gastfreundschaft!
Daher geht es für uns noch auf die Rosehall Forest Schleife. Die gerade einmal 5 Kilometer lange Schleife, die für uns gegenüber dem Weg zu den Achness Falls beginnt, wollen wir mal eben noch wegwandern. Little did we know!
Denn der Weg ist so schön urig und märchenhaft, dass wir alle naselang stehenbleiben, um zu fotografieren und die kleinen Wunder der Natur zu bewundern. Alles hier ist so schön fluffig!
Lediglich das letzte Drittel ist dann weniger schön. Zunächst geht es durch ein kräftig gerodetes Waldstück und der Weg, der uns laut Komoot-App zum Hotel zurückführen soll, existiert gar nicht. Da es kein zu großes Stück ist, gehen wir querfeldein und staunen über den weichen Waldboden, die üppigen Blaubeersträucher und darüber, dass Annette immer doch noch einen Weg findet, der uns schließlich ans Ziel bringt.
Als wir losfahren, sind wir uns sicher: Wir waren hier an einem klaren Kandidaten für unsere Großen 12 zu Gast. Wir beabsichtigen unbedingt wiederzukommen.
Scenic road
Die Wehmut über die Abfahrt schwindet aber sofort. Zu grandios ist die Strecke, die wir nun befahren.
Die A837 wird mit jedem Kilometer spektakulärer. Von der eher lieblichen Strecke hinter Rosehall, wo übrigens Coco Chanel ihr schottisches Refugium hatte, weitet sich die Landschaft immer mehr und wir fühlen uns einmal mehr in den Wilden Westen versetzt. Und rein geografisch sind wir hier ja auch im Westen. Passt so. Was hier aber deutlich anders ist: Die Farbpalette ist eher gelb, grün und braun.
Ardvreck Castle
Wir sind schon ganz hin und weg von all dieser grandiosen Schönheit, die wir bei strahlendem Sonnenschein durchfahren.
Aber es geht dann immer noch ein wenig besser: Hinter einer Kurve taucht dann am östlichen Ende des Loch Assynt Ardvreck Castle auf. Von der Burg sind wirklich nur noch die Grundmauern übrig. Diese aber in beeindruckender Höhe.
Und wie bei allen Immobilien gilt: Lage, Lage, Lage. Ich würde mal sagen: Top!
Campingplatz in Toplage
Hinter Loch Assynt mit seinen vielen kleinen betörend schönen Inselchen wird es dann ernst. Wir dürfen die letzten fünf Meilen zum Campingplatz am Clachtoll Beach noch einmal eine Single Track Road fahren.
Dieses Mal eine der höchsten Kategorie. Die Zahl der Passing Places ist deutlich geringer als sonst und sie scheinen auch knapper bemessen zu sein. Die Straße windet sich durch ein Felsengewirr und entlang kleiner Seen. Wunderschön und aufregend, denn die Strecke ist gut befahren. Im Sommer ist hier bestimmt öfter mal Stau, wenn Womo-Kolonnen hier durchfahren. Wir sind ganz überrascht, als wir am Meer ankommen und plötzlich eine etwas weitere Fläche vor uns liegt. Es ist eine kleine Idylle.
Platzbetreiber Andy zeigt mir alles, was es hier gibt. Unter anderem kostenlos auszuleihende Kajaks und SUPs. Was uns besonders beeindruckt, sind die wirklich großzügigen Parzellen, die man hier hat. Wenn man sich überlegt, wie man auf anderen Plätzen schon mal dicht an dicht steht, ist das eine wahre Wohltat.
Das Einzige, was wir hier nicht haben, ist ein Blick auf den Strand. Der liegt nämlich unterhalb des Platzes und ist über einen kurzen Spaziergang zu erreichen. Wir machen eine erste Besichtigung. Der feinsandige Strand erinnert uns sofort an die Äußeren Hebriden. Lediglich die Breite lässt zu wünschen übrig. Endlose Strandspaziergänge, die wir so mögen, sind hier leider nicht möglich.
Aber das ist jetzt wirklich Jammern auf höchstem Niveau.
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