Von Findhorn aus führt uns unser Weg wieder nach Westen. Der Wetterbericht ist absolut großartig: Sonne satt für die kommenden fünf(!) Tage. So bescheiden wie der Sommer hier gewesen sein mag, der Herbst verwöhnt uns mit wunderbarem Wetter.
Single Track again
Bis Alness haben wir gute, breite Straßen und wir genießen zur Abwechslung mal das schnelle Vorankommen. Also: schottisch schnell. Alles zwischen 80 und 90 fühlt sich fast schon verboten rasant an.
Hinter Alness nehmen wir die B9176, um uns den Schlenker der großen Straße über Tain zu ersparen. Für eine vierstellige B-Straße kommen wir auch hier relativ gut voran. Aber wir merken auch, dass wir jetzt in die etwas abgelegeneren Gebiete kommen. Gebiete ganz ohne Mobilfunk kennen wir in Europa sonst nur aus Brandenburg…
Die größte Überraschung kommt dann aber ein paar Kilometer hinter Bonar Bridge. Dort zweigt die A837 in Richtung Westküste ab und wird kurz darauf zur Single Track Road. Damit hatte ich hier noch gar nicht gerechnet!
Wir lieben es, auf dieser urigen und nicht sehr stark befahrenen Strecke in Richtung Rosehall zu cruisen. Das Tal des River Cassley ist genau unser Ding.
Achness Hotel
Eigentlich wollten wir heute zu den Falls of Shin. Diese sind berühmt für ihre Aussicht auf die springenden Lachse, die dort zum Laichen und Sterben den Fluss hinauf ziehen. Aber die dortige Community hat das Maß bezüglich der Parkgebühren wohl etwas überzogen. Womos zahlen dort 25 Pfund, und das Parken erfolgt nur über App, welche mit nicht-britischen Telefonnummern aber nicht funktionieren soll. Zudem gibt es eine Kennzeichenerfassung und die Ankündigung, dass nach 10(!) Minuten eine Strafgebühr von 100 Pfund drohe. Kann man ja so machen, aber dann eben ohne uns.
In den Google-Rezensionen erwähnt jemand, dass man stattdessen doch lieber zu den Achness Falls fahren solle. Die seien schließlich auch schön. Eine kurze Online-Recherche ergibt, dass da wohl was dran sein könnte. Ein Anruf im Achness Hotel ergibt, dass es kein Problem ist, wenn wir dort mit dem MoMo übernachten. Vielleicht hat es auch geholfen, dass wir angekündigt haben, gerne ein Scottish Breakfast am kommenden Morgen zu bestellen.
Als wir dort ankommen, ist der erste Eindruck gar nicht mal so gut. Alles wirkt schon reichlich in die Jahre gekommen und wenn man hier eine schottische Gruselgeschichte verfilmen wollte, wäre man an der richtigen Adresse.
Aber was für ein Segen, dass wir uns vom ersten Eindruck nicht haben täuschen lassen!
Wir fahren erst mal auf den Parkplatz neben dem Haus, wo schon ein grüner Womo-Truck steht. Dem entsteigt ein gedrungener, freundlich grinsender Mann namens Mark und heißt uns erst mal willkommen. Klar, könnten wir hier überall stehen. No Problem. Er sei hier bloß als arbeitender Gast und würde das Haus neu streichen.
Kurz darauf kommt der Boss in seinem BMW vorgefahren. Auch er ultraentspannt, britisch höflich und vor allem darauf bedacht, dass wir uns hier wohlfühlen. Wohlgemerkt, an einem „Goodwill“-Parkplatz ohne Stellplatzgebühr. Wir fühlen uns ein wenig in die gute, alte Zeit zurückversetzt, wo so etwas fast überall möglich war, wenn man einfach freundlich gefragt hat.
Springende Lachse
Nachdem wir das Mannimobil geparkt haben, geht es zu den Wasserfällen. Hier in Rosehall gibt es die einzige Brücke über den River Cassley. Wir gehen aber vor der Brücke hinunter zum Fluss und können dann immer den Fluss entlang zu den Wasserfällen laufen.
Es ist einfach unbeschreiblich schön hier. Ländlich friedlich und eine Landschaft, in der man sich nun wirklich nicht wundern würde, wenn gleich ein Highlander um die Ecke käme.
Es gibt hier am Ufer zwei größere Plattformen, von denen aus in der Saison wohl die Angler Lachse fischen können. Die Fische wollen wir hier auch noch sehen.
Aber vorher sind wir schon völlig begeistert von den Wasserfällen im Abendlicht. Es dauert ein wenig, bis wir hier alles erfasst haben. Wie zum Beispiel den alten Friedhof, der hier direkt neben den Fällen liegt.
Aber vor allem, dass die erste Kaskade an Wasserfällen hier nur die Ouvertüre zu den weiter flußaufwärts gelegenen Fällen sind.
Dort traue ich dann tatsächlich kaum meinen Augen, als ich einen Lachs an einer schier unüberwindbar scheinenden Kaskade hochspringen sehe. Wie abgefahren ist das denn? Denn meine Befürchtung „Wo keine Angler, da keine Lachse“ erweist sich als falsch.
Gebannt starren wir auf das Weißwasser der Fälle, um den nächsten Sprung zu sehen und im besten Fall auch zu fotografieren. Und noch einen. Und noch einen. Man kann da durchaus süchtig nach werden.
Irgendwann brechen wir aber doch unsere Zelte ab und gehen durch einen Märchenwald zurück zum MoMo. Das ist hier Schottland, wie wir es lieben!
Köstliches Abendessen
Kurzerhand beschließen wir, im Hotel zu Abend zu essen. Denn als wir ankommen, kommt gerade ein neuseeländischer Schafscherer aus der Tür und schwärmt von Lachs und Krabben und den Steaks. Hier könne man richtig gut essen.
Etwas skeptisch betreten wir den Pub und werden von Mark begrüßt. Es stellt sich heraus, dass er hier als Faktotum ebenfalls für den Pub verantwortlich ist. Lässig erzählt er uns, dass die Zapfhähne nichts hergäben, aber er verschiedene Dosen Bier und Cider anbieten könne. Wir wählen einen „Scrumpy Jack“ – Cider hatten wir auf dieser Fahrt noch nicht.
Auch im Pub fühlen wir uns bei Inneneinrichtung und generellem Ambiente locker um 40 Jahre zurückversetzt. Aber auf eine gute Art und Weise. Als dann noch die wohlbeleibte Köchin mit ihrer sehr rauchigen Stimme die Bestellung aufnimmt, fühlen wir uns endgültig in einen Film versetzt. Aber als wir das wirklich gute Essen verzehren, stellen wir beglückt fest: Wir erleben das hier gerade wirklich!
Hallo ihr lieben Urlauber,
lese jeden Tag euren momoblog mit Begeisterung. Diese atemberaubende Landschaft. Die tollen Bilder, einfach super. Freue mich jeden Tag auf euren schönen Bericht.
Wünsche euch weiterhin viele schöne Eindrücke und sonnige Tage.
Liebe Grüße
Euer Gerhard