Schade. Das schöne Wetter hat nicht gehalten und morgens tröpfelt es mal wieder aufs MoMo. Aber immerhin macht es uns den Abschied von diesem schönen Fleckchen Schweden leicht.
Denn hier gilt explizit das Jedermannrecht, nach dem man hier für 24 Stunden willkommen ist, dann aber auch bitte weiterreisen sollte. Machen wir gerne und hoffen, dass auch nachfolgende sich an die Regel halten, den Platz ebenso schön zu verlassen, wie man ihn vorgefunden hat.
Der sonnige Süden
Wir sind mit Visingsö noch nicht fertig. Das vorgeblich Beste haben wir uns für den Schluss aufgehoben. Denn an der Südspitze der Insel gibt es im Örtchen Näs erneut einen Badeplatz, an dem man gegen Spende frei stehen darf.
Auf dem Weg dorthin sind wir immer noch überrascht, wie verschlafen das Inselleben hier ist.
Und als wir dann den Badeplatz erreichen, können wir kaum glauben, dass so ein schöner Ort nicht kommerzialisiert ist, sondern wirklich für alle zur Verfügung steht. Auch hier wieder für 24 Stunden. Die Zeit läuft!
Burg ohne Burg
Direkt neben unserem Platz ist die Endstation für die Bimmelbahn, die im Hafen losfährt. Ihr Ziel ist die Burgruine von Näs, ihres Zeichens die erste Reichsburg Schwedens und zu Beginn des 13. Jahrhunderts das Zentrum der schwedischen Königsmacht.
Was sich so bedeutend anhört, ist in der Realität dann jedoch eher kümmerlich. Ein Großteil der Burg ist mittlerweile im Vätternsee versunken und das Einzige, was jetzt noch übrig ist, sind zwei halbkreisförmige Mauern.
Zwischen See und Wiesen
Für uns ist die Ruine der Startpunkt unserer kleinen Wanderung zum Gartencafé in Persgården, was wenige Kilometer nördlich liegt.
Wir halten uns daher auch nicht lange an der Burgruine auf, sondern gehen an der Ostküste weiter den schönen Weg an der Abbruchkante. Hier hat Visingsö fast schon so etwas wie eine Steilküste.
Wir begeistern uns für die Ausblicke über Wiesen und Felder. Alles blüht sommerlich bunt und satt. Das Einzige, was nicht mitspielt, sind heute die Temperaturen, die sich eher in Richtung 10 Grad bewegen. Wenn die Sonne rauskommt, lohnt es sich zwar, die Jacken auszuziehen. Aber wenig später fängt es dann wieder an zu tröpfeln und wir ziehen sie schleunigst wieder an.
Wunderschönes Persgården
Kurz bevor wir Persgården erreichen, durchnässt uns ein ergiebiger Schauer dann doch ganz ordentlich.
Wir freuen uns daher auf eine Stärkung und vor allem ein Dach über dem Kopf, da eine beeindruckend dunkle Wolkenwand auf uns zukommt.
Da Hunde in Schweden in der Regel nicht in Restaurants erlaubt sind, müssen wir (immerhin!) mit den Bänken unter einem Zelt vorliebnehmen, was vor dem Haus steht.
In Persgården gibt es eine mehr als reichliche Auswahl an Gebäck und einen kleinen Hofladen, in dem man sich noch dies und das kaufen kann.
Nachdem ich die Auslage studiert habe, bin ich bereit, eine Bestellung aufzugeben. Aber: Da ist ja niemand! Obwohl das hier alles so aussieht, wie ein bewirtschaftetes Café ist alles Self Service – auch das bezahlen. Gerne bargeldlos. Aber das geht hier (wie so oft in Schweden) nur per Swish, dem schwedischen Paypal-Äquivalent, was aber nur für Schweden funktioniert. Es gibt aber auch noch zwei Bargeldkassen. Eine in schwedischen Kronen, eine in Euro. Da zahlt man dann selbst ein und bedient sich beim Wechselgeld. Und es funktioniert! Zumindest hoffe ich, dass alle anderen das genau so handhaben wie wir. Denn es wäre doch ein absoluter Jammer, wenn solch ein tolles Ausflugsziel dicht macht, weil die Leute es nicht wertschätzen!
Und in Hinsicht auf die Kekse und Kuchen wäre es geradezu tragisch. Die schmecken nämlich so gut, dass wir uns jetzt schon auf ein nächstes Mal freuen!
Nicht so sehr freuen können wir uns über den sintflutartigen Schauer, der über uns niedergeht. Zwischendurch haben wir ernsthaft Sorge, dass auch das Zelt von den Regenböen hinweggeweht wird.
Rennen gegen die Zeit
Auf dem Rückweg von drei Kilometern behalten wir dann immer sorgenvoll den pechschwarzen Himmel auf der Westseite des Sees im Auge. Ob der Wind noch dreht und diese Suppe dann zu uns hinüberkommt?
Aber wir haben wieder einmal Glück. Nachdem wir strammen Schrittes die Straße entlanggegangen sind, erreichen wir das Mannimobil kurz, bevor es wieder anfängt zu regnen.
Wolkenkulisse
Abends zeigt es uns dann doch noch einmal hinaus. Rings um uns herum türmen sich wahre Wolkenberge auf. Das ist natürlich viel zu fotogen, um es nicht mit der Kamera einzufangen.
Unser eigentliches Ziel, der Leuchtturm an der Südspitze, lässt sich erstaunlicherweise nicht erreichen, da alle Wege, die dorthin führen könnten, als privat gekennzeichnet sind. Und als gute Gäste wollen wir den Anwohnern natürlich nicht auf die Nerven gehen.
Stattdessen genießen wir lieber die himmlische Ruhe, die hier unten herrscht und gehen noch einmal die paar Schritte hinüber zur Burgruine und lassen unseren Blick über den See schweifen.
Auch am vierten Tag auf Visingsö ist es uns nicht langweilig geworden. So schön hier!
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