Das Wetter ist uns nicht wohlgesonnen. Mehr Regen, mehr Wind, mehr Kälte als wir uns das wünschen – wer hätte damit auch im Januar rechnen können…? Aber ein wenig mehr wie zu Beginn der Reise dürfte es dann doch mal wieder sein.
Volendam-Almere 0:1
Wir brechen unsere Zelte in Horn ab und fahren ein paar Kilometer nach Süden. Wir wollen mal wieder in Volendam nach dem Rechten sehen. Dort gäbe es sogar einen mit Hecken parzellierten Stellplatz, falls es uns so gut gefällt, dass wir einfach dort bleiben möchten. Zunächst parken wir aber auf dem großen Parkplatz dahinter und machen uns zu Fuß auf dem Weg zur Hafenpromenade.
Unterwegs hören wir einen Gesang, den wir zunächst nicht zuordnen können, aber als wenig später eine Menschenmasse in Jubel ausbricht, ist es uns klar: Hier wird Fußball gespielt. Und zwar sogar Eredivisie – die Bundesliga der Niederlande. Ein kurzer Check ergibt, dass es das Lokalderby mit dem FC Almere ist. Das erklärt auch, dass der ohrenbetäubende Jubel für ein Tor der Gastmannschaft ertönt. Volendam ist übrigens Tabellenletzter…
Hochwasser
Auf dem Weg ins Zentrum wundern wir uns zunächst über die Unmengen an riesigen Sandsäcken. Aber als wir an den Häusern vorübergehen, die in Wassernähe liegen, sehen wir immer wieder noch zusätzliche Barrieren und Pumpschläuche vor den Hauseingängen. Das Hochwasser ist also auch hier ein großes Thema.
Touri-Hotspot
Wir müssen sogar über die großen Sandsäcke klettern, um von unserer Straße überhaupt zur Hafenpromenade zu kommen.
Was wir dort dann sehen, haben wir wohl etwas verklärt in Erinnerung behalten. In der Erinnerung ist uns ein netter Bummel entlang des Hafenbeckens, mit urigen Restaurants und ein paar der unvermeidlichen Andenkenlädchen.
Die traurige Wirklichkeit ist leider das Gegenteil von dem, was wir auf unseren Reisen suchen.
Grässliche Souvenirs, die teilweise wirklich atemberaubend doof oder hässlich oder beides sind.
Pommesbuden, vor denen schon die Möwen oder Stare darauf lauern, sich aus den Tüten zu bedienen. Leichter Hitchcock-Grusel garantiert.
Und was wir gar nicht verstehen, sind die Geschäfte, in denen man sich in Volendamer Tracht verkleiden kann und dann Fotos von einem gemacht werden.
Es ist für uns wirklich der Inbegriff eines Albtraumortes – und jetzt im Winter ist nicht einmal viel los. Trotzdem: nichts wie weg!
Auf in den sonnigen Süden
Da wir auf dem Rückweg zu allem Überfluss auch noch gut durchnässt werden, suchen wir eine bessere Alternative als die graue Wand, die sich in Richtung Inland vor uns auftürmt.
Was liegt da näher, als ans Meer zurückzukehren, wo das Wetter ja häufig besser ist als im Inland?
Wir sind erkundungsfreudig und wollen mal den Strandabschnitt nördlich vom Hoek van Holland bei Rotterdam sehen. Der Campingplatz Vlugtenburg scheint richtig gut zu sein und vor allem: Er hat geöffnet.
Die Strecke führt uns an Amsterdam vorbei und tatsächlich wird es etwas heller. Allerdings immer noch weiter südlich als wir eigentlich fahren wollen, wie wir dann auf den letzten Metern feststellen, als wir in den düsteren Himmel gen Westen blicken.
Durchnässt
Die Gegend vor dem Campingplatz sorgt ebenfalls nicht dafür, dass unsere Stimmung steigt. Industrie, Gewächshäuser mit spaciger pink-oranger Beleuchtung, uniforme Häuser. Charmant geht anders…
Aber immerhin ist dann der Empfang am Campingplatz sehr freundlich und auch der hohe Preis in der absoluten Nebensaison kostet uns mittlerweile nicht mal mehr ein Wimpernzucken.
Wir möchten jetzt endlich an den Strand! Wir packen uns ordentlich gegen Wind und Regen ein und stapfen los zum nächstgelegenen Strandaufgang.
Auf den letzten 200 Metern, die man schnurgerade auf den Strand zugeht, bricht dann die Winterhölle los. Sturm, Graupel, Regen peitschen uns ins Gesicht. So hatten wir uns das nicht vorgestellt!
Zomertijd
Zum Glück hat der Strandpaviljoen mit dem ironisch wirkenden Namen Zomertijd geöffnet – Sommerzeit: nichts wie hinein!
Und das entpuppt sich dann als kleiner Glücksfall. Denn er ist richtig gemütlich eingerichtet. Schaffelle auf den Stühlen und zwei Säulen-Gasheizstrahler neben unserem Tisch sorgen dafür, dass die Stimmung wieder etwas steigt, während wir zusehen, wie draußen eine Regenfront nach der anderen an Land kommt und gegen die Scheiben prasselt.
Schaurig schön
Es sieht schließlich so aus, als ob wir nach Sonnenuntergang in einer Regenpause noch einmal an den Strand gehen können, ohne erneut durchnässt zu werden.
Der Ausblick auf die Industrieanlagen vom Hoek van Holland ist dann auf eine ganz besondere Weise speziell. Es wirkt mehr wie die Kulisse für einen Endzeitfilm als eine begehrte Feriendestination. Aber aus einem merkwürdigen Grund hat das was.
Als wir dann sogar noch an den FKK-Strand kommen, spielt Annette kurz mit dem Gedanken, alle Hüllen fallen zu lassen. Wenn es doch erlaubt ist…?
Der Gedanke an das warme MoMo, was auf uns wartet, ist dann aber doch verlockender.
Schöne Bilder, nett geschrieben. Aber für uns doch viel u kalt.
Grüße aus dem wärmeren Spanien
Kann ich verstehen, Waltraud. Aber wir lieben ja durchaus das rauere Nordlandklima.
Ab Februar zieht es aber auch uns nach Spanien. Warm ist dann bestimmt auch mal ganz schön. 🙂