Unser schnuckeliger kleiner Campingplatz erwacht erst spät zum Leben. Hier reckt sich ein älterer Herr, dort reibt sich ein Kind den Schlaf aus den Augen und neben uns begrüßt sich eine Großfamilie, die offensichtlich gemeinsam hier urlaubt.
Für uns heißt es nach einer Hunderunde an der Saône, mit erstaunlich entspannten Schwänen, noch einmal ins MoMo steigen und über die Dörfer nach Süden fahren.
Endlich an der Loue
Hinter Besançon geht es ordentlich hinauf und die Landschaft verändert sich hier von landwirtschaftlich-hügelig in felsig-voralpin.
Für uns heißt es aber am Ende wieder hinab ins Tal fahren: Logisch, der Fluss befindet sich nun mal nicht oben auf dem Berg. Das Tal der Loue ist dann breiter als erwartet und wir sehen erfreut, dass es hier auch ein Canoe Café gibt. Hier scheint man also paddeln zu können!
Wir steuern den Campingplatz in Vuillafans an, den wir in Firlefanz umtaufen, damit wir ihn besser aussprechen können. Zunächst sind wir erschrocken, da das Tor verschlossen ist und auch niemand auf dem Platz zu sein scheint. Aber hier steht doch ein fettes „Ouvert“-Schild? Des Rätsels Lösung: Der Platz wird „fernverwaltet“. Per Anruf erhält man den Code für die Toröffnung und zum Kassieren kommt dann jemand am kommenden Morgen vorbei.
Talwanderung
Nachdem wir uns häuslich eingerichtet haben, kundschaften wir eine Tour entlang der Loue aus, um einen ersten Eindruck von der Gegend hier zu bekommen.
Das kleine Örtchen gefällt uns gut. Die Franzosen kriegen dieses liebevoll-verkommene einfach immer gut hin. Alles sieht so aus, als hätte es seine beste Zeit schon lange hinter sich. Aber trotzdem finden sich viele kleine Details, wo sich jemand Mühe gibt, dass es im Verfall trotzdem schön aussieht.
Damit wir nicht immer auf der Talstraße laufen müssen, führt uns der Weg ein paar mal steil bergauf. Mal werden wir von Ferienhäusern, mal von Weinreben, mal von Obstgärten begleitet.
Charmantes Lods
Der nächste Ort im Tal heißt Lods und begrüßt uns erst einmal mit einem Blick auf seinen Friedhof.
Wenig weiter sehen wir am Straßenrand einen uralten Kinderwagen, der uns ins Kuriositätenkabinett einlädt. Es stellt sich dann als eine liebevoll arrangierte Ausstellung von alten und uralten Gegenständen heraus.
Der Blick von oben hinunter auf den Fluss und die Schlucht dahinter gefällt uns ausgesprochen gut.
Als wir an der Brücke, die uns auf den Rückweg bringen wird, eine Restaurantterrasse unter Linden entdecken, beschließen wir, dass es dringend Zeit für den ersten Pastis auf dieser Reise wird. Grüße gehen raus an Maria!
Le Marché du Champ Libre
Während wir da so sitzen, sehen wir, dass am anderen Ufer Stände und Bierzeltgarnituren aufgebaut werden. Ein Dorffest? Tatsächlich! Es ist eine Mischung aus Wochenmarkt, Kunsthandwerkermarkt und Dorffest. Von jedem gibt es etwas.
Auf dem Plakat wird der Markt für 18–21 Uhr angekündigt. Als wir dann um viertel nach sechs dort hingehen, befinden sich alle gerade noch in der Lass-uns-mal-anfangen-aufzubauen-Phase. Das unausgesprochene Motto hier ist „Hetz mich nicht“. Man stelle sich mal einen Markt in Deutschland vor, der eine Viertelstunde nach Beginn nicht geöffnet hat. Da würde doch Hans-Dieter schon das Ordnungsamt rufen und Elke nach der Marktleitung verlangen…
Wir sind gespannt, wie das mit Toffi klappen wird. So viele Sinneseindrücke, Leute, die kommen und gehen, Kinder und fremde Hunde, Musik und leckere Gerüche – eine echte Herausforderung für Hund und Herrchen! Und im Großen und Ganzen klappt es hervorragend. Sogar die Kinder, die ganz selbstverständlich zu ihr hingehen und nur mal eben anfassen wollen, ohne zu fragen, erträgt sie misstrauisch, aber friedlich. Hurra!
Für uns gibt es jede Menge zu sehen. Die zwei Männer, die hingebungsvoll an ihrem Stand den Schinken zum Degustieren und Verkauf abschneiden. Die junge Frau am Crêpe-Stand, die man sofort für jeden französischen Arthausfilm casten könnte. Ein Gerard-Depardieu-Verschnitt, der in hawaiibuntem Hemd die Stände inspiziert.
Heimatgefühle
Da es für uns noch eine gute Stunde bis zum Campingplatz geht, brechen wir aber auf, bevor es zu vorgerückter Stunde wahrscheinlich richtig gemütlich wird.
Der Rückweg führt durch einen wenig spannenden Forstweg oberhalb des Flusses. Aber wenn es hier dunkel ist, könnte es schon ein wenig gruselig werden.
Als wir zu Kuhglockengeläut wieder in Vuillafans ankommen, fühlen wir uns fast schon ein wenig heimisch. Und als zum abendlichen Grillen noch der Mond über der Bergkuppe steht, wird es fast schon ein wenig romantisch. Gut hier!
Hallo und Guten Morgen
Ihr schreibt so tolle Berichte und Bilder, ich weis garnicht wie das alles immer so schnell geht. Ich wollte nur mal sagen wie schön es ist eure sachen zu lesen.
liebe grüße und schön gesund bleiben Horst
Hallo Horst,
danke für das Lob!
Nach all den Jahren gibt es natürlich eine gewisse Routine, die mir hilft, zügig zu arbeiten. Aber es ist in der Regel ein voller Abend, den es braucht. Hängt halt von der Menge dessen ab, was wir erleben…
Liebe Grüße
Micha
Hallo Ihr 2 bzw. 4!
Erst einmal mein tiefes Mitgefühl, Abschied nehmen für immer, das ist schmerzlich, bedrückend – aber irgendwann haben die schönen Erinnerungen die Traurigkeit besiegt. Das wünsche ich Euch von Herzen!
Die Motivation für Deine Berichte bleibt, denn Dein Vater reist in Euren Gedanken immer mit – so wie meine Mutter, die vor 10 Jahren von uns gegangen ist. Schöne Erinnerungen ❤️… und wir sind ja schließlich auch noch da … und der Pastis als verbindendes Element, natürlich nicht nur… 🤩
Schön, dass Ihr wieder unterwegs seid und ich reise gerne mit!
Liebe Grüße aus dem Salzburger Land!
Maria & Wolfgang & Flora
Schön, dass du auch mit uns mitreist.
Nach eurem Korsika-Bericht müssen wir beim Pastis-Trinken zwangsläufig an euch denken! 🙂
Liebe Grüße
Micha