Jakobikirche

Gewölbe und falsche Daumen

9. September 2022 | Masuren 2022, Polen

Für uns fängt heute der Herbst an.

Es ist der erste Tag seit Langem, der einen mit feucht-ungemütlichem Wetter begrüßt. Nichts ist geblieben von der spätsommerlichen Stimmung, die wir gestern noch genossen haben.

Gemütlich brechen wir auf und begehen unseren ersten Fehler des Tages. Denn da die Ver- und Entsorgung auf dem Platz nicht so ganz koscher aussieht, beschließen wir, das einfach später zu erledigen. Wir gehen wie blutige Anfänger ganz blauäugig davon aus, dass es an der nächsten Ecke schon auch die Möglichkeit geben wird, Grauwasser und Frischwasser zu erledigen.

Shopping auf polnisch

Unser erster Weg führt uns zu Lidl. Wir wollen quasi zur Akklimatisierung erst mal in einen Supermarkt, wo man zumindest die Aufteilung kennt und sich im Zweifelsfall herleiten kann, was man wo findet, wenn man schon kein polnisch kann.

Das funktioniert dann auch ganz gut und wir sind mit dem Mix aus total vertraut und völlig fremd zumindest nicht völlig überfordert. Was man zum Beispiel gar nicht bekommt sind Aufbackbrötchen für den Omnia. Und polnische Grillwürstchen sehen auch komplett anders aus als bei uns – entweder lang und dünn (eher wie Frankfurter) oder dick und fest (eher wie Dauerwurst). Wenn da nicht „Grill“ draufstehen würde, wäre ich nicht drauf gekommen, diese zu grillen.

Auch so etwas wie Creme Fraiche haben wir nicht gefunden. Es gibt verschiedene Arten von Sahne mit unterschiedlichem Fettgehalt, aber nichts, wo wir uns sicher sind. Weiß das jemand aus der Leserschaft?

Stadtbummel in Allenstein

In Allenstein suchen wir uns einen schönen Parkplatz und wollen ein wenig die Altstadt erkunden.

Allenstein

So ganz begeistern können wir uns nicht für die Stadt. Am zentralen Platz der Altstadt befinden sich ein paar hübsche alte Häuser, aber es fehlt bei diesem Wetter einfach das Flair, da alles sehr trist wirkt und auch die Geschäfte und Restaurants nicht den einladenden Charakter wie noch in Torun haben.

Aber wir haben mal wieder Glück. In der Touristeninformation finden wir einen Flyer vom Restaurant BoNoBo, der mein Interesse weckt. Und eine kurze Google-Suche später sieht es so aus, als hätte meine Trüffelschwein-Nase wieder mal zugeschlagen. Die Fotos des Essens sehen toll aus und die Gäste sind zufrieden. Nichts wie hin!

Veganes Paradies

Die Lage des Restaurants neben dem Theater an der Straße des Ersten Mais (oder auf polnisch 1 Maja, was mich jetzt eher an die Biene erinnert…) ist zwar zentral, aber alles andere als hübsch. Aber als wir durch die Tür hineinkommen, sind wir angetan von dem modern-stylischen Chic, mit dem das hier eingerichtet ist. Könnte so auch absolut in Berlin zu finden sein.

Das Besondere am BoNoBo ist die rein vegane Küche. Jetzt sind wir weder Veganer noch besonders religiös, wenn es um gesunde Ernährung geht. Wenn wir aber etwas finden, dass lecker ist und dann noch gut für Umwelt und Gesundheit sind wir immer dabei.

BoNoBo

Hier werden wir fündig! Denn nicht nur wird das Essen sehr hübsch angerichtet – es ist auch noch ein wahrer Genuss. Sowohl Annettes Pasta als auch mein Burger schmeckten einfach umwerfend gut. Eine echte Entdeckung!

Kirche mit Netz und Zelle

Auf dem Rückweg zum MoMo kommen wir noch an der Jakobikirche vorbei. Da sie von außen bedeutend aussieht, schauen wir mal rein. Lohnt sich!

Denn wir lernen mal wieder etwas dazu. Die Kirche hat im Hauptschiff ein sogenanntes Netzgewölbe und in den Seitenschiffen ein wirklich spektakuläres Zellengewölbe, dass ein wenig so aussieht wie eine optische Täuschung von Escher. Ist das jetzt echt? Nach innen oder nach außen gewölbt?

Jakobikirche
Jakobikirche

Außerdem fällt natürlich auch hier auf, dass wir in Polen sind. So viele Leute, die ohne Gottesdienst andächtig in der Kirche sitzen, haben wir nicht mal in Irland gesehen. Und es gibt sogar einen Hinweis im linken Seitenschiff (auch auf Deutsch), dass man hier doch bitte niederknien möchte.

Jakobikirche

Pisz-See

Das war dann aber auch wirklich genug Stadt für uns und wir freuen uns wieder hinauszufahren. Da wir es hier mit einer Großstadt zu tun haben, kommen wir in die Rushhour. Selbst auf der A16 in Richtung Osten fließt der Verkehr zunächst zäh.

Unser Fehler am Morgen macht es notwendig, dass wir schon wieder einen Campingplatz, der Ver- und Entsorgung anbietet, aufsuchen müssen. Denn eine Recherche, die wir besser schon morgens durchgeführt hätten, ergibt, dass es gar nicht mal so viele Möglichkeiten gibt, vor allem das Grauwasser zu entsorgen.

Am Pisz-See soll es mit dem Camping Tumiany einen attraktiven Platz mit allen Möglichkeiten geben. Den steuern wir an. Und als wir von der Schnellstraße abfahren und durch eine verwunschene Allee in Richtung Ziel rollen, steigt die Vorfreude. Das könnte jetzt gut werden.

Camping auf dem Daumen

Da ich mich so langsam an das wenig herzliche Willkommenheißen gewöhnt habe, bin ich schon damit zufrieden, dass die junge Frau von der Rezeption zumindest Englisch spricht. Warum man allerdings in der Nebensaison mit drei(!) von uns gezählten Fahrzeugen darauf besteht, dass wir Plastik-Festivalbändchen tragen, um uns als Gäste zu kennzeichnen, muss man nicht verstehen. Im Sommer scheint hier wirklich der Bär zu steppen, denn es ist Platz für viele, viele Fahrzeuge und auch die Anzahl der traurig herumliegenden Kajaks deutet darauf hin, dass es hier im Sommer anscheinend rappelvoll ist.

Camping Tumiany

Wir finden einen feinen Platz auf der Halbinsel direkt am Steg. Wir sind ein wenig traurig, dass es sich bei diesem wahrlich herbstlichen Wetter nicht wirklich lohnt, viel länger als nötig draußen zu sein. Bei schönerem Wetter ist das hier bestimmt top!

Camping Tumiany

Als ich den Karteneintrag für den Blog vornehme, bekomme ich die auf der Karte die alten deutschen Namen angezeigt. Die Ortschaft hier heißt Daumen.

Wenn ich mir allerdings die Halbinsel anschaue, auf der wir uns befinden, kommt mir eher ein anderer Körperteil als Namensgeber in den Sinn. Da sind die Norweger mit ihrem Trollpikken doch etwas direkter…

Daumen

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