Ach, was genießen wir es, mit Sonnenschein auf unserem kleinen Campingplatz aufzuwachen!
Kurzfristig überlegen wir, ob wir noch einen Tag im Burren einlegen möchten, denn es gefällt uns hier wirklich ausgesprochen gut. Das ist auf dieser Reise wirklich ein Problem: In jeder Region, die wir anfahren, könnte man problemlos einen dreiwöchigen Urlaub verbringen. Ich plane jetzt schon mindestens vier neue Reisen, die sich aus dieser Rundreise ergeben werden. Für heute aber heißt es Abschied nehmen.
Der Weg führt uns jetzt weiter in Richtung Connemara. Bei dem sonnigen Wetter sieht der Burren gleich noch mal so einladend aus. An einer fast schon kitschigen Frühlingslöwenzahnwiese mit kleinen Lämmchen fahren wir noch zu schnell vorbei. Aber am Lough Bunny machen wir noch einen letzten Fotostopp hier im Burren.
Entlang der Galway Bay
Nachdem wir in Richtung Galway sogar mal sehr komfortabel ein paar Kilometer Autobahn gecruist sind, kommt dann die Umfahrung der Großstadt. Denn Galway hat nur noch wenig vom kleinen süßen Städtchen, dass wir in den Neunzigern kennengelernt haben. Das ist jetzt eine große Stadt mit zweispuriger Umgehungsstraße und entsprechend viel Verkehr.
Erst als wir Richtung Spiddal nach Westen fahren wird der Verkehr weniger und man kann den Blick auf die Bucht von Galway genießen. Leider wegen Gegenlicht und ohne Fotostop diesmal ohne Foto.
Trá an Dóilín
Wir steuern einen besonderen Strand an. Westlich von Carraroe gibt es den Trá an Dóilín, einen Strand, der nur auf den ersten Blick feinsandig aussieht. Auf Englisch wird er als „Coral Beach“, als Korallenstrand bezeichnet. Was aber nicht stimmt, denn der Sand besteht hier in Wirklichkeit aus den mineralischen Ablagerungen von Algen. Wenn man ihn betrachtet, weiß man aber, woher der Name Coral Beach kommt.
Man könnte hier gut stehen und die Aussicht genießen. Aber wir haben noch ein weiteres Ziel auf dem Programm, das uns noch weiter nach Westen führen soll.
Die Landschaft wird immer einsamer. Und die Straße immer hubbeliger. Man kann die Wellen oft nicht vorhersehen und so schwingt das MoMo fleißig bei der Fahrt auf und ab. Ein Wunder, dass die Hunde nicht anfangen zu kotzen!
Aber gleichzeitig werden die Aussichten auch immer dramatischer. Die Zwölf Bens von Connemara ragen im Inland gebieterisch empor, während Seen und Küste uns manchmal an die Schären in Schweden erinnert. Und immer wieder und überall Steinmauern.
Friedhof mit Aussicht
Besonders kribbelig wird es bei der Anfahrt zu unserem Ziel, dem Friedhof am Moyrus Beach. Denn die letzten 600 Meter fährt man eingerahmt von Steinmauern und ohne jede Ausweichmöglichkeit hinunter zum Strand und hofft, dass man dort wirklich wenden und vor allem parken kann.
Aber als wir dann die letzen Meter hinunter zum Meer fahren, setzt ein glückseliges Grinsen bei uns ein: Das ist genau einer von den Orten, die wir bei unseren Erkundungen suchen. Ruhig, einsam und in unschlagbar schöner Landschaft. So einen Ort haben wir gerade gefunden.
Links ein Strand, recht ein Strand, weiter Blick in eine Bucht, Berglandschaft im Hintergrund und einen scenic Friedhof noch obendrein. Und zu allem Überfluss gibt es zu diesem tollen Ensemble auch noch perfektes Wetter: Sonnenschein mit düsteren Wolken, was für perfektes Licht sorgt. Nichts wie los zur Wanderung, die es hier ebenfalls im Angebot gibt.
Wanderung mit Überraschungen
Die Wanderung ist eher ein Spaziergang: 5 Kilometer werden wir wohl schnell abgelaufen haben. Haben wir zumindest gedacht. Aber das ist hier alles zum Verrücktwerden schön und fotogen. Deswegen machen wir ungefähr alle 10 Schritte einen Halt, drehen uns zur Bucht und fotografieren. „So schön war das eben doch noch nicht, oder?“
Von Bucht zu Bucht sehen wir neue Sensatiönchen. Die Algen, die sich wie eine Wachshaut um die Steine schmiegen. Die Algen, die am Rande weiß vertrocknet sind und sich anfühlen wie eine Mischung aus Papier und Styropor. Das Fleur de Sel, was sich unter manchen Steinen abgesetzt hat, federleicht ist und großartig schmeckt. Und immer wieder diese Landschaft vor dem dramatisch schwarzen Himmel.
Letzterer drängt Annette dazu, uns anzutreiben: „Wir werden gleich ganz furchtbar nass!“, mahnt sie. Und wer würde bei diesem pechschwarzen Himmel widersprechen wollen? Aber nach ein paar Schritten gibt es dann schon wieder neue grandiose Fotomöglichkeiten. Was soll man machen?
Und am Ende des Strandteils der Wanderung laufen wir noch am „Eire“-Schriftzug vorbei, der hier mit Steinen ins Gras gelegt wurde, um Flugzeuge zu begrüßen. Ob man das wirklich aus einem Jumbo lesen kann?
Zurück geht es dann über die Straße, was hier aber keinen Nachteil darstellt. Man nimmt vielmehr einen Teil des Landlebens hier wahr. Mit Pferd und Schafschädel und vor allem: friedlicher Abendstimmung.
Stille
Während Annette nach unserer Rückkehr das Abendessen vorbereitet, gehe ich noch mal an den Strand, um das letzte Tageslicht einzufangen und die plötzlich eingetretene Ebbe am auf einmal breiten Sandstrand zu fotografieren.
Das Beste ist es dann aber, gemütlich hingelümmelt aus unserer Hecksitzgruppe aufs Meer hinauszuschauen und den Sonnenuntergang zu erleben. Selbst die allerruhigste Musik hätte diesen Moment zerstört. Die Stille hier nimmt uns komplett gefangen. Lediglich die Vögel dürfen sich hier dann doch hin und wieder mal zu Wort melden. Ansonsten sind wir hier allein. Glück pur!
Das sind ja traumhaft schöne Bilder. Eine Landschaft wie im Bilderbuch.
Da würde ich auch wieder hinfahren.
Liebe Grüße
Gerhard
Das trifft es ganz gut: Bilderbuch. Wir haben im Moment aber auch ein Riesenglück mit dem Wetter.
Liebe Grüße
Micha
Großartig!