Wir haben uns gestern noch gewundert, wie windstill es geworden war. Das sind wir so gar nicht gewohnt. Aber jetzt ist alles wieder wie immer. Stürmische Böen sorgen für weiße Schaumkrönchen auf dem Meer. Die Möwen segeln im Wind und wir freuen uns, dass der Wind nicht mehr ganz so eisig ist wie in den Tagen zuvor.
Die Priory
Fast ein wenig wehmütig verlassen wir unseren schönen Platz am Leuchtturm. Wie angekündigt werden wir auch beim Abfahren noch einmal abkassiert und freundlich gefragt, ob es uns gefallen habe. Wer also bereit ist, für eine Übernachtung an diesem schönen Ort 25 Pfund zu bezahlen, darf das ganz sicher und „offiziell“ auch tun.
Am Parkplatz, auf dem der Parkwächter die Leuchtturmbesucher abkassiert, können wir jetzt noch parken und die Prioratskirche und den Taubenturm besichtigen. Insbesondere letzteren hätte ich fast übersehen, wenn mich Annette nicht darauf aufmerksam gemacht hätte.
Wechselnde Pläne
Wir waren aufgebrochen, um uns die südliche Küste von Anglesey anzuschauen. Aber schon nach wenigen Metern sieht die Landschaft mit den hereinkommenden Wellen und den Bergen von Snowdonia so spektakulär aus, dass wir lieber eine Kakao- und Aussichtsgenießpause einlegen.
Während wir noch so vor uns hin genießen, steht auf einmal ein Wetterwechsel an. Der Wind wird spürbar schwächer und rüttelt und zerrt nicht mehr an unserem Mini-Heki auf dem Dach. Stattdessen sehen wir eine düstere Regenwand im Süden. Und damit ändern sich auch die Pläne. Statt einer Wanderung im Regen möchten wir unseren letzten Tag in Wales dann lieber an einem Strand mit Aussicht verbringen.
Red Wharf Bay
Dass wir mit der Red Wharf Bay dann wirklich einen ganz besonderen Strand entdecken, ist dann aber doch ein Zufallsfund.
Als wir am Strand ankommen, warnt ein Schild davor, zu weit am Ende des Platzes zu stehen – Überflutungsgefahr! An den meisten anderen Stränden ist einem auch sofort klar, dass man so ein Schild besser ernst nimmt. Hier sieht es so aus, als hätte man es nur zurAbschreckung aufgestellt. Denn wie soll hier bitte schön das Meer hinkommen?
Vor uns liegt eine Bucht voller Sand und Strand. Das Meer kann man zwar am Horizont sehen, aber man weiß instinktiv: Das ist überaus weit weg. Wir sind von der Bretagne ja schon ganz gehörige Tidenhübe gewohnt, aber solch breite Strände haben wir selbst dort nicht gesehen.
Wir machen uns auf den Weg zum Meer und gehen wirklich schnurgerade darauf zu. Aber die Entfernung verringert sich nicht wirklich, zumindest nicht sichtbar. So muss es sich auch in der Wüste anfühlen. Man verliert komplett den Maßstab für Entfernungen.
Die Hunde genießen diesen endlosen Sandspielplatz und wetzen in Kreisen um uns und umeinander.
Der endlose Strand
Nach 2 Kilometern(!) kommen wir dann am Meer an. Es ist gerade absolute Ebbe. Wir haben gar nicht das Gefühl, dass wir so viele Höhenzentimeter zurückgelegt haben. Ob das Meer hier bei Flut fast schon rekordverdächtig schnell ansteigen wird? Unser Gehirn schlägt Purzelbäume bei der Vorstellung, dass die Flut wirklich bis zum Parkplatz kommen soll.
Gleichzeitig macht das aber den Reiz dieses Ortes aus. Wir wollen uns jetzt selbst davon überzeugen, wie das hier wohl bei Flut aussieht.
Da hier auch keine Schilder das Übernachten verbieten, bleiben wir einfach stehen und sehen den Rest des Tages einfach dem Meeresspiegel beim Steigen zu.
Als wir am Abend dann den höchsten Tidenhub des Tages erleben, sind wir fast schon enttäuscht. Das Meer ist zwar näher gekommen, aber immer noch mehr als genug vom MoMo entfernt. Kein Grund zur Sorge. Wir bedauern es fast schon, dass wir nicht am kommenden Sonntag noch einmal hier sein werden. Dann ist ein Maximalpegel vorhergesagt, der 2 Meter über dem heutigen liegt. Dann könnten wir hier wirklich feuchte Füße bekommen…
Annette dreht abends noch mal eine Runde mit den Hunden und vergewissert sich, dass hier alles trocken bleibt. Dabei schießt sie dann noch das surreale Foto des Tages, das diesen besonderen Ort perfekt einfängt. Das Wort des Tages ist: Unendlich.
Oh, welch seltenes Bild: Herrchen allein mit den Hunden 🙂
Stimmt! War mir noch gar nicht aufgefallen. 🙂
Das letzte Bild ist ja der Hammer!
Glückwunsch liebe Annette zu diesem famosen Foto. Ein Fotografenglücksmoment könnte man dazu auch sagen