Was für eine lausig kalte Nacht! Das Außenthermometer zeigt -2° an. Glaube ich sofort. Aber wenn das bedeutet, dass wir heute wieder einen trockenen Tag haben, weil keine Regenwolken da sind, wollen wir uns nicht beklagen.
Snowdonia
Der Plan für heute ist klar. Wir erkunden das Kerngebiet des Nationalparks rund um den Snowdon, dem höchsten Berg von England und Wales.
Zunächst sieht es hier wieder eher hügelig als bergig aus, aber in der Ferne blitzen immer mal wieder die noch leicht schneebedeckten Bergspitzen der fast 1000er auf.
Eigentlich ist das ja nun wirklich keine Berghöhe, wo man vor Ehrfurcht erstarrt. Aber die Landschaft ändert sich innerhalb der wenigen Kilometer, die wir hier zurücklegen, wirklich grundlegend. Auf einmal haben wir das Gefühl, eine Abkürzung nach Norwegen genommen zu haben! Eher mit Mondlandschaft und trotzdem majestätisch empfängt uns das Gebiet um den Snowdon.
Hochbetrieb
Als wir durch das Städtchen Capel Curig fahren, schwant uns aber schon, dass hier was los ist. Es ist Sonntag und es sind Osterferien. Und das Wetter ist auch „not too bad.“ Wir kommen wenig später am Llyn Ogwen an, dem See, der sich auch wirklich gut im norwegischen Fjell machen würde. Wir sind zunächst von der Landschaft begeistert, aber dann auch schnell ernüchtert. Hier parkt Auto an Auto an Auto auf dem Seitenstreifen. Und es gibt hier wirklich viele Parkmöglichkeiten. Aber eben nicht mehr für ein Wohnmobil.
Wir fahren also an den Legionen von Autos vorbei und verlassen schon wieder diesen spektakulären Teil des Nationalparks als wir endlich einen Parkplatz finden. Jetzt ist guter Rat teuer. Sollen wir umkehren und versuchen, doch noch einen Parkplatz zu bekommen? Oder wieder zurückfahren, durch den Nationalpark fahren und an einem anderen Ort anhalten? Oder war es das halt jetzt schon mit Snowdonia?
Dann halt nicht
Wir überlegen. Hin und her. Und wieder zurück. Denn von unserer jetzigen Position aus ist auch das Erkunden der Halbinsel Llyn, auf die ich mich so gefreut hatte, rein streckenmäßig nicht mehr wirklich schlau. Also machen wir auch hier Abstriche und verzichten schweren Herzens. Denn eines ist uns jetzt schon klar: Wales wird uns wiedersehen! Die paar Tage haben bei Weitem nicht gereicht. Wir sind jetzt angefixt und werden wiederkommen. Und können uns gut vorstellen, dass es hier im Herbst bestimmt auch ziemlich toll sein wird. Also, im Herbst 20xx…
Anglesey, wir kommen
Unser Plan war eigentlich, die Insel Angelsey, von der unsere Fähre nach Irland am Dienstag abfährt, an einem Tag zu erkunden. Jetzt sind es dann halt zwei.
Wir fahren in Bangor über die Brücke und landen erst mal in Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch. Ja, richtig gelesen. Das ist der Ort mit dem längsten Ortsnamen der Welt und wird völlig zurecht mit Llanfairpwll abgekürzt, was aber immer noch niemand aussprechen kann.
Lieber Waliser, eine Sache macht mich echt fertig: Ich kann mir keinen einzigen Ortsnamen merken, weil ich ihn schon nicht lesen kann!
Eintritt für Aussicht
Mit dem Örtchen Penmon beweisen die Waliser, dass sie auch für Mitteleuropäer aussprechbare Namen produzieren können. Es liegt am äußersten östlichen Zipfel der Insel und soll einen schönen Leuchtturm haben.
Als wir ankommen, steht dort eine Art Parkwächter, der die Zufahrt zum Leuchtturm regelt und abkassiert. Und das muss man hier fast schon im übertragenen Sinne verstehen. Denn 12,50 Pfund pro Wohnmobil für die Zufahrt zum Leuchtturm, oder auch das Parken an der Klosterruine vor Ort sind schon eine Hausnummer! Er erklärt uns verschmitzt, dass es 12,50/Tag sind. Wenn wir also erst morgen wieder zu ihm zurückkommen, würden noch mal 12,50 fällig. Wir werten das wahlweise als unverschämt oder als versteckte Stellplatzgebühr für den Ort, an dem wir später an allen Ecken Schilder sehen, dass Camping verboten ist. Aber gleichzeitig findet man online lauter positive Berichte, dass die Übernachtung bei dieser Regelung dann überhaupt kein Problem ist.
No risk, no fun!
The good life
Wir finden dann auch wirklich einen Platz mit Leuchtturmblick in der ersten Reihe. Da kann man schon mal nicht meckern.
Und im Pilot House Cafe gibt es sogar im üppig bunten Gartencafe unsere ersten Scones mit cream und jam.
Anschließend begeben wir uns an den Kieselstrand und teilen uns die Arbeit. Während Annette auf unserer vorzüglichen neuen Picknickdecke aus Rhosili mit Toffi übt, dass schon mal Menschen und Hunde vorbeikommen und das gar nicht schlimm ist, gehe ich mit der Kamera auf die Pirsch. Leuchttürme gehen eigentlich immer!
Apropos: Wenn ihr Leuchtturmfans seid und eines der Bilder nach Hause geschickt bekommen wollt: Macht doch bei unserer Postkartenaktion mit, erhaltet eine Postkarte von uns und tut noch was Gutes!
Bei einer Spende von mehr als 20 € schmeißen wir unseren Selphy-Drucker an, werfen die noch druckfrische Postkarte in den nächsten Briefkasten und schon bald habt ihr dann ein MoMo-Original im Briefkasten. Und das Geld geht zu 100 % an Ärzte ohne Grenzen.
So verstreicht der Nachmittag im Flug und wir werden schon wieder hungrig. Noch mal ins Pilot House…? Warum nicht? Wir holen uns, kurz bevor sie schließen, noch Cheeseburger und Fries als Takeaway ins MoMo. Zählt fast schon als Wohnmobildinner, oder?
Wobei die Bestellung sich etwas schwierig gestaltet. Das junge Mädchen an der Kasse fragt nach meinem Namen, damit sie meine Take-Away-Bestellung aufrufen können und ich antworte in meinem besten Oxford-Englisch: „It’s Michael.“
Sie sieht mich verständnislos an: „Could you spell it, please?“
Da ich nicht glauben kann, dass sie diesen Namen noch nie gehört hat, antworte ich freundlich: „It’s like the name: Michael.“
Konsterniert guckt sie zu der vielleicht 5 Jahre älteren Kollegin, die sie dann aufklärt, wie man diesen echt schwierigen Namen schreiben muss. Ob Waliser mit der englischen Sprache vielleicht genau so Probleme haben wie wir mit der ihren…?
Auch aus der Luft gut
Solchermaßen gestärkt kann ich dann auch mal der Drohne Ausflug geben. Der Blick aus der Luft auf die Bucht gibt uns dann noch mal eine neue Bestätigung, dass es eine gute Wahl war, hierhin zu fahren.
Und nachdem wir den Abend am zur Abwechslung mal nahezu windstillen Strand ausklingen lassen, gibt es dann noch eine Partie Cribbage mit unserem Geschenk von Doug und Chris.
Hallo Ihr Lieben,
nachdem Isabell mir von Eurem aktuellen Abenteuer berichtet hat, habe ich gestern und heute die Zeit gefunden, um Euren bisherigen Reiseverlauf aufzuarbeiten.
Ich bin schwer begeistert und sehr gespannt auf die weiteren Etappen.
Passt schön auf Euch auf und bleibt gesund!
Herzliche Grüße aus Soltau
Ronny und Isabell
Liebe Grüße zurück nach Soltau!
Wales hat uns schon mal sehr gut gefallen. Absolut sehenswert!
Wenn wir nicht riesiges Pech mit dem Wetter haben, wird es in Irland aber sicher auch großartig. Wir sind gespannt auf den Frühling auf der grünen Insel!
Liebe Grüße
Micha und Annette