Der Plan für den heutigen Tag steht: Wir wollen die paar Kilometer zum Skuleskogen-Nationalpark fahren und uns die Top-Attraktionen Slåttdalsskrevan (eine irre Schlucht) und den Ausblick auf die Höga Kusten erwandern. Annette schnippelt fleißig Proviant zurecht und gerade, als wir startklar sind, unterhalten wir uns mit dem deutschen Pärchen, die uns gestern Abend noch so nett begrüßt haben.
Versackt am See
Und ab da ist unser Plan für die Tonne. Denn wir kommen einfach nett ins Gespräch. Wir stellen fest, dass Ronny und Isabell gar nicht allein reisen, sondern dass da auch zwei Kinder zur Besatzung des Wohnmobils gehören. Wir verstehen uns so gut, dass es einfach Riesenspass macht, sich mal wieder länger mit Leuten zu unterhalten. Man kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen und wieder zurück, sodass wir irgendwann auf die Uhr gucken und (nicht ganz überrascht…) feststellen, dass es 16 Uhr geworden ist. Upsi. So viel zum Thema Pläne.
Aber wir freuen uns einfach, mal wieder unterwegs einfach nette Leute getroffen zu haben, mit denen man gar nicht erst warm werden muss. War schön mit euch!
Planänderung
Aber natürlich bedeutet unsere spätere Abreise auch, dass wir unseren Plan vom Morgen getrost in die Tonne kloppen können. Wir sind nicht sicher, ob wir mit dem MoMo einen Parkplatz am Nord- oder Südeingang kriegen werden und würden jetzt auch nicht mehr zu einer 5-Stunden-Wanderung aufbrechen.
Wir fahren daher zum deutlich weniger beworbenen Eingang West. Eine gute Wahl! Hierhin kommt man aus nördlicher Richtung nur, wenn man eine weitere schwedische Autobahnspezialität befolgt: Rechts abbiegen, um dann von der Seite aus, quer einmal mitten über die Autobahn zu fahren. Was in Deutschland undenkbar wäre, klappt hier im Norden erstaunlich problemlos, auch wenn die E4 recht gut befahren ist.
Zweimal Aussicht, bitte!
Hier am Westeingang gibt es einen vergleichsweise mickrigen Parkplatz, auf dem wir aber noch einen Platz fürs MoMo finden. Und das überaus praktische an diesem Zugang zum Nationalpark ist, dass es gleich zwei Aussichtspunkte gibt, die man schnell und ohne große Anstrengung erreichen kann. Genau so einen Quickie können wir zu dieser fortgeschrittenen Stunde doch brauchen!
Schon der Eingangsbereich des Skuleskogen ist hier ein echter Hingucker. Über einen Holzsteg schwebt man über dem Wald und hat dadurch einen tollen Blick auf das feine Gras, die von Flechten überzogenen Baumstämme und das saftige Moss. Herrlich verwunschen!
Nylandsruten
Der Weg zum nahegelegenen Nylandsruten ist dann ein barrierefreier Rollstuhlweg – vorbildlich. Einen Teil kann man als Fußgänger aber auch querfeldein gehen und daraus einen Rundweg machen. So wie wir.
Was hier auffällt, sind die grauen Flechten, die manche Bäume nahezu komplett überziehen. Wir haben ja gelernt, dass Flechten etwas positives sind und immer Anzeichen für besonders reine Luft sind. Aber hier sieht es teilweise schon etwas unheimlich so aus, als würden die Flechten die Bäume regelrecht auffressen.
In der Ferne sehen wir tatsächlich das Meer. Und unter uns den dunklen See Långtjärnen, der mystisch im Tal tief unter uns liegt.
Långtjärnhällorna
Auch der Weg zum zweiten Aussichtspunkt, dessen Namen ich mir unmöglich merken kann, ist angenehm zu laufen, da man über Bohlen geführt wird und auch hier nicht wirklich kraxeln muss. Wahrscheinlich ist der Eingang West vor allem für Gehfaule (wie wir es heute sind) konzipiert worden.
Wir erreichen die Aussicht nach wenigen Minuten und sind mal wieder von der Stille überwältigt. Nicht nur, weil hier ja eine Top-Attraktion eines Nationalparks ist, an der niemand ist (und auch keiner kommt, während wir da sind). Sondern eine Stille, wie man sie hier in Skandinavien so oft vorfindet. Wenn nicht mal der Wind weht, hört man einfach: nichts.
Und so sitzen wir da und genießen das warme Abendlicht, kuscheln mit den Hunden und sind glücklich, dass unser vertrödelter Vormittag in jeder Hinsicht die genau richtige Entscheidung war.
Wir lieben diese Unvorhersehbarkeit des Womo-Reisens!
0 Kommentare