Kein Petri Heil

Kein Petri Heil

22. Juli 2021 | Lappland 2021, Schweden

Das ist aber schön, wenn es morgens strahlend sonnig ist! Und es trotz des böigen Windes Spaß macht, draußen zu frühstücken und den Blick zum Kaffee auf sonnenbeschienene Landschaft zu werfen.

Burträsk

Während Annette Sport macht, schmiede ich Pläne. Wir sind mittlerweile (nach fast 3 Wochen) in Reichweite des Polarkreises angekommen. Und viele von den Zielen, die ich mir vor der Reise am heimatlichen Schreibtisch zusammengesucht habe, liegen nördlich davon. Es wäre also nicht ganz falsch, sich wieder deutlicher in Richtung Norden zu bewegen. Vor allem, weil endlich das schlimme Regenwetter in Norwegen vorbei zu sein scheint. Zumindest für die Zeit ab Montag… Wir werden heute also unseren Plan verwirklichen, ans Meer zu kommen – aber ein paar Kilometer nördlicher als angepeilt.

Burträsk

Schwedenklischee

In Burträsk müssen wir den Besuch der Käserei für den einzigartigen Västerbottensost leider ausfallen lassen. Coronabedingt ist dort alles geschlossen. Aber immerhin bekommen wir ein Stück Käse im Supermarkt zum späteren Probieren im MoMo.

Burträsk

Die folgende Strecke Richtung Norden hat Annette mit dem Atlas ausgetüftelt. Es ist nicht die kürzeste, aber sicherlich eine wunderbare Route, die zunächst in nordwestlicher Richtung verläuft und uns erst nördlich der „Großstadt“ Skellefteå zur E4 bringt.

Schwedenidylle

Wir sehen auch hier im Norden wieder Schwedenbilder wie aus dem Katalog, so nett ist das alles hier. In jedes Haus möchte man sofort einziehen und auch an der Landschaft könnte man sich totfotografieren. Zumindest so lange, bis man merkt, dass die Variation rotes Haus, grüne Felder, dunkelgrüner Wald und rosa und gelbe Blumenfarbkleckse sich in immer neuen Variationen wiederholt. Dann kann man erleichtert die Kamera weglegen und einfach nur durch diese Kulisse hindurchfahren.

Schwedenidylle
Schwedenidylle
Schwedenidylle

Autobahn mal anders

Als wir die Autobahn erreichen, ist das Segen und Fluch zugleich. Es ist zunächst mal herrlich entspannend, den Tempomat einzustellen und das MoMo schnurren zu lassen. Aber nach wenigen Kilometern fängt es schon an langweilig zu werden. Keine Drängler, keine Überholmanöver, einfach fahren, fahren, fahren…

Um ein Haar hätte ich da die Abfahrt zum Fiskecamp Jävrebodarna verpasst. Da wollen wir nämlich heute hin. Womit ich nicht gerechnet habe: Es gibt (trotz Autobahn!) keine Abfahrtsspur. Was bedeutet, dass man auf der an dieser Stelle auch noch einspurigen(!) Autobahn tunlichst auf 30 km/h(!!) runterbremst, um die recht sportliche Kurve der Abfahrt zu nehmen. Da merkt man erst mal, wie man auf das Konzept Autobahn geprägt ist, wo man bis kurz vor dem Abfahren noch recht schnell fahren kann.

Fiskecamp

Über eine Schotterpiste erreichen wir dann das Fiskecamp und sind schon auf den ersten Blick sicher, dass wir hier einen Volltreffer gelandet haben. Alles ist sehr liebevoll dekoriert und gestaltet und gleichzeitig aber auch ein wenig verlottert und urig. Eine Mischung, die uns gefällt.

Jävrebodarna
Jävrebodarna

Nachdem wir uns vergewissert haben, dass das hier freie Platzwahl ohne Reservierung ist, machen wir uns auf die Suche nach einem guten Fleckchen. Wir entscheiden uns für einen Platz nah an der Rezeption und Angelhütte bei einem älteren schwedischen Ehepaar, was uns freundlich zu sich einlädt.

Kein Petri Heil
Jävrebodarna
Jävrebodarna

Was zunächst nach einem richtig feinen Platz aussieht, erweist sich aber schnell als Handicap, wenn man einen Hund wie Toffi hat, der alles Neue erst mal gefährlich findet. Als wir uns noch mal auf die Suche nach einem besseren Platz begeben, entdecken wir erst die Plätze relativ zu Beginn des Camps, die ebenfalls direkt am Ufer liegen. Mit Platz 21 finden wir dann, etwas ab vom Kommen und Gehen bei der Angelhütte, einen deutlich entspannteren Platz für alle Insassen des MoMo.

Blitzkurs im Angeln

Für alle Nichtschweden: Ein Fiskecamp ist übrigens ein Angelcamp. Es gibt hier einen abgetrennten Bereich am Ufer, der offensichtlich gut mit Fischen gefüllt ist. Nach dem Angeln bezahlt man dann seinen Fang nach Gewicht der gefangenen Fische. Und so, wie es aussieht, wird das auch eifrig genutzt.

Ich hatte schon beim Bezahlen des Platzes gefragt, ob man wohl auch als kompletter Anfänger gezeigt bekommen könne, wie das mit dem Angeln funktioniert. Ausprobieren wollte ich das schon immer mal. Es hat ja was, wenn man sich sein Abendessen selbst fangfrisch auf den Tisch holt.

Ich erhalte eine kleine Einweisung und erhalte eine Kugel mit marzipanähnlicher Ködermasse, von der ich blaubeergroße Stücke abmachen und auf den Haken aufspiessen soll. Dazu noch eine Kiste für meinen Fang. Die Kescher und Holzstöcke zum Fischtotschlagen lägen überall am Steg parat. Und dann geht’s los.

Jävrebodarna

Petri Unheil

Ich stelle mich also an eine freie Stelle am Steg, werfe mit großem Bogen die Schnur aus wie ein Profi, arretiere sie mit einer Art Kipphebel und warte.

Und warte. Und werfe erneut.

Und warte. Und werfe erneut.

Angler

Sehe rechts von mir einen jungen Mann, der erst nach mir gekommen ist, seinen ersten Fisch an Land ziehen. Was ein Oschi! Also, der Fisch.

Er macht es im Teamwork. Seine Frau holt den zappelnden Fisch gekonnt mit dem Kescher aus dem Wasser. Die herumlaufenden Kinder kommen herbei und fragen eifrig, ob sie den Fisch totschlagen dürfen. Dürfen sie. Patsch, klatsch, matsch. Fisch tot.

Ich gucke neidisch und warte. Und werfe erneut.

Und warte. Und werfe erneut.

Beim Herausziehen der Schnur fällt mir irgendwann auf, dass ja gar kein Köder mehr am Haken ist. Ist der jetzt im Wasser zerfallen oder freuen sich die Fische da im Wasser über so einen ahnungslosen Anfänger, dem sie den Köder einfach vom Haken pflücken können?

Neuer Köder, neues Glück.

Ich warte. Und werfe erneut.

Und warte. Und werfe erneut.

Sehe links von mir einen anderen Mann, der einen mittleren Walfisch aus dem Wasser zieht. So groß! Kinder schlagen Fisch tot.

Ich bleibe geduldig. Und werfe erneut.

Und warte. Und werfe erneut.

Mittlerweile ist Annette zu mir gekommen und möchte auch mal werfen. Ich erkläre ihr die Angeltechnik wie ein alter Hase und los geht’s.

Sie wartet. Und wirft erneut.

Und wartet. Und wirft erneut.

Angler

Irgendwie hat sich bei dem ganzen Hin und Her die Angelschnur verdreht und lässt sich nur noch wenig weit werfen.

Wir beschließen nach einer Stunde, dass es das dann war mit der Angelei. Insgeheim sind wir sogar ein wenig froh, dass wir um das Totschlagen und die Fischweiterverarbeitung drumherumkommen. Gut, dass wir nicht auf einen Fang angewiesen sind! Wir profitieren dazu noch von der mehr als fairen Preispolitik des Fiskecamp: Kein Fang, keine Kosten.

Trotzdem Fisch

Unseren Vorräten von Bergmans Fisk&Vilt sei dank, können wir dann doch noch Fisch als Abendessen genießen. Wir können an dieser Stelle nur noch mal die Empfehlung geben: Leute, kauft da ein, es ist wirklich sehr, sehr lecker!

Fisch

Wir machen abends noch den Spaziergang zum Ende der Landzunge, auf dem sich der Campingplatz befindet. Der ist als Weg zwar nicht weiter erwähnenswert, führt uns aber immerhin zu einem kleinen Sandstrand, wo Elli mal ein wenig buddeln kann und auch Toffi interessiert den Strand erkundet, ohne sich über etwas aufzuregen. Entspannung!

Jävrebodarna
Jävrebodarna

3 Kommentare

  1. Hallo,vielen Dank für die täglichen Berichte und die ganz tollen Fotos. Dazu gleich eine Anschlussfrage:Welcher Fotoapparat kommt dafür zum Einsatz?
    Noch eine weitere Frage:Welche Reiseführer nutzt ihr für die Vorbereitung und während der Reise in Schweden?
    Euch weiterhin viele schöne Eindrücke und wenig Mücken!
    Gruß Charly

    Antworten
    • Hallo Charly,

      danke für das Lob! 🙂
      Ich habe ein Fuji XT-3, mit der ich sehr glücklich bin. Außerdem dann immer noch Handyfotos von den iPhones.
      Zu den Reiseführern: Bis jetzt konnten wir uns gut auf den Nordschweden-Führer aus dem Womo-Verlag verlassen. Aber manchmal ist es auch der gute alte Kartenatlas, wo wir gerne mal ein “grüne” Strecke auswählen und damit meistens wirklich gut fahren.
      Für den hohen Norden haben wir den Nordskandinavien-Führer aus dem Reise-Know-How-Verlag, von dem ich bis jetzt aber nicht so begeistert bin.

      Liebe Grüße
      Micha

      Antworten
      • Vielen Dank für die ausführlichen Angaben.Auch für uns gehört zu jeder Tour eine richtige Landkarte.

        Antworten

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