Vildmarksvägen I

16. Juli 2021

Vildmarksvägen

Vildmarksvägen I

16. Juli 2021

Heute soll es also losgehen mit dem vielversprechenden Vildmarksvägen. Streng genommen haben wir ja das erste Stück schon von Strömsund nach Gubbhögen absolviert. Aber so richtig losgehen soll es für uns heute.

Wir sind zunächst etwas skeptisch. Wenn man die Womo-Massen in Strömsund gesehen hat, bekommt man das Gefühl, dass ganz Schweden dieses Jahr den Vildmarksvägen abfahren will. Denn das muss man sagen: Wir sehen vergleichsweise wenig ausländische Touristen hier. Die meisten von ihnen sind Deutsche, dann noch ein paar Holländer und Franzosen und das war’s dann auch.

Unsere Sorgen sind aber unbegründet. Zunächst cruisen wir extrem entspannt auf der RV342 in Richtung norwegischer Grenze und haben die Straße für uns allein. In der Regel keiner vor uns und keiner hinter uns und im Gegenverkehr kommt auch nur alle naselang mal jemand entgegen. Genau so haben wir uns das vorgestellt. Und da die Straße noch von der Sonne beschienen wird, ist das mit den rosa-lila und gelben Farbtupfern links und rechts ganz famoses Reisen.

Vildmarksvägen
Vildmarksvägen

Über Stock und Stein

Wir wollen uns heute den Hällingsåfallet angucken, einen Wasserfall, der quasi um die Ecke fließt. Im Womoführer wird empfohlen, nicht dem ersten Hinweisschild zu folgen, sondern bis Gäddede auf der 342 zu bleiben und von dort zum Wasserfall zu fahren, weil man sich so in Summe 10 Kilometer Schotterpiste spart. Wir sind anderer Meinung. Denn zum einen fährt man ja noch die zusätzlichen Kilometer auf der 342 und zum anderen verpasst man so eine wirklich schöne unbefestigte Straße, die sich gut fahren lässt, weil sie nur an wenigen Stellen mal etwas rauer zu fahren ist. Bezeichnenderweise ist nämlich das wirklich schlimme Stück mit ca. 3 Kilometern nur locker aufgeschüttetem Schotter auf dem Teil, der vom Womoführer empfohlen wird – den darf man nach dessen Logik also doppelt genießen.

Wasserfall mit Hindernissen

Auch das letzte Stück zum Hällingsåfallet ist eine nicht so erfreuliche Schotterstrecke. Und als wir am Parkplatz ankommen steppt dort der Bär. Ein paar Womos stehen am Straßenrand und man kann sich immer so gerade irgendwo vorbeiquetschen. Das gute hier ist, dass es praktisch ein One-way-Ziel ist. Wenn die Leute den Wasserfall weggeguckt haben, fahren sie auch bald wieder weg, sodass hier ein ständiges Kommen und Gehen herrscht.

Hällingsåfallet

Wir haben Glück, dass Annette einen Platz entdeckt, wo gerade ein Womo ausparkt und mich dort hineinlotst. Denn wenn man einigen Leuten beim Rangieren zuguckt, würde man sich nicht wundern, wenn da am Ende einige Beulen bei rumkommen.

Der Weg zum Wasserfall ist dann lächerlich/erstaunlich kurz. Das kann man jetzt nicht wirklich wandern nennen! Aber blöderweise ist die Stelle, von der man den Wasserfall und die unter ihm liegende Schlucht am besten sehen kann, gesperrt – Lebensgefahr.

Hällingsåfallet
Hällingsåfallet

Optimistisch begeben wir uns auf den Bohlenpfad, der linkerhand die Schlucht entlang führt. Dieser ist aber in einem geradezu jämmerlichen Zustand, wie wir ihn in Schweden wirklich noch nicht gesehen haben. Es gibt zwar ein paar Abzweigungen zur Abbruchkante, wo man aber immer nicht so ganz gut gucken kann. So richtig Spaß macht das hier nicht.

Hällingsåfallet

Über eine Brücke gehen wir auf die andere Flussseite hinüber und von hier macht der Blick auf Fluss, Schlucht und Wasserfall schon mehr Spaß. Sogar einen leichten Regenbogen bekommen wir zu sehen. Aber der Eindruck, ein wirkliches Highlight besucht zu haben, stellt sich bei mir leider nicht ein. Schade.

Hällingsåfallet

Versorgung in Gäddede

In Gäddede müssen wir noch mal alle Vorräte auffüllen. Brav tanken wir noch mal voll, obwohl der Tank noch zur Hälfte gefüllt ist. Denn auf den kommenden 200 Kilometern könnte es knapp mit Tankstellen werden…

Vildmarksvägen

Im ICA versorgen wir uns noch mit Essvorräten und Anti-Mücken-Gedöns. Wir sind gewappnet! Und auf dem örtlichen Campingplatz kann man für 50 Kronen entsorgen. Im Vorbeifahren entdecken wir auch noch mal Werners Wohnmobil, winken einmal hinüber und entscheiden uns dann fürs Weiterfahren: Der Vildmarksvägen ruft!

Angkor, watt?

Das Wetter hat sich leider eingetrübt. Zwischendurch nieselt es gerne auch mal. Aber auf dem gut ausgebauten Vildmarksvägen macht uns das nichts weiter aus. Und selbst die düstere Stimmung kann unsere Laune nicht wirklich drücken. Wir erklären uns das so: man merkt hier einfach die Nähe zu Norwegen. Da gehört das schlechte Wetter einfach zum guten Ton und macht die Landschaft dann halt einen Tacken dramatischer.

Vildmarksvägen
Vildmarksvägen

Unser Weg führt uns nach Ankarede. Und da Annette sich den Namen partout nicht merken kann, wird daraus bei uns schnell Angkor Wat. In Wirklichkeit ist Ankarede aber ein traditionelles Samidorf mit Kirche.

Wir parken auf dem großen Parkplatz vor dem Dorf, das mit dem Auto nicht befahren werden darf. Da es schon recht spät ist, hat das Café leider geschlossen. Und auch der Rest der Siedlung sieht reichlich verwaist aus. Wenn da nicht vor manchen Häusern Dutzende Angeln stehen würden, könnte man meinen, dass wir hier ganz allein seien.

Ankarede

Wirklich spannend sind die samischen Holzhütten, die hier stehen. Die ganz konventionellen Hütten haben ausgiebig bewachsene Grasdächer, auf denen sich auch schon Bäume tummeln. Wie lange geht so was wohl gut?

Ankarede

Auch die Tipi-ähnlichen Rundbauten sind faszinierend schlicht. An manchen ist eine Art Leiter zu erkennen. Wir rätseln, ob man von oben hineinspringen muss, um dann dort gefangen zu sein?

Ankarede

Schlafplatzsuche

Wir wollen uns auf den kommenden Kilometern des Vildmarksvägens einen Schlafplatz suchen. Es mangelt nicht so sehr an Möglichkeiten, als vielmehr an unserer Entscheidungskraft. Was wollen wir denn? An einem schicken Platz mit Seeblick, wo schon mehrere Womos stehen, fahren wir vorbei und bereuen es später ein wenig. Denn vielleicht wäre das die ideale Lösung gewesen.

Vildmarksvägen

Aber als wir später einen kurzen Stichweg zum See sehen, wo es sogar eine Feuerstelle und (zerstörte) Picknickbank gibt, freuen wir uns über diesen einsamen Stellplatz. Perfekt!

Vildmarksvägen

Nun, so ganz perfekt ist es am Ende doch nicht. Denn beim Aussteigen, um mal die Lage zu sondieren, merke ich schon, wer hier Chef im Hause ist. Es sind die Mücken, die sich schon bald ums MoMo scharen, als würden sie wissen, dass es da was Gutes für sie gibt. Schnell bin ich wieder ins Wohnmobil geflüchtet. Und im Laufe des Abends wundern wir uns dann über die Mücken, die wir im MoMo entdecken und zur Strecke bringen. Wo kommen die Mistdinger denn her? Stimmt am Ende die Geschichte, dass sie sich durch die Zwangsentlüftung vorkämpfen, nur um an unser Blut zu kommen? Krass!

Mückenplage

Nach der zehnten gekillten Mücke geben wir auf. Dann ist dieser Platz vielleicht einfach zu nah am Wasser und zu mückenverseucht. Wir streichen die Segel und freuen uns, dass wir in Lappland sind. Auch um halb zwölf ist noch dämmerungshell, sodass es keinen Stress bereitet, einen neuen Platz für die Nacht zu suchen. Schon nach wenigen Kilometern finden wir hinter einer Brücke an einem Wasserfall einen größeren Platz, der etwas luftiger wirkt. Vielleicht ist es hier zu windig für die Biester?

Vildmarksvägen

Während Annette mit den Hunden Gassi geht, freue ich mich darüber, dass ich zu so später Stunde noch den Wasserfall fotografieren kann. Als ich mich wieder zum Womo umdrehe, denke ich auf einmal, ich gucke nicht richtig: Steht da doch eine Elchkuh auf der Straße! Die wundert sich sicher ebenso sehr darüber, dass um diese Zeit jemand auf der Brücke steht. Und während ich Annette noch zuzische, dass da ein Elch auf der Straße steht, entscheidet sich die Kuh dazu, dann doch lieber im Unterholz zu verschwinden. Gut, dass ich ein Beweisfoto habe!

Elchkuh

5 Kommentare

  1. Glückwunsch zum Elch 👍
    Super Reisebericht
    Was gibt es gegen Mücken 😨
    Autan …oder oder was habt Ihr ?
    Euch weiterhin viel Spaß und bleibt gesund 👍🙏
    Wir sind in Gedanken bei euch 😉😊🌞
    Bis bald mal wieder
    Husky und Seewolf

    Antworten
    • Wir haben hier vor Ort ein Spray von Sjö&Hav gekauft. Das hindert die Viecher aber offensichtlich nicht daran, ins MoMo einzudringen…

      Antworten
  2. Wir haben im Supermarkt in Jokkmokk ein Mygg & Fästingsspray von Orkla gekauft, US622 steht noch drauf , das war ganz gut.
    Weiterhin gute Reise!
    P.S.: Falls es auf eurer Strecke liegt, der Storforsen hat uns sehr beeindruckt.
    Viele Grüße Monika

    Antworten
    • Danke für den Tipp, Monika! Unser Problem ist auch weniger, dass das Mittel nicht so wirkt, sondern dass die Mücken anscheinend durch die Fenster durchkommen – es war alles dicht und trotzdem schwirrten die Dinger zwischen Dachhaube und Insektennetz. So was habe ich noch nicht erlebt!

      Der Storforsen ist notiert – werden wir aber wohl eher auf dem Rückweg einbauen.

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  3. …hmm wahrscheinlich kommen die Biester dann tatsächlich über die Zwangsentlüftung rein. Müsste man das Mückenspray da mal drauf sprühen. Einen Versuch wäre es wert 🙂

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