Unsere Nacht war sehr ruhig. Sogar so still, dass wir erst um halb neun aufwachen! Gerade noch rechtzeitig für unseren heutigen Masterplan.
Unser Camperticket für den Stellplatz berechtigt uns nämlich zusätzlich, auch auf dem Platz in Brione zu stehen. Bis zu 24 Stunden nach Ausstellung. Wir können also noch eine Wanderung in Brione machen, bevor wir das Tal verlassen.
Und unser Plan geht auf: Es gibt genau einen freien Platz in Brione, den wir uns schnappen können. Direkt neben dem Dixi-Klo, aber wer wird da schon so zimperlich sein?
Entlang der Verzasca
Wir starten Richtung Süden, wo nach wenigen Minuten eine Brücke über die sanft grünlich schäumende Verzasca zum anderen Ufer führt.
Hinter jeder Ecke lauern neue Fotomotive und wollen abgelichtet werden. Was für ein Vergnügen! Und mir graut schon beim Fotografieren vor der Endauswahl für den Blog. Das ist doch alles schön hier!
Der Weg lässt sich gut laufen und ist entsprechend gut besucht. Nicht so, dass es lästig wird, aber schon so, dass man im Minutentakt auf Leute trifft.
Boulder-Weg
An der Brücke, wo Annette gestern unser Titelbild geschossen hat, überqueren wir den Fluss, verlassen die Verzasca und begeben uns auf komplett anderes Terrain.
Ab jetzt geht es ordentlich bergauf. Auch hier gibt es wieder die vielen kleinen und mittelgroßen Steine auf dem Weg, der, ganz schweizuntypisch, mit einem hellgrünen Punkt gekennzeichnet ist. Es ist der Boulder-Weg, auf dem es einige tolle Felsen zum bouldern geben soll.
Uns fällt auf, dass hier praktisch niemand mehr unterwegs ist. Und das, obwohl es ein toller Wanderweg ist, wie wir noch sehen werden.
Namenloser Wasserfall
Wir hören schon einige Zeit das Rauschen eines Wasserfalls, können ihn aber immer nur bruchstückhaft sehen. Und abseits des Weges geht es dann auch gerne mal steil runter. Als wir die Hoffnung schon fast aufgegeben haben, sehen wir die Stelle, wo man zum Fuß des Wasserfalls hinabklettern kann. Allerdings nicht mit Hunden. Während ich die kurze Kletterpartie mache, wartet Annette geduldig mit einer fiependen Toffi, die sich immer große Sorgen macht, sobald das Rudel nicht beisammen ist.
Der Wasserfall ohne Namen ist super. In drei Kaskaden fällt er in ein Becken, in dem man problemlos baden könnte. Und dann verschwindet er über ein kurzes Plateaustück im Nirgendwo unter uns ins Tal. Sehr fein!
Steine und verlassene Dörfer
Im Folgenden sehen wir ein paar mächtige Felsbrocken, auf denen man sicher munter klettern kann – wir sehen aber niemanden, der das gerade macht.
Als wir schließlich den Wald verlassen, kommen wir auf ein breiteres Wiesenstück mit verlassenen Steinhäusern. Eine urige Vorstellung, dass hier früher jemand gelebt haben mag.
Alsbald haben wir dann auch wieder einen Blick hinunter ins Tal und stoßen auf ein paar nicht mehr ganz so unbewohnt wirkende Häuschen. Ob das wohl Sommerdomizile sind? Falls ja, muss man seine Koffer dann aber ganz schön den Berg hinauf schleppen. Aber die Lage ist wirklich reichlich schön!
Planänderung
Schon während der Wanderung besprechen wir, wie es weitergehen könnte. Morgen wird wohl der letzte schöne Tag sein, bevor es pünktlich zu Pfingsten eine deutliche Wetterverschlechterung geben soll.
Eigentlich wollten wir noch ins Maggiatal weiterfahren. Aber wir haben keine rechte Lust, das Verzascatal schon wieder zu verlassen. Wir haben eine tolle Wanderung hinter uns und ein Nachmittag zum Ausspannen würde uns auch mal ganz gut tun. Außerdem könnte man dann später noch mal an den Fluss gehen und einfach genießen, hier zu sein.
Guter Plan. Aber wie für eine weitere Nacht zahlen? Der Automat scheint nur auf dem Papier kontaktloses Bezahlen anzubieten. Und 24 Franken in Münzen tragen wir nicht mit uns rum. Praktischerweise kommt da gerade ein Polizist vorbei, der Falschparker aufschreibt. Nein, das mit der Karte würde nicht funktionieren, erklärt er mir mit dem Unterton, dass das ja auch völlig verrückt sei, wenn das so einfach gehe. Aber ich könnte die Campercard im Restaurant die Straße runter kaufen. Und indem er wohlwollend auf das MoMo zeigt, in dessen Scheibe noch die Campercard aus Sonogno hängt, erklärt er mir: „So muss das dann aussehen.“ Wir sind also Musterschüler.
Herrliche Verzasca
Wir setzen uns nachmittags dann einfach mal ohne die Hunde an den Fluss und während Annette die schönsten Glitzersteine sucht, kann ich mich mit der Kamera austoben. Das ist schon sehr, sehr fein hier!
Danke für den schönen Bericht und die tollen Bilder. Ich reise gerne mit.
Weiterhin gute Reise
Willkommen an Bord, Waltraud!
Na ihr Ticinoentdecker, jaja der Ticino ist sehr schön, man muss ihn entdecken, erwandern. Die kleinen Häuschen ,die ihr entdeckt habt nennt man Rustico, und dienen als Ferien- und Weekendhäuser. Die jetzt unbewohnten kleinen Steinhäuser sind Ställe, wurden früher von den Hirten als Unterschlupf bei schlechtem Wetter benutzt. Auch das Maggiatal ist sehr schön, zuoberst ein Stausee oberhalb Fusio, dem Stausee könnt ihr entlangfahren zu einer Alp. Viel Vergnügen und gute Fahrt. Werner
Danke für die Infos, Werner!
Ich sehe schon, du kennst dich richtig gut aus – wir lernen gerne dazu.