Jetzt gibt es schon ein halbes Jahr keine neuen Reiseberichte mehr, wir sind von der Lockdown-Warterei zermĂŒrbt und nun noch eine weitere traurige Nachricht: Unsere alte, liebe Mia hat ihre letzte Reise angetreten. Wir vermissen sie wirklich sehr.
Unverhofft kommt oft
Dazu muss man vielleicht ihre Geschichte kennen. Mia war unser erster Familienhund und Annette hat sich damit einen langen Traum erfĂŒllt. Unsere Töchter fanden es damals natĂŒrlich super, einen Hund zu haben â ich war der groĂe Skeptiker, der jetzt nicht sooo scharf auf einen Hund war.
Aber als Annette einen hĂŒbschen Hund aus dem polnischen Tierschutz im Internet gefunden hatte, sind wir nach Neuss gefahren, um ihn uns zumindest mal anzugucken. Als wir in der Pflegefamilie ankamen, war relativ schnell klar, dass es dieser Hund nicht werden wĂŒrde: Die Fotos hatten da mehr versprochen als erwartet. Der Funken sprang auf beiden Seiten nicht ĂŒber.
Jedoch war da noch der zweite Pflegehund, den wir ebenfalls schon im Internet gesehen hatten, aber uns vom unvorteilhaften Foto her so gar nicht fĂŒr ihn begeistern konnten. Ein ca. 2 Jahre alter StraĂenköter aus Polen. Aber was war das fĂŒr ein freundlicher Hund, der erst mal heftig wedelnd auf einen zukam und fĂŒr jede Streicheleinheit dankbar war. Und viel hĂŒbscher als auf den unvorteilhaften Fotos im Internet war er mit seinen riesigen Fledermausohren auch noch! Nach 30 Minuten Probegassigehen und Familienkriegsrat war klar: Die ist es!
Familienhund
Unsere Entscheidung haben wir nie bereut. Denn nachdem wir ihr abgewöhnt hatten, junge MĂ€nner mit Motorradhelm und Nordic-Walker heftig und Ă€ngstlich anzubellen, stellte sich schnell heraus, dass Mia ein Hund war, der sich mit allen gut vertrug. Und, noch viel wichtiger, dem die Herzen nur so zuflogen. LegendĂ€r ist die Freundschaft zu Annettes Vater, der sich immer freute, wenn wir in einen Urlaub flogen, weil das fĂŒr ihn bedeutete, dass er Mia fĂŒr ein paar Wochen fĂŒr sich hatte. Die beiden verband eine groĂe Liebe, die sicherlich nicht nur auf feinen Leckerchen beruhte.
Reisefreudig
Als wir unsere Leidenschaft fĂŒrs Reisen mit dem Wohnmobil entdeckten, stellte sich schnell heraus, dass Mia auch da mit uns auf einer WellenlĂ€nge lag. Wenn sie auf ihrem Platz auf der RĂŒckbank saĂ und aus dem Fenster schaute, konnte man wirklich den Eindruck gewinnen, dass sie das alles höchst spannend fand. Eine bessere Reisebegleitung kann man sich kaum wĂŒnschen.
Und als sie in Schweden auch noch lernte, dass man Blaubeeren auch mit dem Maul pflĂŒcken kann, war sie erst recht Feuer und Flamme, wenn sich abzeichnete, dass wir wieder auf Reisen gehen. Klar, wenn man so verlockende Ziele wie die bretonischen StrĂ€nde vor Augen hatâŠ
Von hier an blind
Apropos Augen: Auf unserer irren Sommerreise 2017 durch SĂŒdfrankreich ist Mia leider erblindet. Wir waren geschockt und auch Mia hat sich in den ersten Wochen kaum noch aus dem Womo getraut.
Aber wie sie dann gelernt hat, mit dem Handicap zu leben, sagt auch ganz viel ĂŒber diesen tollen Hund aus: Wir lernten zusammen, dass man an entsprechend kurz gefĂŒhrter Leine ziemlich sicher und furchtlos laufen kann â wenn der Blindenmensch aufmerksam aufpasst. Und es war typisch Mia, dass sie ĂŒberhaupt nicht infrage stellte, dass man gut auf sie aufpassen wĂŒrde. Teilweise legte sie wieder ein zielstrebiges Tempo vor, als sei die SehfĂ€higkeit durch ein Wunder zurĂŒckgekehrt.
Und auch im Haus konnte sie sich sicher bewegen. Unverzagt schlug sie einen Weg ein, von dem sie wusste, dass er ungefĂ€hr stimmen mĂŒsste und wartete dann auf das ârumsâ, wenn sie gegen die Wand lief, um sofort die Richtung zu wechseln und weiterzulaufen. Kein Jammern, kein Heulen â einfach fröhlich weiterâŠ
Totgesagte leben lÀnger
Auf unserer Winterreise 2019/20 nach Zoutelande öffnete und entzĂŒndete sich ein fettes GeschwĂŒr, was sich an ihrem Vorderlauf gebildet hatte. Das Jahr 2020 begann fĂŒr uns mit dem ganz realen Gedanken, dass Mia das Jahr nicht ĂŒberleben wĂŒrde. Aber mit entsprechender Pflege ging es mit dem GeschwĂŒr zusehends wieder besser.
Bis sie eines Morgens auf einmal völlig schwankend lief und gar nicht mehr geradeaus laufen konnte. Diagnose: Schlaganfall. Aber auch den steckte sie mit entsprechenden Medikamenten erstaunlich schnell weg und war bald wieder die Alte. Solange bis sich das GeschwĂŒr schlimmer als zuvor entzĂŒndete und nun eine Not-OP hermusste: Hopp oder Topp. Und auch hier erwies sie sich als erstaunlich zĂ€h und lebensfroh. Und wir freuten uns ĂŒber ein geschenktes Jahr, in dem sie noch unsere Womo-Reisen nach Norwegen und Brandenburg mitmachen konnte.
In den vergangenen Wochen wurde dann jedoch die Lebensflamme zusehends kleiner gedreht. Viel viel schlafen, fressen und GeschÀfte erledigen. Mehr wollte sie da schon nicht mehr. Und so verschwand sie ganz langsam immer mehr. Bis sie in den letzten Tagen dann nichts mehr fraà und sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.
Trauriger Abschied
Wir machten noch eine letzte Mini-Tour im MoMo zusammen: FĂŒr eine Wanderung in Hattingen hatten wir dort noch einmal ĂŒbernachtet. Mia machte es sich wie immer unter dem Tisch gemĂŒtlich, wĂ€hrend wir anderen wanderten. Aber als es Abend wurde, machte sie sich ganz selbstverstĂ€ndlich zu ihrem Stamm-Schlafplatz auf dem Beifahrersitz auf. Um dort wie sonst immer hinaufzuspringen war sie aber schon zu schwach. Annette und ich hatten da beide Pipi in den Augen, weil wir wussten, was jetzt nicht mehr zu ignorieren war: Dies wĂŒrde Mias letzte Reise mit uns sein.
Unsere stille Hoffnung, dass sie einfach sanft einschlafen wĂŒrde, hat sich am Ende nicht erfĂŒllt.
Aber sie durfte am ersten warmen FrĂŒhlingstag noch einmal in ihrer Lieblingsecke auf unserer Terrasse liegen, wo sie dann von unserer TierĂ€rztin sanft vor einem elenden Tod bewahrt wurde.
Gute Reise, Mia
Wir sind froh und dankbar fĂŒr die schöne Zeit, die wir mit dir hatten â aber das ist jetzt eine ganz schöne LĂŒcke, die du da hinterlĂ€sst.
Unsere KnalltĂŒte Elli ist zwar auch ein wunderbarer Hund, aber du hattest eine wunderbar autonome, freundliche Entspanntheit, die man bei einem Hund nicht alle Tage findet.
Mia, vielleicht sehen wir dich am Ende aller Reisen dann wieder. Wenn das kein Trost ist!
Mia, ich darf mich an so viele schöne, und tolle Reiseberichte erinnern in denen Du stets ein wichtiger Teil warst. Von daher wirst Du in Erinnerung bleiben und eine LĂŒcke hinterlassen.
Ruhe in Frieden liebe Mia đŸđŸ
M. Niekau
Danke, Michael!
Ihr Lieben, das tut uns sooo leid und hat uns sehr traurig gemacht. Euer Blogbeitrag ist sehr berĂŒhrend und jeder, der einen Hund (lieb) hat, verdrĂ€ngt diesen Moment, von dem wir ja alle wissen, dass er kommen wird. Sandra sagt das immer so schön: âWir sehen die Sonne untergehen und sind dann doch erschrocken, wenn es dunkel istâ. Wunderbare Fotos, die jetzt umso wertvollere SchĂ€tze sind. Nicht, weil Ihr Mia vergessen wĂŒrdet – viel eher um die vielen wunderbaren, witzigen, rĂŒhrenden Momente mit Mia noch schĂ€rfer, leuchtender und kontrastreicher zu zeichnen, die sowieso in Euren Köpfen sind. Die Liebe, die aus Euren Zeilen und Fotos hervorgeht, hat Mia sicher schon in dem Moment gespĂŒrt, als sie zu Euch gekommen ist. Ihr habt ihr ein tolles Leben gegeben und Ihr bis zum letzten Atemzug die Treue gehalten. Das ist ja am Ende, neben all den zahllosen schönen gemeinsamen Momenten, das was zĂ€hlt, oder? In diesem Sinne: gute Reise, liebe Mia. Da wo Du jetzt bist flieĂt Frolic und WĂŒrstchen in Strömen, Du kannst wieder hĂŒpfen und scharf sehen. Alles Gute, Ihr Lieben – trotz allem noch ein schönes Rest-Ostern.
Danke Jost, das hast du wirklich toll geschrieben – tut gut!
Hallo Ihr Lieben,
wir kennen uns nicht persönlich aber ich verfolgte immer mit Spannung eure Reiseberichte und stellte schnell Parallelen fest. Auch wir sind, Ă€hnlich wie ihr, auf unseren Hund gekommen Ein Jacky aus einem Animalhording. Es war Liebe auf den ersten Blick. Brad, (so hieĂ er bereits “Little Trouble Brad”), knapp 6 Jahre alt, kannte nichts von der Welt, er diente nur als ZuchtrĂŒde. Die Zucht wurde beschlagnahmt und die 50 Hunde in liebevolle HÀÀnde vermittelt. Er war schon fast blind, als wir ihn zu uns nahmen und der wundervollste Hund, den man sich vorstellen konnte. Auch er verbellte anfangs alles, was er nicht kannte: Motorradfahrer, MĂ€nner mit Kappen etc. Wir verbrachten 7 wundervolle Jahre mit ihm, dann mussten wir ihn auch gehen lassen. Der Abschied war sehr schmerzlich.
Wenn ich jetzt eure Zeilen lese, dann werden wieder Erinnerungen wach. Ich wĂŒnsche euch ganz viel Kraft. Mia wurde viel Leid erspart und sie hatte wundervolle Jahre bei euch, die euch keiner nehmen kann und euch immer an die schönen Momente zurĂŒck erinnert.
Alles Gute fĂŒr euch
Birgit (alias birgit60 aus dem Wohnmobilforum)
Danke fĂŒr die lieben Worte, Birgit!