Uriger Wald

Uriger Wald

11. September 2020 | Brandenburg, Brandenburg 2020

An der Infotafel des Stellplatzes hier an der Blumberger Mühle wirbt ein Bäcker dafür, dass man sich die morgendlichen Brötchen per telefonischer Bestellung sogar bis 23 Uhr für den kommenden Morgen bestellen kann. Und die ausgewiesenen Preise sind sehr zivil. Da haben wir fast schon ein schlechtes Gewissen, dass die vielleicht extra für uns zum nicht so dolle besuchten Stellplatz fahren müssen. Und überhaupt, wie soll das denn funktionieren, wenn die Brötchen bis 7.30 Uhr geliefert sein sollen? Bezahlt man dann per Rechnung?

Wir wollen das einfach mal ausprobieren. Und es klappt tadellos. Kurz nach 7 Uhr hören wir, dass jemand am MoMo hantiert und sofort wieder weg ist. Als ich etwas später schlaftrunken aus der Tür komme, hängt ein Beutel mit den Brötchen und einer Rechnung am rechten Scheibenwischer.

Bäckereirechnung

So weit, so gut. Etwas baff bin ich dann nur, als ich die Rechnung betrachte. Statt der grob überschlagenen 3 € steht 5,80 € auf der Rechnung. Denn die Brötchenpreise auf dem Schild sind anscheinend von vor 20 Jahren und mittlerweile auf das doppelte gestiegen und auch von der Liefergebühr steht nichts auf dem Schild. Bei dem Betrag, um den den es hier geht, ist das alles ja keine wilde Sache, aber wir fühlen uns trotzdem etwas hinters Licht geführt.

Von nett bis pampig

Wir müssen jetzt noch mal entsorgen und freuen uns über den Geheimtipp, dass man hier in Angermünde im örtlichen Klärwerk sowohl Toilette als auch Grauwasser kostenlos entsorgen kann. Sicherheitshalber habe ich da telefonisch schon mal angefragt, ob die freitags auch länger als bis 12 Uhr aufhaben und freue mich über die netten Leute, mit denen ich da telefoniere. Sehr freundlich und hilfsbereit!

Und auch die Entsorgung klappt hervorragend – zumindest, nachdem Annette sich mit der Hochdruck-Spritzpistole vertraut gemacht hat, um die Toilettenkassette nachzuspülen.

Kläranlage

Merkwürdigerweise kriegt man dort aber kein Frischwasser. Das können wir aber problemlos am Angermünder Stadtstellplatz erledigen.

Und wo wir schon mal da sind, nutzen wir die Gelegenheit für einen kleinen Shoppingrundgang. Denn wir haben gelesen, dass es sowohl eine Fischerei mit Hofladen als auch eine Fleischerei mit Werksverkauf gibt. Die klappern wir ab.

Fischerei

In der Fischerei können wir uns kaum entscheiden, denn es gibt leckeren Räucherfisch und auch ein paar Salate, die uns anlachen. Das mit dem Lachen ist mit der Verkäuferin schon etwas schwieriger. Annettes scherzhafte Frage, ob der Rest Algensalat denn noch frisch sei, wird mit einem patzigen „Ich hatte ja heute schon ein paar mehr Kunden als Sie.“ gekontert. Nach dem Motto „eure dummen Fragen könnt ihr euch sparen.“ Okay, wir sind ja schon still.

Fischerei

Aber das mit dem Pampigen kann die Verkäuferin in der Fleischerei auch. Ich sehe in der Auslage nur ein paar Grillwürste und frage, was es so zum Grillen gebe. „Dat sehn se doch! Wat wollnse denn? Schwein oder Rind?“ Schon leicht eingeschüchtert bestelle ich zwei Schweinesteaks. „Wat? 2 Stück? Wie meinense dat denn?“ Na ja, zwei Scheiben…? Schnaufend geht sie davon, um das Kammstück zu holen und zwei Scheiben abzusäbeln. Als sie mit Verachtung das Fleischstück in die Auslage wirft, bin ich irgendwie froh, dass sie mit dem Messer nicht hinter dem Tresen hervorkommen kann.

Fleischerei
Fleischerei

Mehr amüsiert als erschrocken gehen wir zurück zum MoMo. Aber meine Fresse, was können die Leute hier unfreundlich sein! Da ist es sehr gut, dass wir vorher die freundlichen Leute vom Klärwerk und vom Biohof Gut Kerkow auf der Habenseite verbuchen konnten.

Am Heiligen See

Wir fahren hinüber nach Altkünkendorf, wo wir gestern bei der Radtour einen für uns perfekten Stellplatz gefunden haben. Am Heiligen See ist ein Parkplatz, wo man am Waldrand mitten in der Natur stehen kann. Und sowohl Wolletzsee als auch der Grumsiner Buchenwald sind in Laufweite.

Während ich mich in den Alkoven lege und ein Schönheitsschläfchen mache, geht Annette mit Elli den Heiligen See erkunden, der direkt vor der Haustür liegt. Zum Paddeln viel zu klein, aber meine Güte ist der fotogen!

Heiliger See
Heiliger See
Heiliger See
Heiliger See

Das orange Blatt

Die freundliche Frau im Infozentrum zum Grumsiner Buchenwald hat uns gestern geraten, die Tour zu wandern, die mit dem orangen Blatt gekennzeichnet ist, da wir dort schon in den urigen Teil des Waldes kämen. Die Kernzone des Weltnaturerbes ist nämlich nur auf geführten Touren zugänglich.

Wandderung Grumsiner Buchenwald

Praktischerweise startet die Tour ganz in der Nähe unseres Parkplatzes und führt uns erst mal auf einer schönen Kastanienallee am Ufer des Wolletzsees entlang.

Wandderung Grumsiner Buchenwald
Wandderung Grumsiner Buchenwald
Wandderung Grumsiner Buchenwald

Hier gibt es sogar ein paar schattige Sandbuchten – bei heißem Sommerwetter bestimmt nicht das Schlechteste! Wir wandern aber weiter bis wir in einen schon recht urigen Wald kommen. Etwas irritiert sind wir nur von der plötzlich entfernten Wanderwegmarkierung. Warum ist die denn hier durchgestrichen worden? Haben wir was verpasst? Ist da was gesperrt?

Wandderung Grumsiner Buchenwald

Wir können das Rätsel nicht lösen, stellen aber beruhigt fest, dass auf wundersame Weise ab dem Louisenhof die Markierung wieder zu sehen ist.

Wandderung Grumsiner Buchenwald

Die erhoffte Einkehr im Louisenhof müssen wir leider streichen. Denn hier ist nur am Wochenende geöffnet. Dafür gibt es aber ein Sammelsurium von Schildern, die nur ein kleines bisschen zusammengeklaut wirken. Zumindest halten wir in der Uckermark einen Wegweiser zum Gare de l’Est für eher unwahrscheinlich…

Wandderung Grumsiner Buchenwald
Wandderung Grumsiner Buchenwald

Weltnaturerbe

Die deutschen Buchenwälder sind eine solche Besonderheit, dass sie zum UNESCO-Weltnaturerbe gezählt werden. Nicht so spektakulär wie der Grand Canyon, aber ähnlich einzigartig. Denn solche reine Buchenwälder gibt es nur in Europa und auch hier nur noch an ganz wenigen Stellen. Unter anderem hier in Brandenburg.

Wir sind fast schon ein wenig aufgeregt, als wir den Wald betreten. Aber nicht mal ein „Willkommen im Urwald“-Schild gibt es hier. Einfach nur Wald.

Wandderung Grumsiner Buchenwald

Je weiter wir in den Wald vordringen, umso besonderer wird er. Zunächst sehen wir die Sumpflandschaft am Schwarzen See und gelegentlich quer über dem Weg liegende Baumstämme.

Aber so richtig abgefahren wird das ganze, als man wirklich in einer Kathedrale von ordentlich hohen Buchen steht, die mit dem grünen Blätterdach für gedämpftes Licht sorgen. Dadurch, dass praktisch nur eine Baumsorte vorhanden ist, die auch noch einen gewissen Abstand zueinander einhält, wirkt es längst nicht so dunkel und kühl wie andere Wälder. Sondern eher erhaben und zeitlos. Man spürt richtig, dass hier eher nach Jahrzehnten und Jahrhunderten gerechnet wird, bis sich in der Landschaft etwas grundlegend verändert.

Wandderung Grumsiner Buchenwald
Wandderung Grumsiner Buchenwald

Und am Buckowsee genießen wir einen Augenblick die Stille in der Abendsonne. Man wartet förmlich darauf, dass gleich noch ein paar Biber oder Otter an einem vorbeischwimmen.

Wandderung Grumsiner Buchenwald

Als wir am Ende am MoMo wieder ankommen, sind wir erstaunlicherweise kaputter, als wir nach einer Drei-Stunden-Wanderung sein sollten. Aber mit einem Abendessen aus der Fischräucherei sind die Energiereserven dann schnell wieder aufgefüllt.

Als es dann Nacht wird, sind wir hier fast allein. Ein anderes Womo ist noch dazu gekommen, hat sich aber dankenswerterweise mit gebührendem Abstand hingestellt.

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