Unser Platz in Stolzenhagen liegt ideal am Oder-Neiße-Radweg. Was läge also näher als eine Radtour durch das Untere Odertal? Man kann eine schöne Rundtour daraus basteln. Auf dem Sommerdeich Richtung Schwedt hin, auf dem Winterdeich zurück. Und damit die Motivation stimmt, haben wir auch einen Zielpunkt auf halber Strecke. Unser Kajak-Führer hatte uns noch den Tipp mit auf den Weg gegeben, dass man auf der anderen Oderseite in Polen bei Beata wunderbaren Kuchen kriegen könne. Werden wir ausprobieren!
Entspannter Weitblick
Auf den ersten paar Metern sind wir noch skeptisch, ob der Radweg wirklich so super ist, wie er beschrieben wird. Dickes Kopfsteinpflaster und Betonplatten auf den ersten Metern lassen uns da zweifeln.
Aber als wir den Sommerdeich erreichen sind wir begeistert. Der Radweg ist fein asphaltiert, topfeben und es bietet sich ein herrlicher Weitblick in die Oderauen zur einen Seite und über den Fluss nach Polen zur Rechten. Entspanntes Radeln!
Vielfältige Tierwelt
Unterwegs gibt es reichlich Gelegenheit, die Tierwelt zu beobachten. Immer wieder steigen Fischreiher in aller Ruhe vor uns in die Luft und fliegen ein paar Schwingenschläge weiter. Oder man sieht Biberspuren – deutlicher und frischer als gestern im Biberwald.
Auch einen Seeadler sehen wir vor uns in der Luft. Aber bis ich die Kamera schussbereit habe, ist er schon weiter weg. Da ist der Fuchs, der den Weg kreuzt, schon deutlich gemütlicher unterwegs. Neugierig guckt er uns an und beschließt, dass von uns wohl keine Gefahr ausgeht.
Aussicht und Ruckelpiste
Am Stützkower Aussichtsturm kann man noch weiter als ohnehin schon in die Landschaft gucken. Diese Weite tut der Seele gut.
Leider wird der Weg ab Stützkow weniger erfreulich. Der samtige Asphalt endet und die ungeliebten Betonplatten fangen an und bleiben unser Begleiter bis zur Grenzbrücke. Aber dafür sind die schwarz-rot-goldenen Grenzpfähle hier selfiefreundlich direkt am Weg angebracht.
Genuss in Polen
Wir überqueren die Oder und landen völlig unspektakulär in Polen. Keinerlei Corona-Beschränkungen, die es wohl vor ein paar Monaten noch gab. Stattdessen die üblichen Hinweisschilder auf billige Zigaretten und den Friseur.
Wir kämpfen uns die letzten Kilometer durch den Gegenwind auf der anderen Oderseite und schaffen auch die gemeine Steigung, die es kurz vor dem Ziel noch mal in einem Waldstück gibt. Aber dann sind wir endlich im Café „U Beaty“ oder, extra für die deutschen Kunden „Bei Beata“ angekommen.
Auf der Terrasse lässt es sich herrlich sitzen und über den Fluss gucken. Aber dafür sind wir nicht hierhergekommen, sondern für den hochgelobten Kuchen. Und was soll ich sagen: Er ist wirklich superlecker – noch herdwarmer Pflaumenstreußelkuchen mit Sahne der Spitzenklasse. Wir würden uns nicht verzeihen, wenn wir den anderen Kuchen im Angebot nicht probiert hätten. Da geht dann auch noch ein mächtiges Stück Quarkkuchen, dass wir uns in weiser Voraussicht teilen.
Am Nebentisch unterhalten sich ein paar ältere Damen aus Deutschland mit Beata (die auch sehr gut deutsch spricht) über den Honig, den sie auch verkauft und sie holt ihre Geheimwaffe gegen Erkältungen namens Propolis hervor. Auch wir bekommen einen Teelöffel dieses Bienenharzes, das aus bunten kleinen Krümelchen besteht, zum Probieren. Angeblich soll es auch den Muskelaufbau fördern – können wir für den Rückweg gut brauchen.
Gegen den Wind
Auf dem Rückweg fahren wir wieder entlang der Friedrichsthaler Wasserstraße und werfen noch einmal einen Blick hinüber zu unserem Stellplatz am Wassersportzentrum. Schön, wenn man sich in einer Ecke ein bisschen auskennt.
Die restlichen 20 Kilometer werden dann nicht ganz so spaßig. Denn wie befürchtet haben wir ganz ordentlich Gegenwind. Und so ist es jetzt kein Dahingleiten wie noch auf dem Hinweg, sondern richtig Arbeit.
Wir sind reichlich fertig und beschließen daher, den Stolper Turm auf der anderen Wasserseite, seines Zeichens dickster Turm Deutschlands, rechts liegenzulassen und uns nur noch irgendwie zum MoMo zurück zu retten.
Die ersten Kraniche
Kurz vor der Ankunft am Stellplatz in Stolzenhagen wird die Landschaft auf einmal in goldenes Abendlicht getaucht. Und auf den abgeernteten Feldern sehen wir tatsächlich die ersten Kraniche stolzieren.
Ich überwinde mich daher am Stellplatz noch mal, packe den Fotorucksack auf den Rücken und fahre mit dem Telezoom auf der Kamera den Kilometer zurück zu den Kranichen. Was für ein herrliches Licht!
Candle-Light-Dinner
Zu so einem schönen Tag gehört auch ein schöner Abschluss, wir machen es uns draußen gemütlich, werfen Würstchen auf den Grill und genießen die friedliche Abendstimmung hier auf dem Stellplatz.
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