Die Nacht kriegt kurz vor Sonnenaufgang um 4 Uhr eine fast schon erwartete Unterbrechung. Der angekündigte Sturm ist da. Dieser schafft das Kunststück, unter die Rollelemente unseres Tisches zu fahren und so die Tischplatte aus den Ankern zu heben. Man hört dann bei jeder neuen Böe das Rattern der gelösten Elemente auf dem Tischgestell. Zum Glück fliegt die Tischplatte nicht komplett weg und ich kann sie wieder befestigen. Zur Sicherheit drehe ich den Tisch einfach um…
Neuer Stellplatz
Da wir heute noch mal das MoMo bewegen müssen, um Frisch- und Grauwasser zu erledigen, beschließen wir, nach der Rückkehr einen Platz weiter nach links zu wandern. Der sah bei den Nachbarn gestern so perfekt eben aus!
Ich probiere an der Versorgungsstation den neuen Watertwin aus, den wir uns gekauft haben, um den Gardenaanschluss unseres Spiralschlauches auf beiden Seiten zu nutzen. Denn durch die Spirale stand der Schlauch immer etwas unter Spannung und es war immer spannend, zu sehen, ob der Schlauch wohl im MoMo verankert bleibt. Vor allem, wenn man alleine Wasser tankt…
Der Watertwin wird wie ein Tankdeckel am Wassertank verschraubt und verfügt über den Gardena-Standardanschluss. Und ich muss sagen: Passt für unseren Anwendungsfall perfekt!
Nicht ganz so perfekt ist dann unser neuer Stellplatz. Also, eigentlich schon, aber eben nicht, was das Austarieren des MoMos angeht. Auch mit Keilen stehen wir immer noch leicht schief. Dafür aber weitestgehend windgeschützt. Und das scheint uns bei den teilweise heftigen Böen das Wichtigste.
Bei einem formidablen Lachsknäckebrot schmieden wir Pläne.
Salzblind
Heute wollen wir uns Løkken einmal angucken. Und natürlich gehen wir bei diesem blauen Himmel und der fantastisch aufgeschäumten Nordsee am Meer entlang.
Auch heute gibt es wieder viel zu sehen. Im vollen Sonnenlicht haben die Bunker aus dem zweiten Weltkrieg wieder eine ganz andere Wirkung. Und so makaber und traurig der Anlass für diese Betonkolosse ist: Irgendwie haben die was. Vor allem mit den Graffittis, die ihnen irgendwie den Schrecken nehmen.
Was uns heute besonders auffällt: Als Brillenträger sind wir wirklich gearscht. Schon nach wenigen Minuten hat sich ein feinsalziger Nebel auf unsere Brillengläser gelegt. Das kann man die erste Zeit noch kompensieren, aber erst wenn man die Brille dann geputzt hat, merkt man, wie wenig man nur noch gesehen hat. Und das Spiel wiederholt sich bei diesem Wind regelmäßig.
Entspanntes Løkken
So schön wie die Strandhäuser auch aussehen: Wir freuen uns, als wir mal aus dem stärkstem Wind rauskommen und in Richtung Løkken-City abbiegen. Und dafür, dass wir Ballermann befürchtet hatten, ist es vom Betrieb her genau richtig. Belebt, aber nicht überfüllt.
Und für unser corona-gestörtes Empfinden auch nicht zu eng. Was hier in Dänemark auffällt: Es gibt durchaus social-distancing Hinweise und Handdesinfektion in den Läden. Wie bei uns. Aber keine Maskenpflicht. Und auch keine Zettel mit Kontaktdaten, wenn man sich in ein Restaurant setzt. Haben wir mal in der Eisdiele ausprobiert.
Süßes Løkken
Ansonsten gibt es hier das übliche Sortiment an Seaside-Shops: Mode, unseliger, aber schöner Unsinn und Restaurants. Und die Bolcheriet. Eine Bonbonmanufaktur, auf die mich Renè aus dem Womoforum hingewiesen hat (danke, Renè!). Man kann vor dem Betreten des Shops zusehen, wie die Bonbonmasse für die Hartbonbons vorbereitet wird. Normalerweise drängeln sich hier anscheinend Massen. In Coronazeiten wird man gebeten, hier doch bitte vorbeizugehen und den Laden zu betreten, wenn dort weniger als 12 Personen anwesend sind. Und erstaunlicherweise klappt das auch.
Ich lasse es mir natürlich nicht nehmen, ein paar Tüten Bonbons einzusacken. Und nach dem ersten Probieren lässt sich schon festhalten: Lohnt sich!
Weißes Løkken
Auf dem Heimweg gehen wir noch mal an den weißen Badehäusern vorbei, die im Sommer wie Perlen auf der Kette am Strand aufgestellt werden. Leider werden sie als kostbares Gut von Generation zu Generation vererbt. Und Vermieten ist verboten. Es gibt bestimmt unsinnigere Sachen, die man vererben kann!
Und auch heute ist unser Eindruck, dass die Zahl der Menschen am Strand durchaus überschaubar ist. Hier ist Social Distancing also nicht nervige Notwendigkeit, sondern passiert quasi nebenbei. Super!
In der Ferne können wir auf dem Rückweg wieder den Leuchtturm von Rubjerg Knude sehen. Und anscheinend wird der Sand dort regelrecht über die Dünen gepeitscht. Es sieht aus wie ein Sandsturm!
Gechilltes Campingplatzleben
Als wir zum MoMo zurück kommen, wollen wir uns bei diesem sonnigen Wetter natürlich raussetzen. Aber man sollte sich nicht vertun: Es ist durch den Wind auch empfindlich kalt. Und die Rollelemente unseres Tisches werden bei jeder Böe hochgehoben, selbst als wir ein paar Bücher zum Beschweren darauf legen. Und nach unserem Nachmittagskaffee verziehen wir uns ins muckelige MoMo. Und was ist das schön! In der Rundsitzgruppe den Blick schweifen lassen, Sonne tanken, aber nicht frieren. So machen wir das!
Kurzer Sonnenuntergang
Annette kocht uns noch ein feines Abendessen, wir schreiben Blog bzw. Offline-Tagebuch und ehe wir uns versehen ist auch schon Sonnenuntergang.
Wir begeben uns zum Strandabgang, wo auch schon der halbe Campingplatz steht. Irgendwie hat das ein Feeling von Silvester – auch von den Temperaturen her. Denn wir freuen uns, aus dem mittlerweile doch recht kühlen Wind bald wieder ins MoMo zurückzukehren. Und trotzdem: Unser Sommer muss gar nicht so viel anders aussehen…
Glücklicherweise habe ich jetzt erst Eure Website entdeckt. Endlich wieder was neues zum Lesen. Bin gerade beim Bericht über Lökken, da waren wir vor einigen Jahren mit dem Zelt auf demselben CP. Zufällig haben wir da auch noch Nachbarn getroffen, die von einer Tante so ein weißes Häuschen nutzen dürfen. Genial. Fast alle Bilder sind Orte, an denen wir auch waren (z.B. diese Brücke am Strand). Da kommen wieder Erinnerungen und Sehnsüchte hoch. Seit diesem Sommer haben wir ein WOMO (geerbt) und sind begeistert. Wenn es wieder losgehen kann, stehen Dänemark und Norwegen auch auf unserem Zettel. Ich würde gerne noch mehr schreiben, aber habe keine Zeit mehr, muss jetzt weiterlesen. Freue mich schon auf Eure nächsten Reiseberichte.
LG Jens
Hallo Jens,
Das geht ja runter wie Öl!
Geht mir aber genauso – ich freue mich auch, wenn ich einen neuen Blog finde, der unser Reisefieber befeuert. So kann man die Corona-Zeit wenigstens mit Träumen überbrücken. Das Blöde ist ja nur, dass sich so viel tolle Reiseziele aufstauen… 😉
Noch viel Spaß beim Lesen!
Liebe Grüße
Micha