Unsere Nacht auf der Alpakafarm war friedlich. Das sanfte Tröpfeln des Regens auf den Alkoven war eher schlaffördernd. Das Wetter macht uns ja für die kommenden Tage eher Sorge. Im Wetterbericht werden jeden Tag Regenwolken angezeigt. Nicht das, was wir sehen wollen. Aber für heute ist ein zumindest trockener Tag vorhergesagt.
Wir unterhalten uns nett mit den anderen Landvergnügen-Gästen, die hier mit ihrem Wohnwagen stehen. Und anschließend tobe ich mich noch fotografisch bei den weidenden Alpakas und dem Mohn am Straßenrand aus. Mehr braucht es nicht.
Einborn, Zweiborn, Dreiborn
Wir haben schon viel darüber gelesen, wie toll die Wanderung über das Dreiborner Hochplateau sein soll. Vor allem zur Zeit der Ginsterblüte, die von Mitte Mai bis Mitte Juni reichen soll.
Voller Vorfreude fahren wir die stattliche Steigung nach Dreiborn hinauf und parken am Wanderparkplatz. Dort spricht uns alsbald ein Ranger an, um klarzumachen, dass wir hier nicht über Nacht stehen könnten. Und eigentlich müssten wir auch noch weiter vorfahren, weil wir sonst den Parkplatz mit unserem Fahrradträger blockieren würden. Er sieht aber schnell ein, dass das bei bisher drei Fahrzeugen auf einem 30-Auto-Parkplatz etwas lächerlich ist. Und erzählt, dass es immer wieder Ärger gebe, wenn Leute mit PKW oder Bus hier übernachten und die Gegend vollscheissen. Er hätte auch schon erlebt, dass jemand seine Bordtoilette in den Graben entleert hätte. Und wir sind wieder ein Stück desillusioniert, was es doch für Arschlöcher gibt, die unter dem fancy #vanlife verstehen, sich komplett asozial zu verhalten. Und uns „normalen“ Wohnmobilisten die schönsten Stellplätze zum Freistehen kaputt machen.
Nix mit Eifelgold
Wir starten zu unserer Wanderung, die uns zunächst über das Hochplateau führen soll und später bergab und auf dem Schöpfungspfad wieder bergauf bringen soll.
Unsere Befürchtungen bestätigen sich aber leider. Denn für die Ginsterblüte sind wir für dieses Jahr zu spät. Vereinzelt finden sich noch Sträucher, die ein paar von den wunderschön leuchtenden gelben Blüten, dem Eifelgold, tragen, aber der Höhepunkt der Ginsterblüte liegt locker schon eine Woche hinter uns.
Statt Eifelgold haben wir eher Eifelblech bekommen. Wir notieren: Nächstes Jahr werden wir Mitte/Ende Mai einen neuen Anlauf nehmen. Denn es muss wirklich großartig aussehen, wenn an allen Stellen, wo jetzt „nur“ noch grüne Sträucher sind, das Eifelgold strahlt.
Wir nehmen es gelassen und genießen stattdessen den Weitblick, den man von hier oben hat und vor allem die Ruhe. Denn unterwegs ist man hier so gut wie alleine. Kein Ginster, keine Leute.
Lebensgefahr!
Am Rande des Hochplateaus gehen wir in den Wald. Der ist hier nicht ganz so kaputt wie im Bergischen, sondern weitestgehend noch grün. Aber als wir fast schon im Tal in Richtung Waldkapelle abbiegen, warnt uns ein Schild vor der Lebensgefahr, in die wir uns begeben.
Denn durch den auch hier aktiven Borkenkäfer sind wohl so einige wackelige Fichten unterwegs und können jederzeit umkippen. Es wird empfohlen, keine Pause einzulegen, wenn man hier durchgeht. Gut, dass wir unsere Pause ein Weilchen zuvor gemacht haben!
Eine kleine Pause legen wir dann aber doch in der skurrilen Waldkapelle ein. Offensichtlich kann hier jeder, der sich bei der Muttergottes bedanken will, sein Bedürfnis auf individuelle Art ausleben. Da gibt es links und rechts an den Wänden Holztafeln, wo Leute für ihre lange Ehe, die Gesundheit oder einfach ein gutes Jahr der Madonna danken. Die steht lächelnd an der Stirnseite der Waldkapelle und darf sich den ganzen Kladderadatsch samt Rosenkränzen den ganzen Tag angucken.
Schöpfungspfad
Aus Marketinggründen heißt der folgende Abschnitt unserer Wanderung Schöpfungspfad und bietet alle paar hundert Meter eine Wendetafel mit Bibel- und Sinnsprüchen, die zu der jeweiligen Stelle passen.
Das ist ganz nett und gut gemacht, aber eigentlich hätte dieser Abschnitt das gar nicht nötig, da die Streckenführung wirklich ein abwechslungsreicher Pfad ist, der uns stetig wieder bergauf zum Hochplateau führt.
Ich war ja vorher skeptisch, ob sich die Anstrengung von bergauf und bergauf lohnt, wurde aber eines besseren belehrt. Sollte man so machen!
An die Kyll
Wir finden, dass wir uns einen Belohnungskuchen im Cafe Kupp 19 mehr als verdient haben. Gut, dass wir uns vom vollen Parkplatz vor dem Cafe nicht bange machen lassen, denn die Torten waren so lecker, dass ich erst nach den ersten gierigen Bissen ein Foto gemacht habe!
Solchermaßen gestärkt fährt es sich jetzt leicht nach Jünkerath, wo wir einen schnuckeligen Stellplatz an der Kyll ausfindig gemacht haben. Zumindest denken wir uns das so. Aber als wir dann durch ein nicht sehr schönes Industriegebiet fahren sind wir schon nicht mehr so sicher. Das sah doch auf den Fotos besser aus?
Am Ende entpuppt es sich aber als genau das, was wir uns vorgestellt haben. Ein kleiner, schnuckeliger Platz für nur 10 Womos direkt am Flüsschen Kyll. Aufgrund des Regens in den letzten Tagen zwar ein bisschen matschig an manchen Stellen, dafür aber mit netten, entspannten Betreibern. Und vor allem: mit der Möglichkeit zum Draußensitzen und Grillen!
Denn wir müssen feststellen: Das haben wir mit MoMo II noch gar nicht gehabt! Im Jura war es im Herbst entweder kein Draußen-Wetter oder wir hatten eine Picknickbank zur Verfügung. Unsere eigenen Stühle und den Tisch haben wir bisher immer nur spazieren gefahren!
Das ändert sich jetzt und da wir an diesem Stellplatz den Edeka direkt um die Ecke haben, gehe ich noch mal auf Einkaufstour, damit wir sogar Grillen können. Der Himmel sieht gnädig aus und auch unseren Wedermann-Grill kriegen wir problemlos in Gang gesetzt. Und wenige Minuten später können wir dann das erste Womo-Grillen am rauschenden Fluss genießen. Super!
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