Manchmal muss man einfach Glück haben. So wie wir heute. Aber der Reihe nach.
Wir warten morgens darauf, dass endlich der versprochene Sonnenschein Einzug hält. Denn zunächst ist es, ähnlich wie gestern, grau und bedeckt. Aber irgendwas ist anders. Die Sonne kämpft sich heute wirklich durch und am frühen Vormittag hat sie gewonnen. T-Shirt-Wetter! Da hätten wir jetzt echt nicht mehr mit gerechnet!
Beste Nachricht des Tages
Die beste Nachricht des Tages erhalten wir am Telefon. Unsere Freunde von Vodafone rufen wegen der Datenwegelagerei von der Schweizer Grenze zurück. Der geneigte Leser mag sich erinnern: 595€ stehen als Zusatzkosten auf meiner Mobilfunk-Abrechnung, weil sich das Tablet im Grenzbereich ins Schweizer Mobilfunknetz eingebucht hat.
Und der nette Mensch vom Reklamationsteam kommt mit der erfreulichen Nachricht um die Ecke, dass die Zusatzkosten komplett ausgebucht werden. Ich hatte mich ja schon mit einem Lehrgeld von 59,50€ (EU-Deckelung für Roamingkosten) angefreundet, aber dass das jetzt sogar komplett kostenfrei bleibt, ist ja mehr als erfreulich! Als Begründung führt er an, dass wir ja in der Tat keine Info-SMS erhalten hätten und deswegen auch nichts hätten anders machen können.
Und so sehr wie ich zuvor auf Vodafone geschimpft habe, so sehr ziehe ich jetzt meinen Hut für eine zumindest im Nachgang absolut kundenfreundliche Handhabung der ganzen Angelegenheit. Wenn ein Anbieter ein Problem so gut löst, sollte man das auch honorieren. Insofern also:
Vodafone? Unter Umständen dann doch vielleicht mal wieder…
Dornröschendorf
Wir machen uns auf eine Wanderung in den Dornröschenort Dörrenbach. Zunächst durch die Kurstadt Bad Bergzabern, die uns nicht ganz so trutschig wie Bad Dürkheim vorkommt, sondern schon etwas mehr Charakter hat. Aber vielleicht liegt das auch nur an unserer Tagesform und den nicht unangenehm die Stimmung drückenden AfD-Nasen.
Der Weg nach Dörrenbach ist dann noch mal typisch Pfalz: Weinberge und Wald. Nur der Ort selber ist dann merkwürdig: Wir finden zunächst keine Einkehrmöglichkeit. Und das in der Pfalz! Auch die netten Einheimischen, die wir um Rat fragen, haben da keinen guten Rat. Zu essen gibt es hier und heute nix. Ups! Aber immerhin ein Winzer rettet die Ehre des Ortes: Im Weingut Oerther kriegen wir bei den sehr netten Winzersleuten immerhin etwas zu Trinken. Und Schorle und „Neuer Wein“ gehen ja immer!
Zurück über den Berg
Das mit dem Dornröschenzustand soll sich im kommenden Jahr wohl ändern, wenn die Rathausstube mit neuem Pächter öffnen soll. Es wäre dem Ort mit seinen netten Fachwerkhäuschen zu gönnen – denn touristisch lohnt er sich schon. Und wir stellen verblüfft fest, dass wir vor 2 Jahren sogar schon mal hier durchgefahren sind und den Stellplatz prima fanden. Annette hat da allerdings das deutlich bessere Gedächtnis als ich…
Auf dem Rückweg gucken wir uns noch die Kolmerbergkapelle an, die allerdings eingerüstet ist. War jetzt nicht ganz so lohnenswert.
In Bad Bergzabern gönnen wir uns dann noch ein Eis – wahrscheinlich das letzte das Jahres. Denn auch die Eisdiele liegt in den letzten Zügen: Wie mir der Kellner erzählt, machen sie am Ende des Monats Winterpause und daher gibt es von den 30 Eissorten nur noch 12… Lecker ist es trotzdem. Und wir bewundern sehr die Zweijährige von drei kleinen Kindern, die alle eine Kugel Erdbeereis spendiert kriegen. Sie verliert mit Eistüte in der Hand das Gleichgewicht, fällt hin und kann wirklich kunstvoll das Eis so hochhalten, dass das Eis in der Waffel bleibt. Muss man auch erst mal schaffen!
Wein ohne Probe
Als wir beim Weingut Hitziger ankommen, sind wir von der Wanderung dann doch geschafft. Aber wir wollen ja noch etwas weiter nach Burrweiler, wo ich in der Burrweiler Mühle sicherheitshalber einen Tisch für unseren letzten Abend reserviert habe.
Aber vom jetzigen Weingut möchten wir auch etwas mitnehmen – nur das mit dem Probieren ist etwas schwierig, wenn man dann noch Auto fahren will. Also schnüren wir uns ein Degustierpaket zum Zuhause-Probieren. Teilweise nach Beschreibung, teilweise auf Empfehlung hin. Da hat man dann auch noch was von der Reise, wenn man schon lange wieder Zuhause ist. Gefällt uns!
Perfektes Ende
Nachdem wir uns wieder durch abenteuerlich enge Dörfer gequetscht haben, kommen wir bei „unserem“ Weingut Eberle in Burrweiler an. Aber dort machen wir erst mal ein langes Gesicht: Alle Stellplätze belegt. Wir müssen weiterziehen. Der Juniorchef gibt uns aber denn Tipp, es mal dem Namensvetter Bernd Eberle zu versuchen. Und wir haben Glück: Bei ihm finden wir einen Platz. Und zwar einen richtig guten! Der Blick über die Weinstöcke in die Rheinebene ist von hier aus fast noch schöner und auch Herr Eberle erweist sich als sehr lieber Gastgeber. Auch wenn wir mit seiner Pfälzer Mundart schon zu kämpfen haben – manchmal weiß man da echt nicht, ob das jetzt noch Deutsch oder eine Fremdsprache ist…
Wir sind auf jeden Fall hochzufrieden und bereiten uns auf den Abschlussabend der Reise vor. Und auch hier zeigt sich ein kleiner Vorteil des „neuen“ Stellplatzes: Wir sind näher an der Burrweiler Mühle und haben es also nicht so weit bis zum Abendessen.
Und eben jenes ist dann für uns noch mal ein echtes Highlight auf dieser genussintensiven Reise. Der Herbschd-Deller (für Norddeutsche ohne Konsonantenschwäche: Herbstteller) ein echter Volltreffer, der mit seinen Aromen den Herbst wirklich perfekt einfängt und auch Annettes Metzgerteller sah mehr als lecker aus. Und den Gewürztraminerbrand und den Pfälzer Gin, die wir zum Verdauen bestellen, wollen wir morgen beim Weingut Heußler direkt auch noch in unsere Vorratskammer aufnehmen: So lecker! Herbschd Deller[/caption]
Nur eine Sache werde ich in Deutschland nicht mehr verstehen. Auf der gesamten Reise habe ich, wo immer es ging, mit der Apple Watch bezahlt. Funktioniert problemlos, erspart mir den Gang zum Geldautomaten und das Herumgekrose mit Kleingeld. Und mit dem fröhlichen „Pling!“ macht es fast schon Spaß, sein Geld loszuwerden.
Wie gesagt, überall problemlos. Nur in Deutschland gilt eisern der Wunsch nach Barem oder, gerne schon mit einem gequältem Blick, der EC-Karte. Und auch heute Abend wieder: „Bar oder EC“. Ich sehe das moderne Kartenlesegerät mit dem Kontaktlos-Symbol und sage erfreut „Oh, dann geht das ja doch mit der Uhr!“, halte diese an das Symbol und „Pling!“ ist bezahlt. Was der Kellner dann weniger gut fand. Denn er hat die Vorgabe, Kreditkarten abzulehnen (nichts weiter ist halt eine Zahlung mit der Apple Watch) und muss das jetzt der Chefin verklickern.
War mir dann fast ein bisschen peinlich, aber diese schon religiöse Ablehnung von Kreditkarten in Deutschland ist schon echt merkwürdig. Wieso kann ich in Dänemark ein Eis oder ein Brot mit Karte zahlen und in Deutschland bricht das Geschäftsmodell eines Ladens zusammen und man nagt am Hungertuch, wenn man Kreditkartengebühren tragen muss. Kann mir das mal jemand erklären…?
Aber abgesehen davon: Ein perfekter letzter Reisetag, den wir dann im MoMo ausklingen lassen.
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